Michael
"Bommi" Baumann war Mitbegründer der Bewegung 2. Juni,
einer der Stadtguerilla zugeordneten militanten Bewegung. Das Datum erinnerte
an die Ermordung Benno Ohnsorg am 2. Juni 1967 durch einen - wie man später
herausfand im Dienste der Stasi stehenden - Polizisten. Dieser (Karl-Heinz
Kurras) hatte damals als Schutzpolizist Dienst bei einer Studentendemo die sich
gegen den Staatsbesuch des Schahs von Persien, Reza Pahlevi richtete. Dabei
schoss er dem FU Studenten mit seiner Dienstpistole in den Hinterkopf. 2009
wurde seine Tätigkeit für die Stasi bekannt deren Informeller Mitarbeiter er
von 1955 bis 1967 war.
Im Zeichen dieser Ereignisse entstand die "Bewegung
2. Juni", welche von Michael Baumann und Till Meyer als
proletarischer Teil der Berliner Stadtguerillabewegung gegründet wurde. Die
Bewegung war allerdings auch extrem militant und verübte Bombenanschläge auf
Fahrzeute der Alliierten sowie einen britschen Yachtclub am 2. Februar 1972.
Alle diese Aktionen standen im Zusammenhang mit dem "Bloody Sunday"
in der nordirischen Stadt Derry (30. Januar 1972). Als der Aktivist Thomas
Weissbecker am 2. April 1972 erschossen wurde verübten die übrigen Mitglieder
der Bewegung 2. Juni unter dem Motto "Jetzt reichts" am 3. März 1972 einen Sprengstoffanschlag
auf die Zentrale des Landeskriminalamtes Berlin. Weitere Aktionen wurden nach
der Festnahme bzw. dem gewaltsamen Tode Georg von Rauchs und Petra Schelms
durchgeführt, so der am 5. Mai 1972
verübte Brandanschlag auf die juristische Fakultät Berlin. Petra Schelm
war Aktivistin der RAF. Georg von Rauch wurde bei einem Festnahmeversuch von
der Polizei erschossen. Im April 1972 missglückten zwei Sprengstoffanschläge
gegen US-amerikanischen Einrichtungen. Beide Sprengsätze konnten von der
Polizei entschärft werden. Die Bewegung 2. Juni wollte damit gegen den
Vietnamkrieg protestieren. Eine weitere spektakuläre Aktion war die Entführung
des CDU Politikers Peter Lorenz am 27. Februar 1975. Dies passierte mitten im
Berliner Wahlkampf. Er wurde gegen 5 Mitglieder der RAF bzw. Bewegung 2. Juni
ausgetauscht - das einzige Beispiel, wo die Bundesrepublik Deutschland auf
einen Deal mit Terroristen einging. In diesem Zusammenhang wurde jedoch Till
Meyer (erneut) verhaftet (beim ersten Mal 1972 gelang ihm die Flucht) und wurde
am 27. Mai 1978 von Gesinnungsgenossen aus der Haftanstalt Berlin-Moabit
befreit, floh nach Bulgarien wo er jedoch festgenommen und an die BRD
ausgeliefert wurde. 1986 wurde Till Meyer vorzeitig entlassen. Er ist Autor der
Autobiografie "Staatsfeind". Michael "Bommi" Baumann sagte
sich Mitte der 70er Jahre vom Terrorismus los und wurde 1981 in London
verhaftet. Er wurde zu 5 Jahren Haft verurteilt. Nach der Wende wurde bekannt,
dass Baumann 1973 von der Stasi verhaftet wurde und dort ein 165 Seiten starkes
Werk über alle in der BRD aktiven Terroristen geschrieben hat. Er schrieb das
Buch "Rausch und Terror". Die Bewegung 2. Juni wurde am Jahrestag
1980 von einigen Mitgliedern als aufgelöst erklärt. Andere Aktivisten widersprachen
dem aber und machten weiter.