Donnerstag, 19. Juli 2012

Neue Diskussionen um Deutschlands Fankultur

Stehplätze bleiben in den deutschen Fußball-Stadien erhalten
Erhöhung der Zuwendungen für Fan-Projekte um 50 Prozent, Verschärfung der Richtlinie für Stadionverbote
Verhaltenskodex mit klarer Ablehnung und Sanktionierung von Pyro-Technik
Keine Toleranz gegenüber Krawallmachern und zusätzliche Mittel für Präventionsaufgaben: Im Rahmen einer gemeinsamen Sicherheitskonferenz haben sich die Klubs von Bundesliga, 2. Bundesliga und 3. Liga heute in Berlin auf ein erstes Maßnahmen-Paket für zusätzliche Sicherheit im deutschen Fußball einstimmig verständigt. Auf Einladung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und des Ligaverbandes bekannten sich die Vereinsvertreter in Anwesenheit von Bundesinnenminister Dr. Hans-Peter Friedrich sowie des Vorsitzenden der Innenministerkonferenz der Länder, Lorenz Caffier, zum Schutz der einzigartigen Fankultur in Deutschland. Die Stehplätze in den deutschen Fußball-Stadien bleiben erhalten.
Vor diesem Hintergrund wird der Fußball, der schon jetzt in Summe mehr als 25 Millionen Euro jährlich in die Stadion-Sicherheit investiert, seine wirtschaftlichen Zuwendungen für Fan-Projekte ab sofort um 50 Prozent erhöhen. Damit werden Länder und Kommunen, die zuvor im Rahmen einer Drittel-Finanzierung beteiligt waren und nun jeweils nur noch für ein Viertel der Kosten aufkommen müssen, erheblich entlastet. Gleichzeitig sind deutliche Verschärfungen in Bezug auf die Dauer von Stadionverboten vorgesehen – von bislang drei auf fünf Jahre, in besonders extremen Ausnahmefällen sogar zehn Jahre. Die 2007 vorgenommene Aufweichung wird somit auf Grund der neuen Intensität von Ausschreitungen und Regelverstößen zurückgenommen.
In einem gemeinsamen Verhaltenskodex wurden zudem die Regeln für die Gewährleistung eines friedlichen Miteinanders dargelegt. Dieser Kodex sieht neben der Verurteilung und konsequenten Bestrafung von Gewalt eine eindeutige Ablehnung jedweder Art von Pyro-Technik in den Stadien vor. Zuwiderhandlungen sollen, wenn nicht ohnehin von staatlichen Organen oder Sportgerichtsbarkeit zu ahnden, von den Klubs individuell konsequent sanktioniert werden. Bei gewalttätigen Zwischenfällen und Abbrennen von Pyro-Technik sollen künftig dementsprechend Fan-Privilegien, wie beispielsweise der Zugang zu Ticket-Kontingenten, auf den Prüfstand gestellt werden.
Mit Beginn der Bundesliga-Saison werden sich die Kapitäne der Vereine der Bundesliga, der 2. Bundesliga und der 3. Liga mit einer Erklärung gegen jede Form von Gewalt und Pyrotechnik an die Fans im Stadion wenden. Darüber hinaus wurden weitere Handlungsfelder definiert, mit denen sich die zuständigen Gremien bei DFB und Ligaverband ab sofort intensiv befassen werden, um entsprechende Regelungen in die Statuten einzubringen. Um die einzigartige Fan-Kultur zu erhalten, werden zudem weitere technische, infrastrukturelle und organisatorische Maßnahmen geprüft, wie zum Beispiel der flächendeckende Einsatz modernster Video-Systeme, die an einigen Standorten bereits vorhanden sind. Auch eine neutrale Zertifizierung des Sicherheitsmanagements wird diskutiert werden.
"Wer für den Fußball ist, ist gegen Gewalt. Der Schulterschluss der Vereine ist ein wichtiger Schritt und die beschlossenen Maßnahmen sind für mich ein dringend notwendiges Zeichen, dass sich alle der Verantwortung stellen und für mehr Sicherheit eintreten wollen. Zusammen mit Politik, Polizei, Justiz und der großen Masse der friedlichen Fans muss es uns im Sinne des gesamten deutschen Fußballs gelingen, die kleine Gruppe der Störer und Gewalttäter noch besser in den Griff zu bekommen. Ein klares Bekenntnis zu präventiven Aufgaben und gleichzeitig keine Toleranz bei jeder Form von Gewalt – das wird auch weiterhin unser Weg sein", sagt DFB-Präsident Wolfgang Niersbach.
"Der Fußball in Deutschland ist ein Erfolgsmodell und soll es auch künftig bleiben. Wir können stolz sein auf eine traditionsreiche Fankultur mit Stehplätzen und moderaten Eintrittspreisen. Diesen Zustand wollen wir schützen. Und deshalb stellen sich die Klubs ihrer Verantwortung im Sinne von Millionen friedlicher Fans. Vor diesem Hintergrund sind die beschlossenen Maßnahmen unverzichtbar. Dialog und Kommunikation bleiben immer die Grundlage unseres Handelns, ebenso unerlässlich ist aber eine konsequente Bestrafung von Fehlverhalten", erklärt Liga-Präsident Dr. Reinhard Rauball.





Abschaffung der Stehplätze längst beschlossen?


Nach Informationen Rot-Schwarze Hilfe ist die Abschaffung der Stehplätze in deutschen Stadien bereits beschlossene Sache. So soll DFB-Präsident nach den nächsten Vorfällen von der Politik entsprechende Gesetze fordern und diese dann umsetzen.

Stadionwelt dokumentiert die Mitteilung der Rot-Schwarze Hilfe aus Nürnberg:

DFB und Regierung - Abschaffung der Stehplätze längst beschlossen

Was vor einigen Wochen noch Utopie war, nämlich die Abschaffung der Stehplätze, nimmt nun konkrete Formen an. Wie wir aus einer sehr zuverlässigen Quelle erfahren haben, hat DFB-Präsident Wolfgang Niersbach bereits einen Masterplan erarbeitet, wie das Stehplatzverbot in den oberen Ligen umgesetzt werden soll. Dabei sollen der DFB und die Bundesregierung – vor allem in Person des Innenministers Hans-Peter Friedrich - Hand in Hand arbeiten, um eine Gesetzesgrundlage zu schaffen und das Verbot ohne größeren Widerstand durchzusetzen.

Niersbach wolle nun noch zwei bis drei Vorfälle im Ultra-Umfeld abwarten und dann an die Bundesregierung herantreten. Diese solle dann vehement die Abschaffung der Stehplätze fordern. Es ist damit zu rechnen, dass entweder ein gesetzliches Verbot ausgesprochen werden soll oder der DFB sich selbst dazu verpflichtet, um eine Art „Fußballgesetz“ zu vermeiden. Der DFB-Präsident wäre dann der Erfüllungsgehilfe der Bundesregierung und könnte sich gegen die aufflammende Kritik unter Verweis auf die politische Entscheidung, die der DFB selbst provoziert hat, verteidigen.

Dass diese Informationen zutreffen, wird auch sehr deutlich in dem Interview (
Märkische Allgemeine ) mit Bundesinnenminister Friedrich angedeutet, der davon spricht, dass die Fans „…es selbst in der Hand hätten…“

Nun ist er also vollbracht, der nächste Schritt weg von der Fußballkultur hin zum Kommerz: Stimmung raus, Eventpublikum rein!

Die Polizei und ihre Gewerkschaften haben ein weiteres Ziel erreicht mit ihrer nicht müde werdenden populistischen Übertreibung eines angeblichen Gewaltproblems im Fußball. Mit Hilfe einer hysterischen Medienberichterstattung hat sich das angefachte Feuer zu einem Flächenbrand ausgeweitet.

Herzlichen Glückwunsch an alle Beteiligten!

Ruhe in Frieden, deutscher Vereinsfußball!

Nürnberg im Juli 2012


Abschaffung der Stehplätze - Vom Volkssport Nr.1 zum Business Event

Darf man der Rotschwarzen Hilfe aus Nürnberg Glauben schenken, ist die Abschaffung der Stehplätze im Deutschen Profilfussball unter der Hand bereits beschlossene Sache.
Bei den nächsten Vorfällen aus dem Umfeld der Ultra-Szene soll dieses Vorhaben im Zusammenspiel zwischen DFB und der Politik in die Tat umgesetzt werden.
Bei der ganzen medialen Berichterstattung der letzten Monate rund um König Fussball könnte man wirklich glauben das völlig neue Dimensionen in Sachen Fangewalt erreicht wurden, und populisitsche Forderungen von unserem Innenminister durchaus Berechtigung haben.
Blicken wir mal etwas genauer hin.
Die Abschaffung der Stehplätze soll erfolgen um die angeblich zunehmende Gewalt und das verbotene Abbrennen von Feuerwerkskörpern zu verhindern, schließlich geht die Gewalt und das Abbrennen von Pyros ja von den Stehplatzkurven aus. Soweit der öffentlich kommunizierte Standpunkt unseres Innenministers...
Doch ist das wirklich so?
Kurz und Knapp NEIN!!!
Ich möchte diese These auch anhand von faktischen Beispielen erörtern.
Nehmen wir zum einen die Fanszene aus Rostock, mit der es offenkundig in der Vergangenheit mehrfach Probleme gab. Beim Spiel FC Hansa Rostock - FC St Pauli (19.11.2011) kam es zu verschiedensten Straftaten (unter anderem Würfe von Bengalos in den Gästeblock, verbrennen von gegnerischen Fanutensillien, Missachtung des Vermmungsverbots) um nur ein paar Beispiele zu nennen. Der Standort der Rostoker Fanszene war zu diesem Zeitpunkt die Südtribüne im Ostseestadion.
Gibt es auf der Südtribüne Stehplätze? NEIN!!!
Als weiteres Beispiel sei das Relegationshinspiel zwischen Hertha BSC - Fortuna Düsseldorf(10.05.12) im Olympiastadion genannt. Bei diesem Spiel kam es zum Abbrennen von Pyrotechnik im Gästeblock.
Gibt es im Berliner Olympiastadion Stehplätze? NEIN!!!
Nur 2 Tage später stieg in selbigem Stadion das DFB Pokalfinale zwischen dem FC Bayern München und Borussia Dortmund (12.05.12). Auch bei diesem Spiel kam es zum abbrennen von Pyros in beiden Fankurven. Stehplätze gibt es hier immer noch nicht.
Nimmt man diese Beispiele als Grundlage, stellt man fest, das die Abschaffung der Stehplätze wenig Sinn macht um die vorhandenen Probleme in einigen Deutschen Fanszenen in den Griff zubekommen...
Anstatt gemeinsam, also Vereine, Verbände, Fans, Politik und die Polizei nach wirklich sinnvollen Lösungen zu suchen, fand wieder mal einseitiger Sicherheitsgipfel statt ohne die jenigen um die es geht. Nämlich die Fans...
Die dort beschlossenen Maßnahmen, mehr Geld für Fanarbeit, Stadionverbotsmaximaldauer von bis zu 10 Jahren und ein Verhaltenskodex sollen die Probleme der Fangewalt lösen.
Allerdings darf bezweifelt werden das diese Maßnahmen wirklich Wirkung zeigen, da mal wieder übereinander und nicht miteinander geredet wurde, und die Maßnahmen nicht da ankommen werden wo sie es müssten um die Probleme in den Griff zu bekommen.
Es scheint aber auch nur bedingt gewollt zu sein einen ersthaften Dialog mit mündigen Fans zu führen, die nicht alles kritiklos hinnehmen und die wohlmöglich auch noch ganz gut organisiert sind.
Öffentlich behauptet man zwar das man Stolz auf die Deutsche Fankultur sei, hinter verschlossenen Türen sieht man die Fans allerdings lediglich als Problem und Sicherheitsrisiko an.
Und genau an diesem Punkt kommen wir zurück zur möglichen Abschaffung der Stehplätze.
Was könnte wirklich dahinter stecken wenn es die Probleme der Fangewalt nicht löst???
Nun ja, es liegt auf der Hand das man durch diese Maßnahme mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen kann...
Keine Stehplätze = Höhere Ticketpreise = Mehreinnahmen für die Vereine = ein weiterer Schritt in Richtung Totalkommerzialisierung unter dem Deckmantel der Gewaltbekämpfung.
Man kann als Fussballfan nur hoffen das wenn die Abschaffung der Stehplätze wirklich in die tat umgesetzt wird, die Fans gemeinsam auf die Barrikaden gehen und auch der normale Bürger merkt, das es hier um viel mehr geht als um die angebliche Gewaltbekämpfung im Fussball. Hier geht es nämlich um Lobbyinteressen der Vereine und vor allem des DFB und der DFL.
Wenn die Verbände ein ernsthaftes Interesse hätten die Fankultur in Deutschland zu erhalten, und die Gewaltprobleme im zu Fussball lösen, würden viele Sachen anders laufen und es würde schon längst einen Dialog auf Augenhöhe geben.
Aber warum auch...
Mündige Fans die nicht einfach nur Konsumieren sondern mitgestalten wollen, sind in diesem Business unerwünscht solange die Stadien voll sind. Der einfache Konsument ist viel leichter zufrieden zustellen und bringt auch noch viel mehr Geld als ein normaler Kurvengänger.
Das der DFB sich nur sporadisch mit den Problemen auseinandersetzt, zeigt auch die willkürliche Verteilung von Strafen für die Vereine aufgrund von Fehlverhalten der Fans.
Es gibt bis heute keinen einheitlichen Strafkataglog der transparent vorgibt wie welches Vergehen zu ahnden ist. So kam es in der Vergangenheit zu wirklich kuriosen Urteilen:
Ein kleines Beispiel aus dem Vergangenen Jahr...
Der 1.FC Köln wurde zu einer Geldstrafe in höhe von 40. 000 € verurteilt, aufgrund des Einsatzes von Pyrotechnik und des werfens von Gegenständen bei den Spielen,
1.FC Kaiserslautern - 1.FC Köln
1.FC Nürnberg - 1.FC Köln
1899 Hoffenheim - 1.FC Köln
FSV Mainz 05 - 1. FC Köln
Borussia Mönchengladbach - 1.FC Köln
Dynamo Dresden wurde zu einer Geldstrafe in Höhe von 100. 000 € + Geisterspiel gegen Ingolstadt verurteilt, aufgrund des abbrennens von Pyrotechnik + Ausschreitungen beim DFB Pokal Spiel in Dortmund.
Fazit: Der 1.FC Köln zahlt 40 .000 € für vergehen bei 5! verschiedenen Spielen.
Dynamo Dreden zahlt 100. 000 € für die vergehen bei einem Spiel und bekommt noch ein Geisterspiel obendrauf.
Über die Verhältnismäßigkeit darf sich jetzt jeder selbst ein Urteil bilden.
Um die Machenschaften des DFB noch ein bisschen genauer zu beleuchten, ist es auch interessant, sich mit den Äußerungen von Herrn Blatter(Fifa Präsident) bezüglich der WM Vergabe 2006 in Deutschland zu Gemüte zu führen...
Faktisch lässt sich feststellen, das bevor Herr Blatter diese Äußerungen getätigt hat, aus den Reihen des DFB aufgrund der Korruptionsvorwürfe gegen Herrn Blatter die Rücktrittforderungen erstmals lauter wurden.
Nach den Vorwürfen bezüglich der WM Vergabe, und der Pressekonferenz der Fifa am 17.07.12 wollte die Führungsspitze des DFB von einem Rücktritt Blatters nichts mehr wissen..
Wieso weshalb warum???
Auch hier darf sich jeder seine eigene Meinung bilden....
In diesm Sinne...FUSSBALL MAFIA DFB


Deutschland im Sommer 2012, ein weiterer wichtiger Schritt in der Transformation des Volkssports Fußball ist geschafft.

Während sich die alten und älteren Herren Funktionäre gegenseitig auf die Schultern klopfen, die Polizeigewerkschaften und Innenminister sich die Hände reiben und die Wirtschaftslobbyisten jubilieren, melden sich sogenannte Fanorganisationen negativ zu Wort.
Wie kommt es dazu und was bedeuten die derzeitigen Weichenstellungen für die genannten Gruppen und die Zukunft des deutschen Fußballs?
Der Versuch einer kurzen Bestandsaufnahme und einer perspektivischen Darstellung.
Seit spätestens 2006, durch das grandiose Sommermärchen, sind sich die Mitglieder mehrerer Gruppen und große Teile der Bevölkerung einig:
Fußball ist ein gemeinsames, tolles Vergnügen, dass man am Besten auslebt, wenn man sich bunt anmalt, immer positiv ist und kritiklos bei Popcorn und Cola das Spiel genießt. Choreographien und Gesänge kann man noch als merkwürdiges Vergnügen und nette Nebenbeiunterhaltung tolerieren, alles weitere ist aber dann doch zu proletarisch. Der Fußball ist im Wandel - und das ist auch gut so, liebe geschlechtergerechte, zahlungsfähige Kunden und Kundinnen.
Vertreter der Polizei weisen immer wieder und lautstark in den überregionalen bekannten Medien, die breite Teile der Gesellschaft erreichen, auf die großen Gefahren und Probleme hin:
Auf den Stehplätzen tummeln sich rechtsradikale, die für ihre braune Sache werben, Schlägertypen, die die Blöcke kontrollieren und mit explosiver Pyrotechnik Woche für Woche Leben gefährden. Polizeibeamte können sich ihres Lebens kaum noch wehren, da die Gewaltspirale sich unaufhaltsam in schreckliche Höhen gedreht hat.
Die sogenannten Ultras oder Hooltras - je nachdem, ob man Anhänger des selbsternannten Ober-Fanforschers Pilz ist, oder halt nicht - haben die Vereine und Blöcke in der Tasche und radikalisieren sich immer mehr.
Um diese (falsche) Aussage zu begründen, stellt man munter Statistiken auf, bzw. verdreht sie. Durch freundliche Unterstützung der Massenmedien (Hey, ein Pyrobild, dazu die Worte Chaoten und Bürgerkrieg aufs Titelblatt und die Auflage steigt) werden diese verbreitet.
Die Berichterstattung ist in etwa so ausgewogen, wie die bei FOX in den USA, wenn es um den Wahlkampf geht.
Die Ultras, Fanorganisationen und deren Unterstützer wären in diesem Bild die Demokraten (für die Medien und Gegner natürlich gleichzusetzen mit Terroristen), die Gegner die Republikaner.
In den Hinterzimmern der Funktionäre (was der Sepp kann, das können wir auch) wird gekungelt, was das Zeug hält. Vertreter verschiedener Wirtschaftslobbys, der Medien, Politiker und Co drücken sich die Klinke in die Hand, denn jeder möchte ja ein Stück vom schmackhaften Kuchen Bundesliga abhaben.
Zwischendurch wird Fanorganisationen pseudomäßig entgegengekommen, nur um diese dann, ohne weiteres Medienecho, am langen Arm verhungern zu lassen. Protestaktionen der Fans werden kaum oder wenig gezeigt und noch weniger beachtet. Ebenso ergeht es den vielen positiven sozialen Aktivitäten der Gruppen; klar, wenn "das Böse" auf einmal nicht mehr böse ist, wird die Welt halt zu kompliziert, das will und kann man der Masse nicht zumuten.
Doch genug der Vorrede, überspringen wir das Thema "Pro Pyro" und wenden uns der von den "bürgerkriegsähnlichen Zuständen", "der Todesangst" vor den "Taliban der Fans" und der friedlichen Sitzplatz-EM (naja, alles was nicht friedlich war, wurde halt nicht gesendet oder kommentiert, das kommt in der heutigen Medienwelt auf das Gleiche raus, wie "nichts passiert") geprägten Sommerpause 2012 zu.
Ein neuer Verhaltenskodex muss her! Da sind sich alle einig. Nach Vorbild des Bundestages und des Meldegesetzes macht man das Ganze schön kurzfristig, damit auch ja keiner dazwischenfunkt. Um volle Sicherheit vor Querschüssen zu haben, lädt man erst gar keine Vertreter von Fanorganisationen ein (Oppositionslos etwas durchpeitschen klappt halt besser, wie man am strahlenden Beispiel Nordkoreas sieht).
Die Stadionverbote müssen verschärft werden, ganz klar. Bis zu 10 Jahre Strafe sollten schon sein, wenn jemand auf dem Hinweg zum Stadion eine Dose wegwirft oder mit einem Aufkleber die schönen Plastiksitze oder gar Wellenbrecher verschandelt.
Dies alles haben sich die Fans natürlich selbst zuzuschreiben, man reicht ihnen sogar die Hand und verbietet Stehplätze noch nicht, da sie wichtiger Bestandteil der grandiosen Fankultur Deutschlands sind.
Wichtig dabei ist das Wörtchen "noch" und der Hinweis, dass es die Fans selbst in der Hand hätten.
Wenn man zwischen den Zeilen liest, heißt das wohl, dass der Plan der Abschaffung schon besprochen ist und in den Schubladen der Betreffenden liegt, jedoch erst dann zur Anwendung kommt, wenn ein, zwei Fehltritte der Fans (dies ist natürlich leicht aufbauschbar und steuerbar durch Medien, Polizei und Funktionäre, getreu dem Motto: haben wir keinen Skandal, stricken wir uns einen) dies öffentlich gut verkaufbar machen.
Der schwarze Peter liegt also schon vorab bei denen, die keinen Einfluss auf den Kodex hatten und deren Anliegen seit Jahren kein Gehör geschenkt wird (außer, um publikumswirksam so zu tun, als ob man bestimmte Dinge überdenken würde).
Gehen wir also davon aus, dass ein Stehplatzverbot zur Saison 2012/2013 durchaus realistisch und gewünscht ist, bringt es doch mehr Einnahmen und ein zahlungskräftigeres, unkritischeres Publikum.
Was würde das bedeuten für den deutschen Fußball?
Ich habe mir dazu ein paar Gedanken gemacht und teile jetzt ein n mögliches Szenario mit euch:
Mit Einführung des Verbots rumort es in der Sommerpause 2013 in den deutschen Fanszenen und die Drähte glühen. Verschiedene Ansichten versuchen sich Gehör zu verschaffen, Personen und Gruppen versuchen sich in den Vordergrund zu spielen, einige versuchen sogar große Bündnisse zu schmieden.
Erfolglos.
Einige Szenen boykottieren die Spiele und treffen sich vor den Stadien. Dort kommt es zu regelmäßigen Schlagabtäuschen mit den vor Ort agierenden Polizisten. Diese werden in den Medien überzeichnet und ohne Hintergrund platt dargestellt. Die Stimmung in der breiten Masse ist klar: Gut, dass wir diese Chaoten los sind.
Weitere Szenen agieren nach der Methode "Jetzt erst Recht" und machen mit großen Pyrotechnischen Aktionen (von den Medien als Randale, gefährlich und überhaupt schädigend dargestellt) und Spruchbändern (von den Medien nicht gezeigt oder kommentiert) auf ihr Anliegen aufmerksam. Auch hier ist sich die Masse schnell einig: es muss härter durchgegriffen werden. Es hagelt Stadionverbote und Geldstrafen.
Einige Gruppen geben den Kampf auf, teilweise durch Auflösung, teilweise durch Anpassung an die Gegebenheiten.
In der Rückrunde 2013/2014 ist die Atmosphäre eine andere, als man sie kannte. Die Verein gehen mehr und mehr dazu über, Animateure zu nutzen und nebenbei Atmosphäre vom Band einzuspielen. Die Zuschauer erhalten Klatschpappen und auch an Choreographien wird gedacht.
Erste alteingesessene Fans außerhalb der Fanszenen verlassen die Stadien, die seit Jahrzehnten ihre Heimat waren.
Die Preise für immer langweiliger und gleicher werdendes Catering und den Eintritt steigen weiter.
Das Fernsehen, dass erst kräftig von den Änderungen profitierte, bemerkt ab der Saison 2014/2015 deutliche Rückgänge an Zuschauern. Erstaunlicherweise nehmen dafür die Zahlen der Zuschauer in den unteren Ligen mehr und mehr zu.
Studien werden in Auftrag gegeben, Imagekampagnen gestartet, doch alles vergebens.
Eltern nehmen ihre Kinder nicht mehr mit ins Bundesligastadion, sondern wieder zur Bezirkssportanlage um die Ecke. Die Preise sind dort bezahlbar, das Würstchen frisch gegrillt und die Stimmung urwüchsiger: Fußball halt.
Die Wirtschaft und die VIP ziehen sich zurück, wie sie es nach dem Ende der Karrieren von Graf und Becker im Tennis gemacht haben. Dies liegt an mangelndem internationalem Erfolg der deutschen Mannschaften (financial fairplay wurde nie umgesetzt und die Scheichs in England und Gasmagnaten aus Russland beherrschen die Champions League) und an sinkenden Zuschauerzahlen.
Die Zuschauerzahlen sinken vor allem aus zwei Gründen:
Der mangelnde Erfolg gefällt dem modernen Tennispublikum nicht und die alten Fans wollte man nicht oder hat sie vergrault. Zusätzlich sind die Preise für Leute unterhalb der Mittelschicht kaum bezahlbar. Zuletzt ist einfach keine Atmosphäre mehr vorhanden, die Leute dazu bringt, sich die Spiele anzuschauen.
Der deutsche Profifußball wankt seinem Ende entgegen, während die Amateure nie dagewesene Zuschauerzahlen erleben.
2020.
Seit 2019 kommt es zu der grotesken Situation, dass kein Verein in die dritte Liga aufsteigen möchte, da dies nur Nachteile hat. Die DFL reagiert darauf mit einer Umstrukturierung der Ligen nach amerikanischem Vorbild, doch auch PlayOffs und Co helfen nicht mehr.
Die Sponsoren, die VIP und die Kunden wandern in Scharen in die unteren Ligen.
Schnell geraten die dort herrschenden Verhältnisse in den Fokus der breiten Masse. Pyrotechnik wird gezündet, enthemmte Fans gröhlen, es kommt sogar zu Prügeleien.
2022
Politiker, Funktionäre und Polizei sind sich einig:
Fußball ist ein gemeinsames, tolles Vergnügen, dass man am Besten auslebt, wenn man sich bunt anmalt, immer positiv ist und kritiklos bei Popcorn und Cola das Spiel genießt. Choreographien und Gesänge kann man noch als merkwürdiges Vergnügen und nette Nebenbeiunterhaltung tolerieren, alles weitere ist aber dann doch zu proletarisch. Der Fußball ist im Wandel - und das ist auch gut so, liebe geschlechtergerechte, zahlungsfähige Kunden und Kundinnen.
Fanorganisationen werden nicht angehört...