Donnerstag, 26. Juli 2012

Interview mit dem Düdelingen Trainer

Didier Philippe ist Trainer von F91 Düdelingen. Warum er mit den Luxemburgern Red Bull Salzburg eliminiert hat und wo er bei Salzburg auch Stärken sieht, erklärt er am Tag danach

Didier Philippe
, diesen Namen wird man sich in Österreich merken. Mit F91 Düdelingen gelang dem französischen Trainer in der zweiten Runde der Qualifikation zur Champions League der Aufstieg gegen Red Bull Salzburg. Und trotzdem steht er fest auf dem Boden. Philip Bauer erwischte ihn für derStandard.at am Telefon.
derStandard.at: Unpassende Frage: Wo sehen Sie die Stärken von Salzburg?
Philippe: Die jungen Spieler haben mir sehr gut gefallen. Die Nummer 39, ich habe den Namen vergessen ...
derStandard.at: Georg Teigl.
Philippe: Genau. Er ist sehr schnell auf der rechten Seite. Ich sehe bei Salzburg sehr viel Talent. Auch Trainer Roger Schmidt ist ein Fachmann. Er hat bei Paderborn großartige Arbeit geleistet. Ich respektiere ihn sehr. Er blieb gestern auch in der Niederlage ein absoluter Gentleman, das schafft nicht jeder.
derStandard.at: Was trauen Sie ihm zu?
Philippe: Er besitzt sowohl das Handwerk als auch die Spieler, um die Mannschaft zum österreichischen Meister zu machen.
derStandard.at: In Österreich redet wohl niemand so gut über Red Bull Salzburg wie Sie. Fans und Medien machen sich lustig. Hat die Mannschaft diesen Spott verdient?
Philippe: Auf keinen Fall. Es gibt keinen Grund, Salzburg medial abzuschlachten. Düdelingen hat einige Spieler mit sehr viel internationaler Erfahrung. Unsere zentrale Defensive hat wahrscheinlich mehr Europacup-Matches absolviert als jene von Red Bull. Wir haben Spieler, die in Belgien und Frankreich aktiv waren. Passen wir mit der Bezeichnung "Amateur-Mannschaft" besser auf. Ich wäre neugierig zu wissen, welche Mannschaft in Summe mehr internationale Spiele absolviert hat.
derStandard.at: Die Erfahrung hat also den Unterschied ausgemacht?
Philippe: Unter anderem. Wir haben uns aber auch durch unseren Teamgeist ausgezeichnet. Und natürlich hatten wir das notwendige Glück mit dem Spielverlauf. Wenn Stefan Maierhofer vor der Pause trifft, kassieren wir vielleicht fünf Stück. Das war der Knackpunkt.
derStandard.at: Von einem "Wunder" würden Sie also gar nicht sprechen?
Philippe: Ich sage nicht, dass wir uns in zehn Begegnungen mit Salzburg immer qualifizieren würden. Wir sind nicht Real Madrid. Aber die Leute machen sich das falsche Bild von einem Kampf zwischen David und Goliath. So ist es auch wieder nicht. Unsere Spieler haben keine Angst, wenn es gegen Salzburg geht.
derStandard.at: Wir unterschätzen Düdelingen also.
Philippe: Wir kommen ja auch nicht vom Mond. Wir haben uns auf die Spiele sehr gut vorbereitet. Wir haben Salzburg mit Video-Analysen studiert und uns überlegt, wie man Maierhofer am besten aus dem Spiel nimmt.
derStandard.at: Und wie macht man das?
Philippe: Wir wollten ihn immer mit zwei Spielern ins Sandwich nehmen. Schwieriger wurde es für uns, als er nicht mehr gespielt hat, weil die anderen Spieler agiler sind.
derStandard.at: Haben Sie die letzten Minuten gezittert?
Philippe: Die letzten 20 Minuten. Nach dem Ausschluss wurde es für uns sehr schwierig. Bis dahin hatten wir das Spiel im Griff. Der Spieler kann froh sein, dass wir aufgestiegen sind, sonst hätte er zu Fuß nach Luxemburg gehen müssen (lacht). Zehn Minuten länger, und wir wären nicht aufgestiegen.
derStandard.at: Aber es ist gelungen. Wie haben Sie den Aufstieg gefeiert?
Philippe: Da wir mit dem Bus zurückfahren mussten, haben wir gar nicht groß gefeiert. Dass die Stimmung bei der Reise aber exzellent war, können Sie sich bestimmt vorstellen. Wir sind aber vernünftig geblieben. Manche mussten heute auch zur Arbeit gehen.
derStandard.at: Wie sind die Reaktionen in Luxemburg?
Philippe: Ich stürze mich nicht sofort auf Zeitungen. Aber wir können uns vorstellen, dass wir heute sehr gute Presse haben. Noch nie hat ein Verein aus Luxemburg die dritte Runde der Qualifikation zur Champions League erreicht. Die Zeitungen waren schon glücklich, als wir das Hinspiel gewannen.
derStandard.at: Nun geht es gegen Maribor. Was erwarten Sie von diesen Spielen?
Philippe: Das ist eine solide Mannschaft, wir werden sie uns noch genauer ansehen. Im Vorjahr, als ich noch nicht Trainer war, haben wir in der zweiten Runde mit 0:2 und 1:3 gegen sie verloren. Das waren aber sehr enge Spiele. Wir haben auch hier eine Chance.
derStandard.at: Können Sie Ihre Emotionen zum Abschluss in Worte fassen?
Philippe: Man muss den Moment genießen, im Fußball kann alles sehr schnell gehen. Heute sind wir also sehr stolz. Wir haben in zwei Spielen ein Stück Geschichte geschrieben. (Philip Bauer, derStandard.at, 25.7.2012)

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