Samstag, 28. Juli 2012

Der Kriegsbeginn 1914


Der Erste Weltkrieg begann relativ spektakulär: In der Nacht von Dienstag, den 28. auf Mittwoch den 29. Juli 1914 beschossen österreich-ungarische Donaumonitore, unterstützt von Artillerieeinheiten auf der damals österreichischen Seite Zemun (Semlin) aus die serbische Hauptstadt Belgrad, vor allem deren alte, aber mächtige Festung Kalimegdan. Als Antwort versuchten serbische Soldaten, die Eisenbahnbrücke zwischen Zemun und Beograd zu sprengen, dies misslang, die Brücke war für Infanterie weiterhin passierbar. Totzdem konnte sich die relativ kleine serbische Armee unter ihrem Oberbefehlshaber Putnik noch lange halten. Eine österreichische Offensive entlang der Drina scheiterte, auch Belgrad musste nach vorübergehender Besetzung im Dezember 1914 wieder aufgegeben werden.  Hier eine zeitgenössische Zeitungskolumne:

Die ersten Kämpfe vor Belgrad. (Von der amtlichen Zensurstelle genehmigt.) Die  ”Südslawische Korrespondenz” erhält von ihrem Spezialkorrespondenten folgenden Bericht aus Semlin:  In der Nacht von Dienstag auf den Mittwoch begannen vor Belgrad die ersten Kämpfe. Wenige Minuten vor ein Uhr morgens vernahm man in Semlin den ersten Kanonenschlag, dem bald weitere folgten. Der Beginn des ersten Kampfes war serbischerseits durch Beschießung österreichischer Transportschiffe eingeleitet worden. Um die genannte Stunde passierte das Schiff der Donaudampfschifffahrtsgesellschaft “Inn” mit drei leeren Schleppschiffen die alte Belgrader Festung Kalimegdan. Das Schiff “Inn”, dessen Kommando Kapitän Stephan Feiner führte, wurde plötzlich vom serbischen Ufer mit Maschinengewehren beschossen. Der Donaumonitor “Temes” kam rasch herbeigedampft und eröffnete gegen die serbischen Stellungen das Feuer. Bald darauf war die serbische Batterie zum Schweigen gebracht. Der Kanonendonner verhallte und die am Semliner Ufer versammelten Zuschauer glaubten schon an eine Beendigung des Zwischenfalls. Plötzlich – es war inzwischen halb zwei Uhr morgens geworden – ertönte aus der Richtung der Savebrücke eine ungeheure Detonation. Die Serben hatten den Versuch gemacht, die Brücke zu sprengen. Man konnte im aufsteigenden Morgennebel sehen, daß nur der Teil zwischen dem serbischen Ufer und dem ersten Pfeiler der Brücke in das Wasser hing, während der Pfeiler selbst intakt war. Die Brücke konnte somit für als für Fußtruppen passierbar angesehen werden.

Unterdessen waren auch die Monitoren “Samos” und “Bodrog” in Kampflinie neben der “Temes” aufgefahren und begannen ein Bombardement. Gleichzeitig eröffnete die Haubitzenbatterie auf der Semliner Seite das Feuer. Der erste Schuß des Monitors “Temes” hatte das Dach der auf dem Kalimegdan exponiert liegenden Kaserne getroffen, das sofort in Brand geriet. Die nächsten Schüsse der Monitore waren ebenfalls Volltreffer. Man konnte von dem Semliner Ufer an dem aufsteigenden Rauche genau feststellen, wo die Geschosse gezündet hatten. Um halb fünf Uhr morgens war am Mittwoch der erste Kampf vor Belgrad beendet und es trat um diese Stunde wieder Ruhe ein. …