Donnerstag, 29. September 2011

Weitere Nachwehen vom Montagsspiel



Das Punktspiel am 9. Spieltag der 2. Bundesliga zwischen der SG Dynamo Dresden und der SG Eintracht Frankfurt (Ostfussball.com berichtete bereits mehrfach) endete am 26. September 2011 im offiziell ausverkauften Dresdner Rudolf-Harbig-Stadion (RHS) vor 28.976 Zuschauern mit einem 1:4-Ergebnis. Die Tore erzielten Cristian Fiel (31.) sowie Theofanis Gekas (35., 40.) und Mohamadou Idrissou (84., 87.). Schiedsrichter Wolfgang Stark leitetete die Partie auf dem Rasen.
Ostfussball.com präsentiert reflektierend einen kleinen, in einzelnen Darstellungen durchaus divergierenden, Streifzug durch den Medien-Wald rund um diese Fußball-Begegnung. [om]

(…) Die ersten Highlights gab’s auf den Tribünen, wo sich beide Fanlager einen verbal-optischen Schlagabtausch lieferten. Den entschieden die Einheimischen mit ihrer geilen Choreographie klar für sich, auch weil die Gäste zumindest mit einem Banner (“Bomben auf Dynamo”) geschmacklich ziemlich daneben lagen. Allerdings büßte der K-Block durch idiotische Gesänge später wieder ein … (…)
[Dresdner Morgenpost, 27. September 2011]
(…) Dresden wollte eigentlich (…) einen rauschenden Fußball-Abend erleben. Doch auf den Rängen gab es mehr als fragwürdige Choreographien. Gert Zimmermann berichtet (…)
[Tondokument als Audio-Datei (2:35 Minuten) | MDR1 Radio Sachsen, 27. September 2011, 13:45 | Traurige Fan-Choreographien in Dresden | -> mdr.de]
(…) Während des Spiels hatte es das ein oder andere Scharmützel gegeben, nach der Partie zwischen Dynamo Dresden und Eintracht Frankfurt flogen Steine. Die Fans aus Hessen erwiesen sich diesmal jedoch als wahre Unschuldslämmer.
Als es am Montagabend gegen Mitternacht am Straßburger Platz nahe der Dresdner Altstadt zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung kam, waren die allermeisten Anhänger der Frankfurter Eintracht längst auf dem Weg in Richtung Heimat. Rund 250 teils vermummte Dynamo-Fans hatten zuvor vergeblich versucht, die von der Polizei eskortierte Abreise der Hessen zu verhindern.
Wohl aus Frust über die 1:4-Niederlage und die verpasste Abreibung mit den gegnerischen Anhängern lieferten sich anschließend rund 80 Dynamo-Fans einen Straßenkampf mit der Polizei. Drei Beamte wurden dabei von umherfliegenden Flaschen verletzt, neun Randalierer konnten festgenommen werden. “Das ist immer nur eine sehr kleine Gruppe, die große Mehrheit ist friedlich”, ärgerte sich Dresdens Polizeisprecher Marko Laske über die neuerlichen Vorfälle (…)
Dabei sei das Einsatzkonzept der Ordnungskräfte ansonsten wie erhofft aufgegangen. Rund 1.100 Beamte waren bei der vom Deutschen Fußball-Bund als “Hochbrisanzspiel” eingestuften Zweitliga-Partie vor Ort. “Das sind deutlich mehr Kräfte als gewöhnlich”, sagte Laske (…) Im Vorfeld eingegangene Hinweise auf Gewalt hätten diese Vorkehrungen jedoch nötig gemacht.
Während der Begegnung blieb die Lage weitgehend ruhig. Ein paar Scharmützel unter den Fangruppen, der ein oder andere provokative Gesang in Richtung des Gegners, ein vereinzeltes Abbrennen von Pyrotechnik. “Das war alles im normalen Rahmen, das ist ja auch ein stückweit Fankultur”, so der Polizeisprecher. Auch als Dresdner Krawallmacher Mitte der zweiten Halbzeit versuchten, den Eintracht-Block zu stürmen, hatten Polizei und Ordner das Geschehen schnell wieder im Griff. Dass es nach Spielende doch noch einmal knallte, ist umso bedauerlicher. Zumindest hatten sich diesmal die Frankfurter Anhänger rechtzeitig aus dem Staub gemacht.
[hr-online.de, 27. September 2011, 15:45]
(…) Die Akteure auf dem Rasen hatten es vorgemacht. Der 4:1-Sieg von Eintracht Frankfurt über Dynamo Dresden lässt sich zwar nicht in die Rubrik “Fußballfest” einordnen, immerhin blieben den Zusehern brutale Fouls, Rote Karten und Rangeleien aber erspart, beide Teams präsentierten sich sportlich fair. Für einige Dynamo-Hooligans galt dies allerdings nicht. Nach dem Spiel kam es zu Ausschreitungen (…)
Wegen der im Vorfeld bekannten Gefahren holte sich die Dresdener Polizei Verstärkung aus Berlin, Brandenburg und bei der Bundespolizei. So waren die Beamten dann auch in der Lage, sieben Dynamo-Fans, die sich mit selbst gebastelter Pyrotechnik ausgerüstet hatten, aus dem Verkehr zu ziehen. Auch die Eintracht wurde um 27 mitgereiste “Anhänger” beraubt, da gegen sie landesweites Stadionverbot vorlag (…)
Auf die vehemente Trennung der beiden Fangruppen wurde während des Spiels besonderer Wert gelegt. Warum das geschah, zeigte sich, als einige Hooligans versuchten, in den Eintracht-Block zu gelangen. Ordner und Polizisten gelang es, Zusammenstöße der Fans während des Spiels zu verhindern (…)
Als die Frankfurter Fans die Heimreise antreten wollten, versuchten ungefähr 250 teils vermummte Dynamo-”Fans”, dieses Unterfangen zu stören (…) Schlimmer wurde die Situation, als es gegen Mitternacht in der Nähe des Stadions zu einer Massenschlägerei mit 80 Personen kam (…) Bei den Auseinandersetzungen wurden außerdem drei Beamte verletzt, nachdem Hooligans mit Flaschen geworfen hatten. Der zweifelhafte Titel des “Randalemeisters” scheint von Frankfurt nach Dresden weitergereicht werden zu können.
[goal.com, 27. September 2011, 16:55]

(…) Die gegenseitigen Sticheleien unter den gegnerischen Schlachtenbummlern hatten bereits während des Spiels im (…) Stadion eine erhebliche Schärfe – vor allem seitens der Gäste-Fans. So entrollten die Frankfurter erst ein Transparent mit der Aufschrift “Bomben auf Dynamo” mit dem Umriss der Frauenkirche. Die Dresdner konterten mit “asoziale Wessis”, die “heute noch aufs Maul kriegen”. In der zweiten Halbzeit steigerten die Frankfurter ihre Sprechchöre und riefen “Nazi-Schweine” beziehungsweise “Stasi-Schweine” – das war nicht so genau erkennbar. Erst Minuten später unterbrach der Schiedsrichter die Partie. Ein Stadionsprecher forderte die Fans auf, diese “rassistischen Gesänge” zu unterlassen. Als in den Fanblocks von Dynamo und den Gästen die Aggressionen zunahmen, rückten sogar bewaffnete Einsatzzüge der Polizei ins Stadion ein. Dynamo-Fans hatten versucht, in den Gästefanblock einzudringen.
Noch ehe die Frankfurter Fans das Stadion verlassen hatten, zündete Chaoten im Blüherpark Pyrotechnik. Sie wollten die abreisenden Fans aus Frankfurt angreifen. Wenige Meter weiter griffen Chaoten Verkehrspolizisten an, die gerade die St.-Petersburger-Straße sperrten. Sie wurden mit Flaschen und Pyrotechnik beworfen und mit Leuchtkugeln beschossen. Drei Beamte wurden verletzt.
Fast gleichzeitig wurden mehrere Seitenscheiben eines Reisebusses der Gäste am Georgplatz eingeworfen. Auch am Lennéplatz wurden angeblich Shuttlebusse mit Frankfurter Fans angegriffen. In drei DVB-Bussen gingen Scheiben zu Bruch – laut Polizei jedoch meist verursacht von den Insassen.
Höhepunkt war eine Auseinandersetzung unter etwa 80 Dresdner Chaoten (…) am Straßburger Platz nach Mitternacht. Als die Polizei kam, richteten sich die Aggressionen gegen die Uniformierten. Die Beamten stellten die Identitäten zahlreicher Störer fest – und fassten dort auch Tatverdächtige des Angriffs in der St.-Petersburger-Straße. Neun Dresdner wurden festgenommen. Gegen sie wird wegen Körperverletzung und Landfriedensbruchs ermittelt. Drei weitere landeten im Gewahrsam (…)
[Sächsische Zeitung (Print-Ausgabe), 28. September 2011]