Dienstag, 27. September 2011

Politik im Stadion





Heute fand ich im besten deutschen Ultraforum www.ultras.ws einen Satz zum Thema Politik im Stadion, der mich ein wenig nachdenklich macht. „Politik raus aus dem Stadion, im Deutschen Bundestag (Nationalrat für Österreich) gibt es ja auch kein Elfmeterschiessen !“ – Bumm ! Treffer Versenkt. Nun ist es ja so (und das kann keiner abstreiten) dass Politik ein Teil unseres Lebens ist, jede Entscheidung ist im Grunde genommen ja schon Poltik und NATÜRLICH hat jeder Mensch eine eigene politische Meinung. Wäre ja traurig wenn nicht. Oder wenn es verboten wäre, eine eigene Meinung zu haben – so wie fast fünfzig Jahre lang in halb Europa. Politik ist auch im Stadion zu finden, weil die Tribüne ein Querschnitt durch die Gesellschaft ist – mit allen Vor- und Nachteilen, da jeder Mensch natürlich seine Meinung zu den Dingen des (politischen) Lebens hat. Die Frage ist nur, ob er sie auch dauernd mitteilen muss. Das muss ja nichteinmal in Worten sein sondern durch das Tragen entsprechend zuordenbarer Zeichen und Symbolen oder in seinen Taten. Politik im Stadion – JA, aber nur solange sie sich mit dem Verein beschäftigt. Denn wegen ihn geht man ja ins Stadion, wegen ihn fährt man auswärts und nimmt Sachen in Kauf, über die andere den Kopf schütteln. Und – was ganz wichtig ist für mich – man ist ja auch Vertreter seiner Szene, seiner Subkultur, seiner Lebenseinstellung und als solcher auch für die Aussendarstellung verantwortlich. Dieses „No one likes us, we don´t care !” – Gehabe ist zwar punktuell lustig, hilft aber im Allgemeinen überhaupt nicht weiter wenn es um die Akzeptanz bei der breiten Masse von Kronenzeitungslesern und RTL-Explosiv- bzw. ATV-Konsumenten handelt. „Leben im Gemeindebau“ – eine saulustige Milieustudie, natürlich kommt der „durchschnittliche“ Fussballfan (meist Rapidler um dem Klischee komplett gerecht zu werden) darin vor, der sich so verhält wie man ihn gerne hätte und wie er bezahlt wird. Denn wer zahlt schafft an und so machen sich dort arme Würste für Geld zum Deppen – Hofnarren der Medienunterhaltung quasi – und die breite Masse, die nie einen Fansektor beziehungsweise ein Stadion von Innen gesehen haben glaubt es auch noch. „Eh kloa, lauter Proleten und Nazis“ – so der Grundtenor. Das das nicht stimmt weiss jeder, der mehr als einmal am Platz war. Ist aber auch egal weil die Zeitungen ja in dieselbe Kerbe schlagen. Sei es jetzt die Krone (Heute) bzw. Österreich mit ihren siebenseitigen Exklusivberichten über die Fanszene inklusive geheimen Insiderinformationen oder sogar der normalerweise seriöse Ballesterer mit seinem „Herrn Gyros“ überall wird diese Problematik massenmedientauglich verwurstet und damit ein Bild geschaffen, welches dem Original nicht im geringsten entspricht. Fotoshop für Medien sozusagen. Kartoffelbrei für Otto Normalverbraucher. Unterstützt wird diese Meinung natürlich auch noch dadurch, dass sich einige in dieses Klischee hineinsteigern und sich dann so verhalten, wie die Medien es wollen. Am besten mit provokanten politischen Parolen – je nach Land entweder links- oder rechtsextrem und damit die Schraube weiter anziehen – Futter für die Presse. So sorgt der eine wechselweise für den anderen. Eine im Grunde genommen perfekte Symbiose, wo wenige auf den Rücken Vieler für einen Ruf sorgen, der eigentlich ein erlogener ist. Nimmt man di Anzahl der Besucher von Fussballspielen in Österreich während eines Jahres und stellt die Anzahl der verhaltensoriginellen Leute im Stadion gegenüber würde man nichteinmal auf einen Promillesatz kommen – interessiert jedoch weder die Medien noch Herrn und Frau Österreicher. Weil es ja stimmt, wenns in der Zeitung steht oder im Fernsehen gezeigt wird. Presserecht, weisst eh !

Ihr werdet euch jetzt noch fragen, warum ich oben www.ultras.ws als bestes deutsches Ultraforum bezeichne obwohl doch so viele Leute –ich auch wenn ich mich wiedereinmal geärgert habe - darüber lästern: Weil es genau DEN Durchschnitt durch die fussballinteressierte Gesellschaft aufzeigt, der auch wirklich vorhanden ist. Dort gibt es den gesunden Meinungsaustausch, im Gegensatz zum studentisch orientierten www.austriansoccerboard.at, welches ich zwar auch mag aber manchmal nur schwer ertragen kann.