Mittwoch, 21. September 2011

Irgendwie Irr




Gestern gab es im Horrstadion aka Generali Arena das Cöpspiel zwischen den Amateuren der Wiener Austria und dem LASK Linz. Insgesamt werden etwa 300 Leute dort gewesen sein, davon etwa 50 – 60 Schwarzweisse. Ein Spiel mit wenig Aufregung und wenig Zuschaueranspruch. Von der Papierform her ohnehin klar und das wurde es auch auf dem Grünen Rasen. Nach dem Spiel – die Sicherheitsvorkehrungen hielten sich in vornehmer Überschaubarkeit, man konnte sich relativ sehr frei bewegen – wollten dann wohl einige Austrianer den LASK Linzern gratulieren. Es folgte ein kleines Scharmützel bei dem dem Vernehmen nach ein Auswärtsfan verletzt wurde, der Rest hatte schnelle Füsse bekommen. Dies alles passierte ohne Polizeibeteiligung und mit regungsloser Beteiligung der wenigen Ordner. Nicht schön, passiert aber halt. Der Punkt ist aber nicht der, dass es passierte sondern dass man in diesem Falle – in einem anderen Blog (http://seit1908.at/blog/schwarz-auf-weiss/item/278-aktenzeichen-wien-x-chronik-einer-schweinerei) vehement den Einsatz der Polizei kritisierte und den Schutz der Exekutive herbeiwünschte. Wir reden hier wohlgemerkt von dem was man Fanszene nennt. Der Artikel selber ist zwar von einem Journalisten geschrieben worden, dieser dürfte jedoch Kontakte zur Szene haben. Und das ist für mich das Unfassbare: einerseits kritisieren die organisierten Fanszenen/Fanclubs/Gruppen die schon zur Gewohnheit gewordenen überzogenen Polizeieinsätze mit ihrer Beschränkung der Bewegungs- und Redefreiheit etc. schreit jedoch sofort nach derselben wenn diese dann die geforderte Freiheit gibt und jeder auf sich selber aufpassen muss. Da ist es dann nicht mehr so gut, vorher grosspurige irgendwelche Parolen, Transparente und Internetverhöhnungen zu machen, weil man im Falle des Falles (und beim LASK Linz gibt’s da ja einiges, man erinnere sich nur an das SHALOM Transparent im Horr vor ein paar Jahren) dann dafür abgemahnt wird – meist eher nicht verbal. So wie in diesem Fall. Das haben ja auch schon die Innsbrucker beinahe in Kagran erleben dürfen dass die Verhöhnung einer Hooligan-Interessensgemeinschaft vielleicht nicht das allerschlaueste ist wenn man eineinhalb Wochen später in derem Wohnzimmer, bei Hellas Kagran antreten muss. Es ist ja irgendwie bezeichnend für die Schizophrenität der Ultraszene in Österreich, die einerseits unabhängig von Verein, Exekutive und staatlicher Gesetzgebung sein will andererseits eng mit Vereinen zusammenarbeitet, in brenzligen Situationen nach der Polizei und nach einer Gesetzgebung schreit. Diese Kinderkrankheiten werden – solange sie nicht beseitigt werden können was ich derzeit schwer bezweifle – der Untergang der Bewegung sein da der Staat und die Vereine sich nur eine gewisse Zeit lang an der Nase herumführen lassen und irgendwann genau die Leute dort an den entscheidenden Stellen sitzen, die sich derzeit nur medial über die derzeitige Situation aufregen. Und auch das kann schon weitreichende Folgen haben wie man anhand des Internetportals www.austriansoccerboard.at erkennen kann, das jetzt schon bis zu einem gewissen Grad meinungsbildend ist indem die österreichische Sportjournaille von dort Informationen, Gerüchte, Spekulationen und Meinungen herausfiltert und zu teilweise ziemlich reisserischen Artikeln gegen die Szene verwendet. Diese wiederum führen dann zu weiteren Repressionen der staatlichen Organe, die sich in der Pflicht sehen, dagegen etwas zu unternehmen. Und die Spirale dreht sich weiter.


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