Donnerstag, 29. September 2011

Lost Border: Fertörakos/Sopron

Wenn man sich die Vorgänge des Jahres 1989 so anschaut dann wird man feststellen, dass der Zusammenbruch des Eisernen Vorhanges nicht in Berlin, Budapest oder Bukarest stattfand, sondern beim Paneuropäischen Picknick in der Nähe von Sopron. Mitglieder der Debrecener Jungdemokraten haben in Zusammenarbeit mit Oppositionellen aus Sopron für den 19. August 1989 zu einem Picknick an der Grenze aufgerufen. Dieser Aufruf wurde auch den österreichischen Nachbargemeinden zugeschickt sowie den ostdeutschen Urlaubern am Plattensee. An diesem Tag nun versammelten sich Tausende entlang der Grenze, auf österreichischer Seite war der Grenzbalken bereits geöffnet. Dies nahmen ein paar hundert Ostdeutsche zum Anlass, auf ungarischer Seite gegen den Grenzzaun zu drücken, der daraufhin aufging. Etwa 250 junge Leute stürmten auf österreichisches Gebiet, weitere folgten. Der verantwortliche ungarische Grenzoffizier erteilte keinen Schiessbefehl, obwohl dieser damals noch in Kraft war. Rund 600 Ostdeutsche schafften die Flucht unter Zurücklassung aller persönlicher Habe sowie deren PKWs. In Österreich wurden sie sofort mit Bussen nach Wien gebracht, von dort ging es mit einem Sonderzug weiter nach Bayern. Dieser erste geglückte Versuch spornte weitere Leute an, man stürmte die BRD-Botschaft in Budapest und kampierte dort. Am 11. September 1989 ordnete die ungarische Regierung schliesslich die Öffnung der Grenze für DDR-Bürger an, eine Massenflucht folgte. Einige Monate später fiel die Mauer, in Bukarest wurde Diktator Ceauschescu erschossen und fast alle anderen Volksdemokratien zerbröselten. In der kollektiven Erinnerung ist dieser 19. August 1989 leider fast verschwunden, man erinnert sich an den Mauerfall und andere einschneidende Dinge, dass dieser Prozess aber an der alten Römerstrasse nach Sankt Margareten begann weiss kaum noch wer. Leider.