Donnerstag, 29. September 2011

Judenschwein und Bombenstimmung



Das Zweitligaspiel vom letzten Montag zwischen der SG Dynamo Dresden und der Frankfurter Eintracht sorgt – abseits des deutlichen Ergebnisses zugunsten der Gäste – vor allem auch wegen der Fans für Aufregung. Beide Fanszenen sind sich ja nicht unbedingt grün, Frankfurt als selbsternannter „Randalemeister 2011“ und Dynamo Dresden als Vertreter des Ostens, der „Wessiultras aufs Maul“ haut haben den virtuellen Krieg ja schon Wochen vorher gestartet. Es geht darum, wer in der Ultraszene die Nummer Eins ist, zumindest in dieser Liga. Derzeit matchen sich ja diese beiden Vereine darum – mit weitreichenden Folgen. Man stellt lustige Kampfvideos ins Netz, fordert den Gegner zu einem Ringelreih heraus und sorgt auch so für viel, viel Aufmerksamkeit. Daneben gibt es natürlich auch noch den optischen Aspekt, Dynamo bekam endlich seine grosse Sektorfahne, Eintracht stellte wiedereinmal den 12. Mann in den Vordergrund. Dumm für Dynamo war nur, dass der polnische Produzent stolzerweise sein Erzeugnis (30 x 70 Meter, etwa 500 Kilo schwer) auf seiner Seite veröffentlichte – ein Elfmeter der von Frankfurt natürlich verwertet wurde. Mit einer BOMBEN AUF DYNAMO Blockfahne wurde dies auch verwirklicht. Das Harbig Stadion sowie einige Ultras Dynamo wurden darauf abgebildet, darüber einige Bomber die sie beschossen. Gut, man kann sagen es gibt geschmackvollere Motive, andererseits traf dieses Motiv den Nerv der Dresdner, die die Frankfurter – vor dem Krieg ja ein Judenverein („De Judenbubbe kommen“) – dann noch mit antisemitischen Rufen bedachten. Der vokale Konter liess natürlich nicht auf sich warten und so war man in dem Politkklischee drinnen. „Juden vs Nazis“. Soweit die Aktionen der beteiligten Szenen. Was allerdings danach in den Interneforen an Unsinn, Halbwahrheiten und politischem Dünnpfiff rausgelassen wurde – meist von sogenannten Groundhoppern, deren einziges Hobby darin besteht, zu genau solchen Spielen anzureisen, viele Fotos zu machen um sich danach über die fehlende „Political Correctness“ aufzuregen – grenzt schon an Wahnsinn. Natürlich kann jeder seine Meinung zu diesen Dingen haben, er sollte es auch aber muss man es immer und überall als weltverbesserndes Dogma ins Netz stellen um dann Andersdenkende niederzumachen ? Was geht in solchen Leuten vor ? Fühlen sie sich nur dann moralisch überlegen wenn sie die (vermeintlichen) Fehler anderer anprangern, zerlegen und analysieren ? Es ist ja eine Sache, sich interessehalbe so ein Spiel anzugucken und abzuphotographieren – nicht mein Ding aber nun ja jeder wie er will – aber es steht auf ganz einem anderen Blatt sich dann über die „depperten Ultras“, „faschistoiden Hooligans“ oder „Dosenkommerzfans“ aufzuregen und sich an seiner eigenen Wichtigkeit aufzuplustern. Ist nämlich genau dasselbe was man den Ultragruppierungen vorwirft. Man muss sich nur das ASB angucken, wo die Groundhopper oftmals im Stundentakt neue, tolle Groundhoppingfotos mit erhellenden Berichten online stellen, sich gegenseitig beim „Fanfoto des Monats“ (wovon sind sie eigentlich Fans ? – Eine Frage die mir bisher noch keiner beantworten konnte/wollte) mit künstlerischen Abbildungen leerer Tribünen, Flutlichtmasten im Abendrot, Walzen, Dorfplätzen, Cornerfahnen etc. überbieten wollen. Ich frage mich hingegen immer, wo da ein „Fanfoto“ ist ? Für mich sind Fanfotos Bilder, die man von seiner Mannschaft macht, von den Spielern, dem Stadion oder der Kurve. Aber nicht Bilder von irgendwelchen Vereinen zu denen man keinen Bezug hat oder wo man nur deswegen hinfährt um ein bischen Action zu erleben. Ein Staubplatz in Marokko ist zwar interessant – nur wo ist da der Bezug ? Oder ist der Fotograf Fan des Platzes ? Dann sei mir mein Irrtum verziehen.

Vielleicht sollten manche Leute wieder ein bischen von ihrem Trip hinunterkommen und die Welt so nehmen wie sie ist – laut, bunt, manchmal ungerecht und unkorrekt aber vor allem eines: Vielfältig !

http://www.mmszczecin.pl/387325/2011/9/23/uszyli-gigantyczna-sektorowke-dla-fanow-dynama-drezno?category=news