Mittwoch, 20. Juli 2011

Carl Szokoll ( 1915 – 2004)

Wer war Carl Szokoll bzw. was ist an diesem Mann so interessant ? Ganz einfach: Heute vor 67 Jahren fand das Attentat von Oberst Graf Schenk von Stauffenberg gegen Htitler in dessen Hauptquartier Wolfsschanze statt. Gleichzeitig wurde in Deutschland und Österreich das Stichwort „Operation Walküre“ ausgelöst, welches die Ausschaltung der Naziverwaltung und Absetzung der SS Kommandanten im Dritten Reich und den (wenigen) besetzten Gebieten vorsah. Dabei spielte auch Major (damals noch Hauptmann) Carl Szokoll eine tragende Rolle. Carl Szokoll stammte aus einer Wiener Offiziersfamilie, auf Wunsch seines Vaters trat er nach dem Ersten Weltkrieg in das Österreichische Bundesheer ein, das nach dem Anschluss an Hitlerdeutschland in die Wehrmacht eingegliedert wurde. Teilnahmen am Polen- sowie am Westfeldzug folgten, danach aufgrund einer Verwundung die Rücküberstellung nach Wien, er wurde dort Ordonanzoffizier im Generalkommando des XVII Armeekorps. In dieser Funktion lernte er Oberstleutnant Bernardi kennen, der ihn in die Attentatspläne gegen Hitler einweihte. Diese Beteiligung an der Verschwörung kostete Bernardi das Leben, erwurde am 8.8.1944 in Berlin Plötzensee erhängt. Szokoll wurde Mitverschwörer, blieb aber unerkannt, weil er alle Befehle im Namen von Oberst Kodre (ebenfalls ein Mitwisser des 20. Juli 1944) unterzeichnete und dadurch nicht in Verdacht geriet. Kodre seinerseits büsste die Mittwisserschaft mit seiner Verhaftung und Verlegung ins KZ Mauthausen, er überlebte den Krieg allerdings und starb 1977 in Linz. Eine Ankerkennung als Widerstandskämpfer wurde ihm zeitlebens durch seine Mitgliedschaft in der NSDAP verweigert. In Wien gelang die vollkommene Überwältigung der Partei und SS, was sonst nur noch in Paris gelang, wo der findige General Stülpnagl das Regiment führte. Im Zuge der Säuberungen nach dem gescheiterten Attentat blieb Szokoll unverdächtig, er wurde routinemässig nach Kroatien versetzt, von wo er als Major wieder nach Wien zurückkehrte. Er organisierte weiterhin den Widerstand und erfand die „Operation Radetzky“, die Wien der Roten Armee in die Hände spielen und vor der totalen Zerstörung (Hitler gab schon Anfang 1945 den sogenannten „Nerobefehl“ aus, der die vollständige Vernichtung aller Städte vor dem Feind vorsah) retten sollte. Gemeinsam mit den beiden Unteroffizieren Ferdinand Käs (er machte nach dem Krieg Karriere und wurde Oberstleutnant der Gendarmarie) und Johan Reif (später NÖ-Landtagsabgeordneter der SPÖ) gelang es ihm, den Oberbefehlshaber der 3. ukrainischen Front, Tolbuchin in der Nähe von Parndorf Stärkemeldungen und Aufstellungen der Deutschen Verteidigungen zu übergeben. Eine vollständige Umsetzung seiner Operation misslang allerdings, da sie verraten und die drei damit betrauten Offiziere Biedermann, Huth und Raschke am Floridsdorfer Spitz erhängt wurden. Heute erinnert ein Denkmal an diese mutigen Männer. Szokoll selbst gelang die Flucht zu den russischen Linien, wo er vom Scheitern der Operation berichtete und kurzzeitig als amerikanischer Spion verhaftet wurde. Nach dem Krieg wurde er Filmproduzent und gründete auch eine eigene Filmfirma, die u.a. auch für den Bockerer das Konzept ausarbeitete. Szokoll starb 2004 in seiner Heimatstadt Wien. Das Buch „Der gebrochene Eid“ ist eine Autobiographie über die Zeit des Zweiten Weltkrieges. ISBN 3-203-50929-6