Sepp Innerkofler (* 28. Oktober
1865 in Sexten,
Südtirol;
† 4. Juli
1915 am Paternkofel)
war ein österreichischer Bergführer
und Gastwirt. Als Bergsteiger wurde
Sepp Innerkofler durch die Erstbegehung (1890) der Nordwand der Kleinen Zinne
in den Sextener Dolomiten bekannt. Diese Leistung war
auch insofern bemerkenswert, als es hier »nur« um eine neue
schwierige Route (nach heutiger UIAA-Skala
Schwierigkeitsgrad IV-) auf einen bereits
bestiegenen Berg ging – der Gipfel der Kleinen Zinne war bereits 1881 durch Michel und Johann Innerkofler
erstmals erreicht worden. Darüber hinaus hatte er die Wand bis über die
Schlüsselstelle hinaus im Alleingang bereits erstiegen, bevor er umkehrte, um
den Gepflogenheiten seiner Zeit entsprechend zusammen mit seinem Vetter Veit
den Touristen Hans Helversen auf den Gipfel zu führen.
Nach Beginn des Ersten Weltkriegs
konnte er auf seinen Bergtouren im Grenzgebiet Österreich/Italien auf
italienischer Seite frühzeitig Kriegsvorbereitungen erkennen. Nach der
Kriegserklärung Italiens an Österreich im Mai 1915 war die militärische Lage in
den Alpen für Österreich prekär, weil die Hauptmacht der Armee an der
serbisch-russischen Front stand. Zum Schutz der Alpengrenze formierten sich
einer alten Tradition folgend Tiroler
Standschützen, die aus Jugendlichen oder
älteren Männern bestanden, die nicht zu den wehrpflichtigen Jahrgängen
gehörten.
Innerkofler bildete einen Trupp aus
Bergführern innerhalb der Standschützen. Aufgrund genauer Ortskenntnis und
alpinistischer Fähigkeiten organisierten diese einen erfolgreichen
Bewegungskrieg in den Bergen. Der Erfolg bestand darin, dass die Front in den
Alpen bis zum Eintreffen von Verstärkungen (Kaiserjäger) gehalten werden konnte und ein
italienischer Durchbruch verhindert wurde. Innerkofler fiel am 4. Juli 1915 im
Kampf beim Versuch, den von italienischen Alpini
besetzten Gipfel des Paternkofels zurückzuerobern. Begleitet wurde er von den
Sextenern Forcher (der ebenfalls im Rahmen der Aktion verwundet wurde), Rogger
und seinem Schwager Andreas Piller (allesamt Bergführer) sowie Franz von Rapp
und Josef Taibon. Über die Umstände seines Todes sind mehrere Versionen in
Umlauf:
- Einige Quellen behaupten, Sepp Innerkofler zog sich bei einem Sturz in den Oppelkamin tödliche Verletzungen zu, nachdem der Alpino Piero de Luca − in Ermangelung einer schussbereiten Waffe – ihn mit einem Stein am Kopf getroffen hatte. Diese Version soll de Luca noch im Alter von 82 Jahren bestätigt haben, als man ihn in Verbindung mit einer Gedenkfeier für Innerkofler hierzu interviewte. De Luca soll von Innerkofler noch kurz zuvor aus den Wänden der Großen Zinne gerettet worden sein, in denen er sich bei einer Erkundung verstiegen hatte. Die Italiener baten die verfeindeten Österreicher um Innerkoflers Hilfe, da sie selbst zur Rettung de Lucas nicht in der Lage waren. Für die Dauer der Rettungsaktion blieben die zwei italienischen Unterhändler als Faustpfand bei den Österreichern.
- Andere Quellen behaupten, Innerkofler sei Opfer eigenen Sperrfeuers geworden. Diese Darstellung soll auch Innerkoflers Sohn Pepi zum 60. Todestag gegeben haben. Wie sein Bruder Gottfried soll auch Pepi das Geschehen mit dem Feldstecher verfolgt haben.
Wie vom am versuchten Gipfelsturm beteiligten Benitius
(auch: Benitus) Rogger bestätigt wurde, soll zum für Innerkofler tödlichen
Ausgang des Geschehens beigetragen haben, dass mehrere der von ihm gegen die
italienische Gipfelstellung geworfenen Handgranaten nicht zündeten. Der tote
Innerkofler wurde von de Luca und den Alpini geborgen und erkannt. Die Leiche
wurde zunächst am Gipfel des Paternkofels beigesetzt und das Grab aus Respekt
vor der Person Innerkoflers mit einem einfachen Holzkreuz mit der Inschrift
„Sepp Innerkofler, Guida“ (deu.:
Sepp Innerkofler, Bergführer) versehen. 1918 wurde der Leichnam von Sohn
Gottfried und Freunden exhumiert, und auf den Friedhof von Sexten umgebettet,
nachdem sich der Frontverlauf verändert hatte.