Des Kaisers bester Soldat
Franz Kern
Franz Kern, Ehrenbürger von Ulrichsberg, war der höchstdekorierte Frontoffizier des Ersten Weltkriegs. Frei von Heldentümelei oder Verklärung des Krieges, nötigt sein von Tapferkeit und Kameradschaft geprägtes Leben bis heute Bewunderung ab.
Wenn man innen an der Westmauer des
Ulrichsberger Friedhofs entlanggeht, findet man seine Ruhestätte - das
Grab der Familie Kern. Im nächsten Jahr soll sie ein Ort des Gedenkens an den
besten Soldaten des Kaisers sein. Dann jährt sich Franz Kerns Todstag zum 70.
Mal. Geboren wurde er am 21. Mai 1892 in Erlach (Niederösterreich) als Sohn
eines Steinmetzen. "Er entstammte einem alten Bauerngeschlecht aus
Ulrichsberg", berichtet sein Großneffe Josef Kern (70) aus Traun, der sich
die würdige Gestaltung des Gedenkjahres 2007 zur Aufgabe gemacht hat. Franz
Kern rückte 1912 freiwillig zum k. k. Infanterieregiment Nr. 14
"Großherzog von Hessen" ein. Mit diesem ging er 1914 an die russische
Front. In den Kämpfen bei Biorkow Mali zeichnete er sich im Herbst 1914 aus,
als er als Erster in den feindlichen Graben eindrang. Dafür wurde ihm die
Bronzene Tapferkeitsmedaille verliehen. Während der Durchbruchsoffensive bei
Gorlice im Mai 1915 zeichnete er sich bei der Erstürmung der ersten russischen Stellungen
und in den Folgegefechten aus. Sein Lohn war die Silberne Tapferkeitsmedaille
1. Klasse. Sie wurde ihm ein weiteres Mal zuerkannt, als er bei Lublin mit
seinem Regiment einen Kosakenangriff stoppte. Im Dezember 1915 kam Kern auf den
Kriegsschauplatz in Südtirol. Es dauerte nicht lang, und die italienischen
Militärs setzten auf ihn ein Kopfgeld aus. Im Frühjahr 1917 nahm er mit 40 Mann
in der Val Sugana im Handstreich eine feindliche Infanteriekompanie gefangen.
Dafür erhielt er das Militärverdienstkreuz 3. Klasse. Im Juni nahm er die von
den Italienern besetzte Kuppe auf der Porta-Lepozze wiederum in einem
nächtlichen Überraschungsangriff - auch dafür gab's einen Orden. Höchsten
militärischen Ruhm erlangte er bei der 11. Isonzoschlacht im Herbst 1917, als
er den Monte San Gabriele, den Zugang zu Triest, zurückeroberte. Die Italiener
wurden im Nahkampf niedergemacht. Deren Artillerie verstärkte daraufhin das
Feuer. Kerns Einheiten mussten sich im blutigen Morast über zerfetzte Körper
ihren Weg bahnen. Am Ende hatte es Kern trotz schwerer Verwundung geschafft.
Kaiser Karl heftete ihm dafür den Orden der Eisernen Krone 2. Klasse an die
Brust - eine Auszeichnung, die eigentlich höheren Kommandeuren vorbehalten
war. Nach dem Zusammenbruch der Monarchie trat Franz Kern in die
Bundesgendarmerie über, wo er es zum Oberstleutnant und Adjutanten von
Bundeskanzler Kurt Schuschnigg brachte. 1933 erhielt er den
Maria-Theresien-Orden. Er starb am 11. Dezember 1937 in Wien an einem
"Kriegsleiden". Sein Leichnam wurde in Ulrichsberg beigesetzt. Der
Klang der sechs Tage zuvor von ihm gespendeten Christkönigsglocke begleitete
ihn auf seinem letzten Weg. Sein einziger Sohn kam im 2. Weltkrieg als
Kampfflieger der Wehrmacht ums Leben. Jedes Jahr legt das Land Oberösterreich
an Franz Kerns Grab einen Kranz nieder. "Sein Einsatz stößt heute nicht
mehr bei allen auf Verständnis", sagt sein Großneffe. Für Josef Kern steht
aber außer Frage: "Er war ein Held, der fürs Vaterland sein Leben aufs
Spiel gesetzt hat."
Auf Kerns Spuren
Auf Kerns Spuren
• Ehrengrab des Landes Oberösterreich in Ulrichsberg (der Grabstein stammt von Franz Kerns Vater)
• Kern-Straße in Ulrichsberg
• Christkönigsglocke in Ulrichsberg
(gestiftet von Franz Kern)
• Ehrentag des "Hessen"-Regiments
am 12. September (heute Panzer-Bataillon 14 in Wels)
Auszeichnungen:
Bronzene Tapferkeitsmedaille
Silberne Tapferkeitsmedaille Erster Klasse
Goldene Tapferkeitsmedaille
Militärverdienstkreuz 3. Klasse (zweimalige Verleihung)
Eiserne Krone Erster Klasse