Bericht eines maltesischen Ultras zur
Situation im Land:
Der organisierte Hooliganismus trat erstmals 1980 während
des Länderspieles zur Europameisterschaft auf, als Malta gegen die Türkei
spielte. Es war das letzte Länderspiel, welches im „Empire Stadium“ in Gzira
stattfand. Das maltesische Publikum war äusserst unzufrieden mit den Leistungen
des Schiedsrichters und begannen in der zweiten Halbzeit, diesen mit Steinen
und Kiesel zu bewerfen, desgleichen bekamen auch einige türkische Spieler etwas
davon ab. Daraufhin brach der Schiedsrichter das Spiel ab, während eine Gruppe
von maltesischen Anhängern die türkische Flagge stehlen und verbrennen konnte.
Das Hooligan-Phänomen hat die Inseln erreicht. Seit damals gab es eine Menge
von „Kriegen“ zwischen den Fans.
Rivalisierende Gruppen kämpften ununterbrochen
gegeneinander und die Polizei. Zu Beginn der Neunzigerjahre gab es besonders
bei den Spielen von Hamrun, Hibernians, Floriana und FC Valetta grobe
Ausschreitungen, die oftmals mit schweren Verletzungen der Beteiligten endeten.
Kämpfe mit der Polizei waren nicht so üblich bis gegen Ende der Neunziger die
beiden Vereine Birkirkara und FC Valetta auf dem Spielfeld die Herrschaft
übernahmen, danach waren Ausschreitungen zwischen beiden und der Polizei
durchaus üblich. Bei den meisten Spielen der beiden Vereine (auch gegen andere
Mannschaften) gab es Ausschreitungen, die schwersten fanden während des Spieles
Sliema Wanderers gegen Birkirkara im Ta Quali Stadion (Nationalstadion) während
einer Cuppartie um die FA Trophy. Fans zerlegten hunderte von Sitzen und warfen
sie auf das Spielfeld, griffen die Polizei derart massiv an, dass diese
Wasserwerfer gegen die Birkirkarafans einsetzen musste. 2006 gab es die
nächsten heftigen Ausschreitungen während des Länderspiels gegen Kroatien, wo
hunderte Sitze auf die Polizei geworfen wurden. Zum Glück gab es keine
Verletzten.
Das Zeitalter der Ultras begann 1997 als mit den
Birkirkara Ultras die erste Gruppe entstand. Sie setzte lange Zeit die Maßstäbe
auf Malta und bekam zuerst dort, danach in Europa einen Namen. Die White
Warriors des Rivalen FC Valetta entstanden 2005, zwei Jahre später folgten die
Paola Boys Hibs des dritten Clubs Hibernians FC. Danach formierten sich überall
neue Gruppen, teils im englischen Supportersstil, teils im Stile der
italienischen Ultras. Auf Malta waren italienische Programme und damit auch
Fussball und die italienische Ultraskultur schon sehr lange populär, weshalb
sich auch schon bald für die Nationalmannschaft eine eigene Ultragruppe
gründete. Der erste Auftritt dieser Gruppe war während des Länderspiels gegen
Griechenland. Derzeit sieht es so aus als ob sich die Ultrasmentalität auf den
Inseln weiter verbreitet und damit auch wieder mehr Zuschauer in die Stadien
lockt.