Sonntag, 1. Januar 2017

Ausschreitungen


Bericht eines maltesischen Ultras zur Situation im Land:

Der organisierte Hooliganismus trat erstmals 1980 während des Länderspieles zur Europameisterschaft auf, als Malta gegen die Türkei spielte. Es war das letzte Länderspiel, welches im „Empire Stadium“ in Gzira stattfand. Das maltesische Publikum war äusserst unzufrieden mit den Leistungen des Schiedsrichters und begannen in der zweiten Halbzeit, diesen mit Steinen und Kiesel zu bewerfen, desgleichen bekamen auch einige türkische Spieler etwas davon ab. Daraufhin brach der Schiedsrichter das Spiel ab, während eine Gruppe von maltesischen Anhängern die türkische Flagge stehlen und verbrennen konnte. Das Hooligan-Phänomen hat die Inseln erreicht. Seit damals gab es eine Menge von „Kriegen“ zwischen den Fans.

Rivalisierende Gruppen kämpften ununterbrochen gegeneinander und die Polizei. Zu Beginn der Neunzigerjahre gab es besonders bei den Spielen von Hamrun, Hibernians, Floriana und FC Valetta grobe Ausschreitungen, die oftmals mit schweren Verletzungen der Beteiligten endeten. Kämpfe mit der Polizei waren nicht so üblich bis gegen Ende der Neunziger die beiden Vereine Birkirkara und FC Valetta auf dem Spielfeld die Herrschaft übernahmen, danach waren Ausschreitungen zwischen beiden und der Polizei durchaus üblich. Bei den meisten Spielen der beiden Vereine (auch gegen andere Mannschaften) gab es Ausschreitungen, die schwersten fanden während des Spieles Sliema Wanderers gegen Birkirkara im Ta Quali Stadion (Nationalstadion) während einer Cuppartie um die FA Trophy. Fans zerlegten hunderte von Sitzen und warfen sie auf das Spielfeld, griffen die Polizei derart massiv an, dass diese Wasserwerfer gegen die Birkirkarafans einsetzen musste. 2006 gab es die nächsten heftigen Ausschreitungen während des Länderspiels gegen Kroatien, wo hunderte Sitze auf die Polizei geworfen wurden. Zum Glück gab es keine Verletzten.

Das Zeitalter der Ultras begann 1997 als mit den Birkirkara Ultras die erste Gruppe entstand. Sie setzte lange Zeit die Maßstäbe auf Malta und bekam zuerst dort, danach in Europa einen Namen. Die White Warriors des Rivalen FC Valetta entstanden 2005, zwei Jahre später folgten die Paola Boys Hibs des dritten Clubs Hibernians FC. Danach formierten sich überall neue Gruppen, teils im englischen Supportersstil, teils im Stile der italienischen Ultras. Auf Malta waren italienische Programme und damit auch Fussball und die italienische Ultraskultur schon sehr lange populär, weshalb sich auch schon bald für die Nationalmannschaft eine eigene Ultragruppe gründete. Der erste Auftritt dieser Gruppe war während des Länderspiels gegen Griechenland. Derzeit sieht es so aus als ob sich die Ultrasmentalität auf den Inseln weiter verbreitet und damit auch wieder mehr Zuschauer in die Stadien lockt.