Die drei so genannten
Kabeljaukriege (englisch Cod Wars) waren Konflikte um Fischereirechte, die sich
vornehmlich zwischen Island und dem Vereinigten Königreich in den Jahren
1958–1975 entwickelten. Auch die Bundesrepublik Deutschland war an einigen
dieser Streitigkeiten beteiligt. Island weitete seine Fischereigrenzen von vier
auf zwölf, dann auf 50 und zuletzt auf 200 Seemeilen aus, was den Interessen
Großbritanniens und weiterer Staaten entgegenstand.
Erster Kabeljaukrieg
Wegen erneuter Überfischung
entschloss sich Island 1958, die Zone auf zwölf Seemeilen zu erweitern,
woraufhin Großbritannien Kriegsschiffe zum Schutz der britischen Fischtrawler
in die 12-Seemeilen-Zone schickte. Es kam zu relativ harmlosen
Auseinandersetzungen zwischen isländischen Küstenwachbooten und britischen
Trawlern. Der Krieg dauerte von 1. September bis 12. November des Jahres 1958.
Nach dem Protest der Isländer bei den Vereinten Nationen und vor dem NATO-Rat
musste Großbritannien die 12-Seemeilen-Zone schließlich anerkennen und sich
zurückziehen.
Zweiter Kabeljaukrieg
Die Technik des Netzabschneidens,
durch die Isländische Küstenwache erstmals angewandt am 7. September 1972 von
der Aegir
Nachdem es Anfang der 1970er
Jahre wieder zum Zusammenbruch der Fischbestände in den isländischen
Hoheitsgewässern kam und das Einkommen der Fischer stark sank, erweiterte man 1972
noch einmal die Schutzzone auf diesmal 50 Seemeilen. So beanspruchte nun Island
30 % der Grundfischerträge im Nordatlantik. Großbritannien und Deutschland
wollten dies nicht anerkennen, was weitere Auseinandersetzungen zur Folge
hatte. Die Isländer zerstörten die Fanggeräte fremder Fischerboote, die sich
innerhalb der beanspruchten 50-Seemeilen-Schutzzone befanden.
Durch die Intervention der USA,
die den möglichen Verlust eines ihrer Stützpunkte, der Luftwaffenbasis in
Keflavík, befürchteten, wurde der Streit schließlich beigelegt. Nach dem Erhalt
von Sonderfangrechten akzeptierte Großbritannien die Ausweitung der Zone.
Dritter Kabeljaukrieg
Die Erweiterung der Schutzzone
zeigte nicht die erhoffte Wirkung und konnte auch nicht die wirtschaftlichen
Probleme lösen. 1974 kündigte der isländische Ministerpräsident Geir
Hallgrímsson die Ausweitung auf 200 Seemeilen an, die ein Jahr später ausgeführt
wurde. Großbritannien schickte daraufhin wieder Trawler unter dem Schutz von
Kriegsschiffen in die isländische Küstenregion. Die Isländer kappten wieder die
Netze fremder Schiffe (u. a. auch deutscher Fischereischiffe). Außerdem kam es
zu einer Reihe von Zwischenfällen, bei denen britische und isländische Schiffe
sich gegenseitig rammten. Zu einem gut dokumentierten Zwischenfall kam es am 7.
Januar 1976, als das Patrouillenboot Thor der isländischen Küstenwache 35
Seemeilen vor der isländischen Küste mit der britischen Fregatte HMS Andromeda
kollidierte. Die Royal Navy vertritt den Standpunkt, dass die Thor versucht
habe, die Fangnetze des britischen Trawlers Portia zu kappen, dabei abrupt den
Kurs änderte und die Fregatte rammte.[1] Island dagegen beharrte darauf, dass
die Andromeda stattdessen die Thor gerammt habe. Die diplomatischen Beziehungen
zwischen Island und Großbritannien wurden 1976 vorübergehend unterbrochen. Der
Konflikt wurde auf dem Verhandlungsweg beigelegt, und am 2. Juni 1976 akzeptierte
die britische Regierung in einem Interimsvertrag die 200-Seemeilen-Zone.