Der ganze Sommer gehörte der – mehr als unwürdigen –
Diskussion um Menschen, die aus ihren Heimatländern zu uns flüchten. Die eine
gefährliche, ungewisse und teure Odyssee in Kauf nehmen, um in Frieden leben zu
können. Die bei uns Schutz suchen. Uns, das ist Österreich, eines der
reichtsten Länder der Welt mit Menschen, denen man nachsagt, dass sie
hilfsbereit sind. Immerhin haben wir seit 1955 mehrere Millionen Menschen
aufgenommen, ihnen Nahrung, Schutz und ein neues Leben ermöglicht. Deswegen
kommen diese Menschen, die in ihren Heimatländern Bilder gesehen haben, die wir
nur von irgendwelchen Ballerspielen oder Hollywoodschinken kennen zu uns.
Leider haben sie uns und unsere
Regierung überschätzt. Seit Monaten nölen gutgenährte Menschen, denen es an
nichts fehlt von Überfremdungen, Kampf gegen Islamismus und anderen Dingen und
sind den zu uns kommenden Flüchtlingen selbst einen Schlafplatz zu neidig.
„Warum machen wir nicht zuerst etwas für unsere Armen ?“ – kommt dann von
Leuten, für die Armut der Verzicht auf das neueste Smartphone, ein Auto, drei
Mahlzeiten in einem teuren Restaurant oder das Verzichten-Müssen auf eine 400
qm Penthousewohnung bedeutet. Von denen sicherlich eine gewisse Anzahl gut von
und mit diesem Staat leben, von der Allgemeinheit und dem Solidaritätsprinzip
leben, weil sie keine Arbeit haben, frühzeitig pensioniert sind oder sich der
Kindererziehung bzw. der Pflege von kranken Verwandten widmen.
All das ist für uns
selbstverständlich. Weil wir die Gnade der Geburt als Bürger dieses Landes
geniessen. Etwas, für das wir dankbar sein können, auf das wir aber zum
Zeitpunkt unserer Geburt keinerlei Einfluss haben.
Die Vermittlung dieses einfachen
Naturgesetzes wäre Aufgabe unseres Bildungssystems, leider dürfte es dabei bei
diesen Menschen versagt haben.
Versagt hat unser Gesellschafts-
und Bildungssystem offenbar auch bei einigen Personen des öffentlichen Lebens,
namentlich seien hier die Politiker und politisch Verantwortlichen genannt. Es
kann nicht sein, dass man im zweitreichsten Land der EU, dem zwölftreichsten
Land der Welt (wir haben derzeit 199 Länder auf unserem Globus) Leute unter
freiem Himmel einsperrt und so tut, als habe man ein ernsthaftes Problem mit
ein paar tausend Flüchtlingen. Und wir sprechen hier von etwa 5.000 Menschen in
einem Ort namens Traiskirchen.
Hier wird seitens der zuständigen
Ministerien, Behörden und Gemeinden auf dem Rücken von armen Menschen, die
alles verloren haben, Parteipolitik gemacht. Zum Schlechtesten von Menschen.
Diese Politik erschwert und verbietet aber auch die Eigeninitiative von
Menschen, die ihr soziales Gewissen noch nicht verloren haben. Was für mich
fast noch schwerer wiegt als die eigene Unfähigkeit, seines politischen
Auftrages gerecht zu werden.
Heute wurde der – für mich –
vorläufig negative Höhepunkt dieser absolut unwürdigen Situation erreicht: in
einem Lastkraftwagen auf der A4 (das ist die Autobahn von Wien nach Budapest)
wurde eine – laut Medien (orf.on) nicht näher bestimmbare Anzahl von toten
Flüchtlingen gefunden. http://burgenland.orf.at/news/stories/2728549/
Ich will jetzt nicht näher darauf eingehen, was das bedeutet, das kann sich
wohl Mensch (soferne er nicht vollkommen verblödet ist) selbst ausmalen.
Natürlich sind in erster Linie
jene Schlepper dafür verantwortlich, die diesen LKW hierhergebracht haben, aber
es ist auch ein Versagen der Politik, die ihre Entscheidungen wohl nur aufgrund
des – die sozialen Netzwerke und deren Medienprofis ermöglichen es –
öffentlichen Hetzens eben gegen Flüchtlinge treffen und auch bereits getroffen
haben.
Diese Toten im LKW sind damit in
Wirklichkeit von uns allen getötet worden, weil unsere Zivilgesellschaft so
weit nach rechts gerückt ist, dass sie ihre Menschlichkeit verloren hat. Und
das obwohl die Eltern und Grosseltern vieler von uns selber als Flüchtlinge in
dieses Land gekommen sind und sich hier ein Leben aufbauen konnten.
Wenn ich jetzt die salbungsvollen
Worte der Frau Innenminister höre, „dass heute ein dunkler Tag in
Österreich“ ist und „diese Tragödie uns alle betroffen macht“ dann
werde ich nur mehr grantig. Grantig auf eine Ministerin, die seit Monaten die
Situation verschärft, indem sie einfach nichts tut und auch die Angebote von anderen
Behörden und Organisationen ausschlägt.
Daher fordere ich Sie, Frau Johanna Mikl-Leitner auf,
gemeinsam mit den
organisatorisch Verantwortlichen in ihrem Ministerium zurückzutreten.
http://orf.at/stories/2295510/2295512/
http://tvthek.orf.at/program/ZIB-1300/71280/ZIB-13/10463763/Mikl-Leitner-zu-toten-Fluechtlinge-auf-A4/10463844