Fußball / Bundesliga
06.04.2014Alarmstimmung in Hannover
Hannover steckt nach der Derbypleite bei Eintracht Braunschweig mittendrin im Abstiegskampf. Die Fans gehen auf die Barrikaden.
Braunschweig/München - Unterschiedlicher können Emotionen kaum sein: "Oh wie ist das schön", skandierten die Fans von Eintracht Braunschweig nach dem 3:0 (2:0)-Sieg im Niedersachsen-Derby. Bei Hannover 96 herrschte dagegen Alarmstimmung. "Uneingeschränkt inakzeptabel", nannte Hannovers Vorstandschef Martin Kind schon zur Pause bei "Sky" den Auftritt seiner Mannschaft. Er war bereits zu diesem Zeitpunkt restlos bedient: "So darf man sich nicht präsentieren."
Sportdirektor Dirk Dufner war nach Abpfiff sichtlich geschockt und sprach von einer "absoluten Katastrophe". (DIASHOW: Die Bilder des 29. Spieltags).
Schwere Randale in Hannover
Noch schlimmer kam es für die Niedersachsen bei der Ankunft in Hannover. Als der Mannschafts-Bus des Bundesligisten an der HDI-Arena ankam, flogen Gläser über den Zaun, auch Bengalos flogen in Richtung Stadion. 96-Trainer Tayfun Korkut und Kapitän Lars Stindl kamen dennoch zum Zaun, um mit den Fans zu diskutieren. "Die Mannschaft hat alles gegeben", soll der Trainer gesagt haben, was die Stimmung unter den maßlos enttäuschten Anhängern weiter angeheizt haben soll.
Korkut stellte sich dennoch der Situation und kletterte auf den Zaun, von wo aus er über ein Megafon mit den aufgebrachten Fans diskutierte.
Wasserwerfer werden in Position gebracht
Die Polizei versuchte unter anderem mit Lautsprecheransagen deeskalierend auf die Fans einzuwirken. Es wurden aber auch Wasserwerfer in Position gebracht.
Unterdessen brüllten die Randalierer unvermindert in Richtung 96-Präsident Martin Kind: "Kind muss weg" und "Wir haben die Schnauze voll".
Fans wütend, Spieler sprachlos
Nach vier Pleiten in Serie sind es jetzt für 96 nur noch zwei Pünktchen bis zum Relegationsplatz. (DATENCENTER: Ergebnisse und Tabelle)
Dass ausgerechnet Erzrivale Braunschweig Hannover mitten in den Abstiegsstrudel reißt, verleiht dem Absturz eine besonders bittere Note.
"Vorstand raus" und "Kind muss gehen" ließen die wütenden Anhänger ihrem Frust bereits im Stadion ihrem Frust freien Lauf.
In Hannovers Kabine, wohin sich die Spieler nach Abpfiff des 120. Niedersachsen-Derby schnell verzogen hatten, herrschte zur gleichen Zeit bedrücktes Schweigen.
"Brutal bittere Niederlage"
"Enttäuschung pur", beschrieb Ron-Robert Zieler die Stimmung hinterher: "Der Stachel sitzt tief, denn das war eine brutal bittere Niederlage.
Nur eines der letzten neun Spiele hat 96 gewonnen. "Wir sind jetzt voll im Abstiegskampf", stellte der Torhüter klar: "Wir haben jetzt fünf Spiele vor der Brust und jetzt die Herausforderung annehmen. Wir haben noch die Möglichkeit, in der Liga zu bleiben."
Stindl beteuert: Der Wille war da
Dabei hatten sich die Spieler in Hannover den Ernst der Lage schon unter der Woche bewusst gemacht, beteuerte Kapitän Lars Stindl.
Einzig zu sehen war davon in den 90 Derby-Minuten wenig.
"Wir haben versucht, den Kampf anzunehmen. Wir wollten unbedingt den Befreiungsschlag," versicherte Stindl, gab aber zu: "Dass uns das nicht gelungen ist, müssen wir uns ankreiden lassen."
Reaktionen:
Die vorherigen Beiträge dokumentieren bereits sehr gut die bisherigen Geschehnisse. Nachdem sich die Gemüter vor dem Stadion wieder "beruhigt" hatten, machten sich vor geraumer Zeit 50-70 Leute aus Hannover auf den Weg gen Peine Ost. Was die Jungs da angestellt haben (und noch werden), kann sich bestimmt jeder denken. Im Hauptbahnhof angekommen, flogen bereits einige Flaschen am Bahnsteig. Team Green kam zu spät und der Großteil der jungen Männer konnte durch MC Donalds aus dem Bahnhof fliehen und sich in Stadtnähe absetzen. Hoffentlich stellen die Braunschweigerlappen sich noch, wenn die Hauptstadt zu Gast ist.