„Mein Kampf“ nur teilweise im Regal
Die Herausgeber starten mit einer Auflage von 4.000 Stück und einem Preis von 59 Euro. Mit dem Preis will man laut Ö1-Mittagsjournal erreichen, dass man das Buch nicht verschleudert, um in die Bestsellerlisten zu kommen. Man wolle sich aber auch nicht bereichern, hieß es demnach beim Institut für Zeitgeschichte München.
An der kommentierten Neuauflage wurde drei Jahre lang gearbeitet - das Werk besteht nun aus 27 Kapiteln und 1.950 Seiten, man gibt es als zweibändige Ausgabe heraus - mehr dazu in „Schwierig, so ein irres Gebräu zu widerlegen“ (science.ORF.at; 18.12.2015).
AFP/Carl de Souza
Kein Exemplar in Thalia-Regal
Bei Morawa und Thalia, den beiden Marktführern im österreichischen Buchhandel, geht man unterschiedlich mit dem Thema um. Bei Thalia gibt es die Neuausgabe nur auf ausdrücklichen Wunsch. Man führt sie nicht im Regal, bestellt es aber, wenn Kunden das wünschen, hieß es im Ö1-Mittagsjournal.
Bei Morawa wird es „Mein Kampf“ in der kommentierten Neuausgabe sehr wohl vorrätig geben, allerdings nicht gleich sichtbar. „Der Titel bekommt bei uns kein Schaufenster, er wird nicht im Stapel liegen. Wir haben ihn vorrätig im Regal. Wenn ein Kunde ihn haben will, wird er ihn natürlich bekommen. Aber eine Präsentation wird er bei uns nicht haben“, so Prokurist Stefan Mödritscher gegenüber Ö1, „wir haben jetzt etwa 20 Vormerkungen auf diesen Titel, die können wir auf jeden Fall bedienen. Darüber hinaus haben wir eine kleine Menge fürs Haus, aber nicht mehr.“
Morawa hat sich mit dem Dokumentationsarchiv für den österreichischen Widerstand in Verbindung gesetzt und gefragt, wie man mit der Neuauflage von „Mein Kampf“ umgehen soll. So hat man entschieden, dass die Neuauflage verkauft werden soll, der Erlös wird dem Dokumentationsarchiv zur Verfügung gestellt. Auch wo man die zwei Bände findet, wurde bewusst gewählt, sagte Stefan Mödritscher: „Die Bände werden im Bereich Geschichte beim Thema Holocaust eingeordnet haben und nicht bei Biographien oder gar Erinnerungen. Im Regal wird immer nur eine Ausgabe zu finden sein.“
Keine Verfügbarkeit bei Amazon
Beim online-Händler Amazon hieß es, der Titel sei aufgrund der limitierten Auflage derzeit nicht verfügbar. Ob und wann er wieder vorrätig ist, sei nicht bekannt. Der Erlös komme aber in jedem Fall der Stiftung: „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ zur Erinnerung an die Opfer nationalsozialistischen Unrechts zugute.
Die Rechte für „Mein Kampf“ lagen bisher beim Freistaat Bayern, der verhindert hatte, dass der Text gedruckt werden darf. Jetzt darf er veröffentlicht werden - mehr dazu in Kommentierte Ausgabe ab Jänner 2016 (science.ORF.at; 20.2.2015).