Ganz Portugal hat heute einen neuen Präsidenten gewählt - bis auf ein kleines Städtchen. Im 2.000-Seelen-Dorf Muro ging niemand wählen, um gegen den fehlenden Anschluss der Gemeinde an das Straßenbahnnetz von Porto zu protestieren. „Die Wahllokale waren von 8.00 bis 11.00 Uhr geöffnet, das ist das rechtliche Minimum, aber kein einziger Wähler ist gekommen“, sagte Bürgermeister Carlos Martins.
Die portugiesische Bahngesellschaft fährt Muro schon seit 2002 nicht mehr an. Das Dorf liegt etwa 15 Kilometer von Porto, der zweitgrößten Stadt des Landes, entfernt. Es sei „unmöglich“ geworden, sich fortzubewegen, klagte etwa Maria Dolores Viveiro, eine 62-jährige arbeitslose Händlerin: „Es ist kompliziert, um zum Arzt zu kommen, die Kinder zur Schule zu bringen und arbeiten zu gehen.“
Seit Muro vom Bahnnetz genommen wurde, ist der Anschluss an die Straßenbahn geplant. Jedoch gibt es bis heute kein Datum dafür, die nächste Tramhaltestelle liegt drei Kilometer entfernt. Aus demselben Grund hatten die Einwohner von Muro, von denen rund 1.600 wahlberechtigt sind, bereits die Präsidentschaftswahl 2011 und die Europawahl 2014 boykottiert.