Werbung entscheidet über „Öffi“-Wartehäuschen
Auf dem Hannah-Arendt-Platz im Zentrum der Seestadt gibt es etwa keine Buswartehäuschen. „Dass es keine Wartehäuschen gibt, ist im Winter und Sommer schrecklich. Im Sommer hat man das Gefühl, man verbrennt, im Winter friert man“, sagte eine Bewohnerin gegenüber „Wien heute“.
Auf ein Wartehäuschen müssen die Bewohnerinnen und Bewohner in der Seestadt aber noch länger warten. Weil zu wenige Menschen die Werbung darauf sehen würden, rentiere sich ein solches hier nicht - denn zuständig für die Wartehäuschen in ganz Wien sind nicht die Wiener Linien, sondern ist die Werbefirma Gewista.
Wiener Linien: „Auch Fahrgäste profitieren“
„Die Gewista schaut sich an, wie viele Menschen das benutzen und stellt die Häuschen auf“, erklärte Wiener-Linien-Sprecher Dominik Gries gegenüber dem ORF Wien. „Es gibt diese Aufteilung in Wien. Wir profitieren davon - und auch die Fahrgäste, weil die Wartehäuschen nicht in die Fahrkartenpreise eingerechnet sind“, so Gries.
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Derzeit gibt es 1.105 solcher City Light Wartehallen im Netz der Wiener Linien. Bisher habe die Zusammenarbeit mit der Gewista problemlos funktioniert, so Gries. Auch für die Wartung sei die Werbefirma zuständig.
„Verdichtung der Intervalle“ bei mehr Bewohnern
Fehlende Wartehäuschen sind aber nur ein Aufreger unter den derzeit rund 6.000 Bewohnerinnen und Bewohnern der Seestadt. Das Versprechen der Stadt war eigentlich eine U-Bahn vor der Haustür. Momentan fährt aber nur jede zweite U2 die Endstation „Seestadt“ an. Ändern werde sich das in den nächsten Jahren nicht, sagte Gries gegenüber „Wien heute“.
„Mit einer Verdichtung der Intervalle ist dann zu rechnen, wenn sich die Besiedlung hier noch einmal verstärkt. Das Wachstum der Seestadt ist ja auf viele Jahre ausgelegt. Akut ist hier – man sieht es an den Fahrgastzahlen und der Auslastung – keine Änderung geplant“, so Gries weiter.
Überfüllte Busse in Seestadt
Das gelte auch für den Bus 84A. Er wird von vielen der Seestadt-Bewohner als Alternative zur U2 genutzt. Derzeit fährt dieser zu Spitzenzeiten alle sieben bis acht Minuten, tagsüber dann oft nur alle 15 Minuten, was laut Bewohnern immer wieder zu überfüllten Bussen führt. „Ich habe auch schon erlebt, dass zum Beispiel zwei Kinderwagen und ein Rollstuhlfahrer hier standen und gesagt wurde: ‚Wie sollen wir das machen? Alle passen nicht rein‘“, erzählte eine Frau. Und ein weiterer Bewohner meinte: „In der Früh finde ich sie okay. Am Nachmittag sind sie nur im Viertelstundentakt unterwegs. Das könnte man verbessern.“
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Wiener-Linien-Sprecher Gries verwies auf die U-Bahn: „Es ist der Fußweg hier zur Station - gut fünf Minuten von jeder Ecke der Seestadt - auch eine gute Alternative.“ Mehr Busse und U-Bahnen sind laut Wiener Linien erst für 2030 angedacht, wenn genügend Leute in der Seestadt wohnen würden.
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