Samstag, 16. Januar 2016

Scheisse !

Al-Kaida bekannte sich zur Attacke

Bei einem Dschihadistenangriff und einer stundenlangen Geiselnahme in einem Luxushotel und Restaurant in Burkina Fasos Hauptstadt Ouagadougou sind mindestens 23 Menschen getötet worden - andere Quellen berichten von 27. Betroffen sind hauptsächlich Ausländer, wie die Sicherheitskreise nach der Erstürmung durch das Militär am Samstag mitteilten.
Unter den getöteten Ausländern befinden sich zwei Franzosen. Die Attentäter waren am Freitagabend in das vor allem von Ausländern gebuchte Hotel „Splendid“ und das nahe gelegene Restaurant „Cappuccino“ gestürmt. Sie nahmen mehr als hundert Menschen als Geiseln. Am frühen Samstagmorgen wurden Hotel und Restaurant von Sicherheitskreisen gestürmt. In dem Hotel brach ein Feuer aus, erst am späten Vormittag war die Erstürmung beendet.

Suche nach Extremisten läuft noch

Im Zuge des Zugriffs wurden nach Angaben aus Sicherheitskreisen auch vier der Angreifer, darunter zwei Frauen, getötet. Die Suche nach geflüchteten Extremisten, die auch in ein zweites Hotel eindrangen, wurde zunächst fortgesetzt. Das betroffene Hotel nennt sich „Yibi“ und befindet sich unmittelbar neben dem „Splendid“.
Ausgebranntes Hotel "Splendid" in Ouagadougou, Burkina Faso
APA/AP
Das „Splendid“-Hotel (im Hintergrund) brannte komplett aus
Zu der Attacke bekannte sich die Extremistengruppe Al-Kaida im Islamischen Maghreb (AQMI). Der Angriff sei von der Untergruppe Al-Mourabitoun um den Dschihadistenanführer Mokhtar Belmokhtar ausgeführt worden. Ein AFP-Reporter beobachtete zu Beginn der Attacke drei bewaffnete Männer mit Turbanen. Laut Innenminister Simon Compaore handelte es sich um einen Araber und zwei Afrikaner.
Nach Angaben Compaores wurden im Laufe der Nacht 126 Menschen aus der Gewalt der Dschihadisten befreit, 33 von ihnen waren verletzt. Unter den Geretteten war auch Arbeitsminister Clement Sawadogo, der zum Zeitpunkt des Angriffs in dem Hotel war. Er blieb unverletzt.
Karte zeigt Aschlagsorte in Ouagadougou, Burkina Faso
Omniscale/OSM/ORF.at

Spezialkräfte aus Frankreich und den USA

An der Erstürmung waren auch französische Spezialkräfte beteiligt, wie der Elysee-Palast in Paris mitteilte. Auch die USA sollen den Einsatz unterstützt haben. Frankreich hatte das US-Militär laut Pentagon-Angaben selbst darum gebeten. Mindestens ein Mitglied der US-Streitkräfte soll den Franzosen beratend zur Seite gestanden sein. Frankreichs Präsident Francois Hollande verurteilte den „feigen“ Anschlag und sicherte seinem burkinischen Kollegen Roch Marc Christian Kabore volle Unterstützung zu.
Noch am frühen Morgen wurde im „Cappucino“ gegenüber den Hotels gekämpft. Auf der Terrasse hätten Rettungskräfte „ein Dutzend Leichen“ gesehen, sagte Compaore. Ein Hotelangestellter, der durch ein zerborstenes Fenster fliehen konnte, berichtete der Nachrichtenagentur AFP: „Es war schrecklich, die Leute lagen auf dem Boden, überall war Blut. Wir hörten die Angreifer, sie schossen auf diejenigen, die noch nicht tot waren.“

Selbe Gruppen wie bei Anschlag in Mali

In Burkina Faso war es bisher weitgehend friedlich, eine vergleichbare Attacke hatte es in Ouagadougou noch nicht gegeben. Im Nachbarland Mali dagegen haben militante Islamisten in den vergangenen Jahren mehrmals westliche Ausländer entführt und Hotels angegriffen. So attackierten am 20. November Bewaffnete ein Hotel in der Hauptstadt Bamako. Dabei wurden 20 Menschen getötet, darunter 14 Ausländer. Auch zu diesem Angriff bekannte sich AQMI.

Warnung vor Islamistenbündnis

Der Libyen-Beauftragte der Vereinten Nationen (UNO), Martin Kobler, warnt vor einem Islamistenbündnis in Afrika. Es sei zu erkennen, dass die Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) in diese Richtung ziele, um einen Schulterschluss mit Gruppen südlich von Libyen - wie zum Beispiel der nigerianischen Boko Haram - herbeizuführen, sagte der deutsche Diplomat zur „Bild“ (Samstag-Ausgabe).
„Das muss die internationale Gemeinschaft unbedingt verhindern.“ Dazu sei es auch wichtig, dass Libyen stabilisiert werde. Solange es in Libyen keinen funktionierenden Staat gebe, sei das Land ein idealer Rückzugs- und Operationsraum für Islamisten.

Australier entführt

Am Samstagnachmittag wurde unterdessen bekannt, dass die beiden im Norden des Landes entführten Ausländer aus Australien und nicht aus Österreich stammen. Die Regierung des westafrikanischen Landes korrigierte ihre zuvor gemachten Angaben. Ein Arzt und seine Frau wurden laut der Regierung am Freitag in dem Ort Baraboule an der Grenze zu Mali entführt.
Die Entführung erfolgte praktisch gleichzeitig mit einem Angriff von Dschihadisten auf das Hotel. Laut den Behörden gab es zudem im Norden des Landes nahe der Grenze zu Mali einen Angriff von 20 schwer bewaffneten Männern auf Gendarmen, bei dem zwei Menschen getötet wurden. Ob es einen Zusammenhang zwischen dem Angriff, der Entführung und dem Anschlag auf das Hotel gab, war unklar.