Dienstag, 15. Dezember 2015

Vor hundert Jahren in Innsbruck

18. Dezember 1915
Mangel an Gesittung. Man schreibt uns: Gingen da gestern zwei Fräulein an einem Amtsgebäude Innsbrucks vorüber, da öffnete sich in einem der Stockwerke ein Fenster und jemand spuckte auf den vielbenützten Weg herab, wodurch der Mantel des einen Fräuleins auf ekelerregende Weise beschmutzt wurde. Es kann ein solches Vorgehen nur einem erklecklichen Mangel an Anstand entspringen.
20. Dezember 1915
In die Sill gesprungen. Infolge hochgradiger Erregung und von einer Art Verfolgungswahn befallen, suchte am Samstag früh unweit der Sillbrücke bei Gäberbach ein 20 jähr. Mädchen den Tod in den kalten, nicht gerade hochgehenden Wellen der Sill. Einem jungen Burschen, der zufällig in der Nähe war, gelang es, die Geisteskranke so lange festzuhalten, bis er Bahnsicherungsmänner herbeigerufen hatte; diese trugen die Ohnmächtige in ein nahe gelegenes Haus und riefen die Innsbrucker Rettungs-Abteilung, welche das Mädchen, eine Reichsitalienerin, im Wattenser Auto in die Nervenklinik brachen.

 
02. November 1915
Ohnmachtsanfall im Stadttheater. Gestern abends um 8 Uhr ist im Stehparterre des hiesigen Stadttheaters die junge Frau eines Südbahners plötzlich von einer tiefen Ohnmacht befallen worden. Der diensthabende Wachmann trug dieselbe ins Inspektionszimmer, wo sie auch ärztlichen Beistand erhielt. Da sie aber nicht zu sich kam, musste sie durch die Rettungsabteilung in die Wohnung nach Wilten überführt werden. 
 
19. November 1915
Achtung Fußgänger! Bleibt womöglich auf den seitlichen Gehsteigen; wenn es aber unbedingt sein soll, dass ihr auf der Fahrstraße gehen müsst, dann Aug und Ohr offen! Nicht sorglos dahintrollen, wie gestern eine bald 60 Jahre alte Frau es tat, welche beim Landhaus die Straße überquerte, unter ein rasch des Weges kommendes Fuhrwerk geriet, eine Strecke mitgeschleift und beinahe gerädert worden wäre. Soldaten hielten rechtzeitig die Pferde an; immerhin erlitt die Frau eine schmerzhafte Quetschung am Rücken und verschiedene stark blutende Riss-und Quetschwunden. Nach erhaltener ärztlicher Behandlung überführte man die nicht Gehfähige im Rettungswagen in ihre Wohnung nach Vill. 
 
22. November 1915
Ein Unglück kommt selten allein. In St. Nikolaus hat sich am Samstag der bald 70-jährige Private Nikolaus N. in den rechten Unterschenkel gehackt; infolge Ausgleitens am gefrorenen Boden stürzte er nieder und brach sich das Bein gerade an der Stelle, wo die Hackwunde saß. 
 
Zu sehen ist hier eine Kollision zweier Wägen der Linien 1 und 4.