Donnerstag, 27. September 2012

Gedanken zu Stellungnahmen der Gruppen




Wenn man sich die diversen Ultraseiten in Österreich und vor allem Deutschland anguckt entdeckt man unzählige Stellungnahmen, Richtig- bzw. Klarstellungen oder sonstige Statements zu für die jeweiligen Szenen bedeutende Ereignisse. Viele diese Stellungnahmen erfolgen nach Aktionen, die in der Öffentlichkeit, also bei "Otto Normalverbraucher" (um es mit einer deutschen Umschreibung zu sagen) nicht allzu gut ankommen, wenn die Gruppe/Szene also "Scheisse baut". Egal ob es jetzt Pyroaktionen, Platzstürme, Raststattplünderungen oder schlicht und ergreifend überzogene Kontrollen und Einschränkungen der Bewegungsfreiheit seitens der Polizei sind, man versucht sich zu rechtfertigen oder zu äussern. Diese Elaborate sind ja meist gut geschrieben, in sich schlüssig und auch im Kern richtig, meist sogar mit einer kritischen Selbstreflexion, nur - sie ändern nichts. Kein Medium hat sich bisher durch solche Schreiben in irgendeiner Weise beeinflussen lassen, keine staatliche Organisation hat sich bisher davon beeindrucken lassen. Sprich - ohne eine Lobby, ohne einen politischen Rückhalt (den alle anderen Institutionen und Vereine ja haben) wird sich da auch nichts ändern. Insoferne sind solche Stellungnahmen natürlich ein verständlicher Akt des Frustabbaus, ändern werden sie aber weder das Verhalten der Fans noch der Exekutive bzw. der Medien. Warum auch ? In Wirklichkeit beliefert man sich ja gegenseitig, die Fans setzen Taten - Stichwort Fankultur - und die Medien haben ihre Schlagzeilen. Natürlich wäre es vermessen zu behaupten, die Medien steuern dies (oder geben sie in Auftrag) aber eine gewisse Art von Selbstdarstellung der Gruppen spielt den Medien - und auch dem Staat (Überwachung) in die Hände.  

Klar ist natürlich, dass - auch wenn die Fangruppen sich absolut zahm und obrigkeitshörig verhalten würden - der Staat gewisse Dinge einführen würde, es wäre für ihn halt nur einfach schwieriger. In der heutigen "Informationszeit", wo jeder jederzeit und über alles informiert sein will ist dies eigentlich selbsterklärend. Man nehme sich nur die sozialen Netzwerke: irgendwer schreibt da - anonym - einen Stuss hinein, bestes Beispiel die Sache mit dem angekündigten Innsbrucker Platzsturm, welchen die Medien aufgegriffen und genüsslich ausgeschlachtet hat und die staatlichen Organe haben eine Handhabe, jeden Fan unter Generalverdacht zu stellen, weil einfach nicht herauszufinden ist, WER jetzt für den Eintrag oder die Aufforderung verantwortlich ist bzw. einfach die Ressourcen des Staates dafür nicht ausreichen. Ausserdem muss man ja auch an und ab mal den Aufwand, den ein Überwachungsstaat kostet, rechtfertigen. Das subjektive Sicherheitsbedürfnis des Einzelnen soll so befriedigt werden.

Dies ist deshalb auch so falsch, da - die Vergangenheit hat es ja gezeigt - damit keine einzige Ausschreitung, kein Platzsturm, kein Pyrozünden verhindert werden konnte. Manchmal standen die hochbezahlten, gut geschulten Polizisten sogar tatenlos daneben und liessen die Sache eine Zeit lang laufen, manchmal provozierte die Polizei die Ausschreitungen erst mit ihrem "Zero Tolerance" Konzept bzw. mit willkürlichen Einschränkungen der persönlichen Bewegungsfreiheit bei Auswärtsfans.

Daher sind solche Stellungnahmen höchstens eine Chronik der Ereignisse aus Sicht der Fans - an der Situation ändern wird sich nichts. Wir werden daher keine Stellungnahmen (mehr) schreiben, und unsere Gedanken - so wie hier - nur mehr sehr sparsam veröffentlichen. Wer uns kennenlernen will, unsere Gedanken erfahren will oder uns einfach erleben will der muss sich in die Kennergasse begeben, wo wir stattfinden.