Dienstag, 9. August 2011

Deutschlands bunter Osten: BSV EINTRACHT SONDERSHAUSEN

Der Ballsportverein Eintracht Sondershausen ist ein Fußballverein in der Kreisstadt des nordthüringischen Kyffhäuserkreises Sondershausen. Noch vor dem Ersten Weltkrieg wurde in der damals 15.000 Einwohner zählenden Stadt am 20. Oktober 1911 der erste reine Fußballverein namens Sportklub Schwarzburg 1911 gegründet. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs spielte der Verein auf regionaler Ebene in zweit- oder drittklassigen Ligen. Aufgrund der Direktive Nr. 23 des Alliierten Kontrollrates der Besatzungsmächte über das Verbot von Sportvereinen musste sich auch in Sondershausen der Sport neu organisieren. Zunächst entstand eine Sportgemeinschaft Sondershausen, die nach den Bestimmungen der Direktive Nr. 23 nur auf Kreisebene Wettkämpfe austragen konnte. 1948/49 nahm die Landesklasse Thüringen den Fußballspielbetrieb auf, dort war eine ZSG Industrie Sondershausen vertreten. Mit der Neustrukturierung des ostdeutschen Sports in Form von Betriebssportgemeinschaften (BSG) entstanden in Sondershausen die beiden Betriebssportgemeinschaften Motor (Innenstadt) und Aktivist (Stadtteil Jecha). Nach Einführung der drittklassigen Fußball-Bezirksliga Erfurt 1952 waren dort beiden BSG vertreten, doch schon 1953 musste die BSG Motor in die Bezirksklasse absteigen, ihr folgte 1955 die BSG Aktivist. 1957 entschloss man sich, den Sportbetrieb in Sondershausen zu bündeln, und Motor und Aktivist schlossen sich am 1. September 1957 zur neuen BSG Eintracht Sondershausen zusammen. Für die beiden beteiligten Fußballmannschaften war dies mit dem Umstand verbunden, dass die Fusion mitten in der Saison erfolgte (zu dieser Zeit entsprach die Spielzeit dem Kalenderjahr). Wie sich dies auf den Spielbetrieb auswirkte, ist nicht überliefert. Der BSG-Name „Eintracht“ passte indessen nicht in das Schema des DDR-Sports, und so musste sich die BSG schon nach zweieinhalb Monaten in „Einheit Mitte“ umbenennen. Nach dem Trägerbetriebssystem sagte der neue Name aus, dass die BSG von den lokalen staatlichen Verwaltungen gefördert wurde. Da aber später das Kaliwerk Sondershausen die Rolle des Trägerbetriebes übernahm, wurde das mit einer erneuten Umbenennung in BSG Glückauf zum Ausdruck gebracht. Dank des wirtschaftsstarken Trägerbetriebes gelang Glückauf 1960 der Aufstieg in die zu dieser Zeit viertklassigen Bezirksliga, die jedoch schon nach zwei Spielzeiten wieder verlassen werden musste. Nach dem erneuten Aufstieg 1971 konnte sich die Mannschaft langfristig in der inzwischen drittklassigen Bezirksliga etablieren. 1980 wurde Glückauf Sondershausen Bezirksmeister und qualifizierte sich damit für die zweitklassige DDR-Liga. In den nächsten Jahren stießen zahlreiche ehemalige Spieler des etwa 60 Kilometer entfernten Oberligisten Rot-Weiß Erfurt zur Mannschaft, sodass der Verbleib in der zweiten Liga über einen Zeitraum von sieben Spielzeiten gesichert werden konnte. In der Saison 1983/84 konnte Glückauf mit Platz 3 in der Ligastaffel E das beste Ergebnis erzielen. Bis kurz vor Schluss hatte die Mannschaft noch an der Spitze gelegen, ehe durch eine 0:1-Niederlage gegen die BSG Kali Werra drei Spieltage vor Saisonende Suhl und Nordhausen noch vorbeiziehen konnten. Der seit 1978 in Sondershausen tätige Trainer Manfred Willing, ehemaliger Oberligaspieler in Zeitz, setzte in den 22 Punktspielen 19 Spieler ein. Er konnte sich aber auf eine konstante Stammelf verlassen, von der sieben Spieler über 90 Prozent aller Begegnungen bestritten. Im Spitzenspiel gegen den Lokalrivalen Motor Nordhausen kamen 6100 Besucher in das damals 7000 Zuschauer fassende Sportzentrum „Am Göldner“. Der Zuschauerdurchschnitt in dieser erfolgreichen Spielzeit lag bei 2800. Im Aufgebot für die Saison 1986/87 standen sechs Spieler, die 30 und mehr Jahre alt waren, und die Anforderungen in der DDR-Liga waren nach der Reduzierung von fünf auf zwei Staffeln gestiegen. So landete Glückauf am Ende der Spielzeit mit nur sechs Siegen in 34 Spielen auf dem 17. und vorletzten Platz der Liga-Staffel B und musste in die Bezirksliga absteigen. Die anschließende Bezirksmeisterschaft blieb ohne Wert, da die Mannschaft in der Aufstiegsrunde als Letzter klar scheiterte. Bis zum Ende des DDR-Fußballbetriebes blieb Sondershausen drittklassig. Als sich nach der politischen Wende von 1989 die wirtschaftlichen Verhältnisse in Ostdeutschland gravierend änderten, verloren die meisten Betriebssportgemeinschaften die Förderung durch ihre bisherigen Trägerbetriebe. So war man auch in Sondershausen gezwungen, die BSG Glückauf neu zu organisieren. Nachdem sich die BSG 1990 in den Sportverein Glückauf umgewandelt hatte, gründeten Mitglieder der ehemaligen Sektion Fußball der BSG am 30. April 1991 den Ballsportverein Eintracht Sondershausen. Mit Beginn des DFB-Spielbetriebes war Sondershausen in die neu geschaffene Landesliga Thüringen eingegliedert worden. Meist in der oberen Hälfte platziert gelang dem BSV im Jahr 2000 der Aufstieg in die viertklassige Oberliga Nordost. Dort trafen die Sondershäuser auf solche traditionsreichen Mannschaften wie Dynamo Dresden, 1. FC Magdeburg, Hallescher FC oder FSV Zwickau. Eintracht konnte sich fünf Jahre lang in der Oberliga behaupten, stieg 2005 aber wieder in die Thüringenliga (ehemals Landesliga) ab. Dort gewann die Eintracht in der Saison 2009/10 die Meisterschaft. Aus finanziellen Gründen wurde allerdings auf das Aufstiegsrecht in die Oberliga verzichtet.