Mittwoch, 24. August 2011

Gegen den Modernen Fussball



Gegen den Modernen Fussball


Vieles am modernen Fussball kann man kritisieren. Die sterilen Stadien, die hohen Ticketpreise die jedes Jahr komplett neuen Mannschaften, wo die Spieler öfters den Verein wechseln als andere ihre Unterwäsche. Aber er bedeutet auch Komfort, Erfolg und eine Art von Event, den man heute gerne annimmt. Beim Football zum Beispiel oder auch beim Beach Volleyball, in der Formel 1 und beim Red Bull Flugtag. Warum ich dies jetzt schreibe ? Weil es in Wirklichkeit ein Ding der Unmöglichkeit ist, „gegen den modernen Fussball“ zu sein und gleichzeitig Erfolg zu haben. Oder glaubt ihr wirklich dass ein wie in den 70er Jahren geführter Verein heute national und international auch nur irgendetwas zu sagen hätte ? Ja vielleicht in einer der unteren Ligen, wie in Österreich noch üblich – der Sportklub mit seinem schrulligen Gehabe ist da ein gutes Beispiel das jeder kennt. Wenn man aber national oder vielleicht auch international irgendeine Art von Erfolg haben will muss man den modernen Weg gehen. Seit Bosman ist dieser nicht mehr aufzuhalten gewesen und auch wenn heute einige Ligen krachen wie die Kaisersemmerln weil sie dieses Geschäftsmodell wiederum übertrieben haben. Ohne die professionelle Vermarktung von Sportart, Spielern, Vereine geht das nicht mehr. Und das hat sich ja auch auf die Fangruppen übertragen. Die heutigen Ultragruppen sind beinharte Geschäftsmodelle, die zwar gegen den modernen Fussball wettern mit ihm aber wahrscheinlich das grösste Geschäft machen weil sie ja oftmals den Gewinn brutto für netto in die eigene Tasche wirtschaften. Gut man bekommt ja auch was dafür, Choreographien, Stimmung, tolle Fanartikel und das Bewusstsein Teil eines mythischen Ganzen zu sein, bloss mit dem Fussball, den sie so propagieren hat das auch „Null Komma Josef“ zu tun.

Genauso amüsant finde ich dieses „oldschool football against fuckin´ industry“ Gehabe von meist nicht einmal richtig erwachsenen Ultras, die sich zwar den oldschool Fussball (den sie nie erlebt haben) auf die Fahnen heften, schön stilecht mit altem Ball im Lorbeerkranz aber im normalen Leben die kommerz-amerikanische „Pseudogängsta“ Sprache verwenden. Einfach nur zum „Auf-den-Kopf-greifen“. Wie lächerlich ist dass denn bitte ? Entweder – Oder, beides gleichzeitig ist die berühmte Quadratur des Kreises. Entweder man will das Althergebrachte (schlechten Amateurfussball, alte Stadien bzw. Plätze, wenig Komfort und Null Erfolg) oder man huldigt dem Kommerzfussball, der einem all die netten Dinge des Lebens verspricht, die man selber nie erreichen wird: Erfolg, Reichtum, Komfort und ein Zugehörigkeitsgefühl, welches mythisch verklärt wird. Eine Ersatzreligion quasi, deren Mitgliedsbeitrag sich nicht nur in Abonements sondern auch Merchandising (früher sagte man Fanartikel dazu) und anderem manifestiert. Pay-TV mit Abo seines Lieblingsvereines etc. Man trinkt das Bier der Mannschft, isst die Torte der Mannschaft, zahlt mit der Kreditkarte der Mannschaft und fühlt sich enorm gut. Am Platz ist man dann halt wieder „oldschool“ unterwegs weils ja alle machen und das wiederum auch voll fett und cool ist.

Der Fan als solcher verkommt zum Konsument, selbst die Treuesten der Treuen werden auf Fotos und für Werbefilmchen missbraucht, daneben vermarkten sie sich ja auch noch selber mit ihrem Fanartikelverkauf (fast hätte ich neusprachlich Merchandising gesagt). Daneben müssen diese organisierten Fangruppen aber auch mit immer mehr Einschränkungen seitens des Vereines und der Behörden kämpfen, weil beide erkannt haben, dass da erstens Geld zu machen ist und zweitens eine Gefahr für die neue heile Eventwelt entsteht. Und so werden Sicherheitspolizeigesetze, Pyrotechnikgesetze und anderes geschaffen um diese „Geschwüre“ so schnell wie möglich zu entfernen und durch Kunden zu ersetzen, die nicht nur ein Abo und ein Bier sondern auch die volle Palette der Vereinsdevotionalien kaufen sowie eine Mitgliedschaft im vereinseigenen „Hunderter-Super-VIP-Klub“ erwerben und mit ihren Familien kommen, damit möglichst viel Geld in die Kassa fliesst. Erfolg sollte der Verein dann auch noch ab und zu haben, damit die Konsumenten bei der Stange bleiben, etwas was den „oldschool“ Fangruppen nie in den Sinn kommt – sie waren immer da. Gut man gibt ihnen auch jetzt noch eine Art Reservat, wo sie ihre bunten Zettel, gemalten Fahnen und ähnliches hochhalten können – man braucht ja neue Bilder fürs Vereinsmagazin – aber wehe sie wollen dann ihre Meinung öffentlich kundtun. „Brauch ma net“ wird dann meist gesagt. Stadionverbote werden dann schlagend und die Spirale beginnt sich zu drehen. Wir erleben es gerade.