Das Freikorps Oberland war ein zur Schwarzen Reichswehr zählender Wehrverband in
der Anfangsphase der Weimarer Republik. Der daraus hervorgegangene Bund
Oberland bildete ab 1921 den Kern der Sturmabteilung
(SA) in Bayern.
Das Freikorps wurde Anfang 1919 durch Rudolf von Sebottendorf, den Vorsitzenden der rechtsextremen
Thule-Gesellschaft, mit Unterstützung des nach
Bamberg geflüchteten Kabinetts des sozialdemokratischen
Ministerpräsidenten Johannes Hoffmann gegründet, um die
sozialistische Münchner Räterepublik niederzuschlagen.
Direkter Vorläufer war der innerhalb der Thule-Gesellschaft bestehende
„Kampfbund“, der ebenfalls gegen die Räteregierung gerichtet war.
Eingesetzt wurde das Freikorps im Mai 1919
bei den Kämpfen gegen die Münchner Räterepublik und 1920 während des Ruhraufstands.
Bei der Niederschlagung der Aufstände in Oberschlesien 1921 waren
Einheiten des Freikorps an der Erstürmung des St. Annabergs
in Oberschlesien
beteiligt und sorgten durch ihre Brutalität international für Schlagzeilen.
Mitglieder des Freikorps Oberland mordeten jedoch nicht nur bei
Kampfhandlungen, sondern waren auch an zahlreichen Fememorden beteiligt. Neben einer Vielzahl
von angeblichen „Verrätern“ wurden auch Politiker erschossen, wie
beispielsweise Minister Matthias Erzberger (Deutsche Zentrumspartei).
Als 1921 die Freikorps aufgelöst wurden,
änderte die Organisation ihren Namen in Bund Oberland. Zahlreiche
Angehörige schlossen sich der im gleichen Jahr entstehenden SA an. 1923 bildete
der Bund Oberland gemeinsam mit der NSDAP und verschiedenen
weiteren nationalistischen Organisationen den Deutschen Kampfbund, der sich am 25. September
1923 unter die Führung von Adolf Hitler stellte. In diesem Zusammenhang war der Bund
Oberland auch wesentlich am Hitler-Ludendorff-Putsch vom 8. November 1923 beteiligt.
Nach dem Hitler-Putsch teilte sich die
Organisation in verschiedene Bünde, etwa den Bund Alt-Oberland unter Ludwig „Lulu“ Oestreicher
und Treu-Oberland.
Bereits 1930 kam es zu Differenzen innerhalb
des Bundes, da die relativ starke österreichische Fraktion den austrofaschistischen
Heimwehrführer
Fürst Ernst Rüdiger Starhemberg zum Bundesführer
wählte. Dies veranlasste über Dreiviertel der reichsdeutschen Gruppen, den Bund
Oberland zu verlassen. Auch die Nationalrevolutionäre unter Führung von Gustav Sondermann,
Drexel und Tröger traten geschlossen
aus, unterstellten sich als „Oberlandkameradschaft“ geschlossen dem Nationalbolschewisten Ernst Niekisch
und wandten sich gegen die dem Nationalsozialismus zugeneigte Gruppe um Friedrich Weber.
Der ehemalige Stabschef des Freikorps und
Planer des Sturms auf den Annaberg Josef Römer
trat zum kommunistischen „Scheringerkreis“ über und wurde zum mit
diktatorischen Vollmachten ausgestatteten Führer einer bereits 1920 gegründeten
Geheimorganisation namens „Bund Oberland“. 1939/40 baute Römer mit alten
Freikorpskameraden und ehemaligen Mitarbeitern des „Aufbruch-Arbeits-Kreises“
Widerstandsgruppen in München und Berlin auf. Mit seinen Leuten verbreitete er
Flugblätter, die das Volk zum Aufstand gegen Adolf Hitler aufriefen, bis er
1942 verhaftet und 1944 hingerichtet wurde.
Die alten Freikorpskämpfer sammelten sich nach 1945 um Ernst Horadam
und begründeten 1951 die bis heute bestehende Traditionsgemeinschaft Kameradschaft
Freikorps und Bund Oberland. Einige Autoren sehen sie als rechtsextreme
Vereinigung. In Schliersee fand bis einschließlich 2006
jährlich im Rahmen eines Gottesdienstes ein Totengedenken für die Gefallenen
des Freikorps von 1921 statt. Nach Aussagen des Vorstandes der Landsmannschaft der Oberschlesier ist die
Veranstaltung in der Vergangenheit regelmäßig vom Landesamt für Verfassungsschutz
Bayern beobachtet worden. Es erfolgte jedoch weder eine Aufnahme in
den Bundes- noch in den Landesverfassungsschutzbericht, da nach Aussagen des
Pressesprechers des Bayerischen Landesamtes für Verfassungsschutz gegenüber dem
BR-Magazin „Der Zeitspiegel“ am 16. Mai 2007 weder die Veranstaltung noch
der Traditionsverband „Kameradschaft Freikorps und Bund Oberland“
Beobachtungsobjekt seien. Zu den regelmäßig an der Veranstaltung teilnehmenden
Organisationen gehörten die Landsmannschaft Schlesien, die
Landsmannschaft der Oberschlesier und die Junge Landsmannschaft Ostdeutschland.
Des Weiteren beteiligten sich Einzelpersonen aus unterschiedlichen extrem
rechten Organisationen wie beispielsweise der NPD, der JN und der Burschenschaft Danubia. Seit 2007 findet das
Gedenken in einem sehr kleinen Rahmen statt. Im Jahr 2008 versuchten
unterschiedliche rechtsextreme Jugend- und Nachwuchsorganisationen erfolglos an
die Tradition der Annaberg-Gedenkfeiern anzuknüpfen.
Bekannte Mitglieder:
- Richard Arauner, SS-Oberführer und
NS-Agrarfunktionär
- Eleonore Baur,
Freundin Hitlers, „Fürsorgeschwester in der Reichsführung SS“
- Kurt Benson,
SS-Oberführer
- Josef
Dietrich, SS-Oberstgruppenführer und Generaloberst der
Waffen-SS
- Fritz Fischer, „der wichtigste
deutsche Historiker des 20. Jahrhunderts“
- Karl Gebhardt,
SS-Gruppenführer, Arzt im KZ Ravensbrück, NS-Verbrecher
- Franz Gutsmiedl, MdR
- Wilhelm Harster, SS-Brigadeführer,
Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD (Niederlande, Italien)
- Hans Hartwimmer (1902–1944), Mitglied der Hartwimmer-Olschewski-Gruppe
- Franz Hayler,
SS-Gruppenführer
- Richard Hildebrandt, SS-Obergruppenführer,
NS-Verbrecher
- Heinrich Himmler, Reichsführer SS und Chef
der Deutschen Polizei
- Hans Hinkel,
SS-Gruppenführer, MdR
- Ernst Horadam,
SA-Obersturmbannführer
- Friedrich Gustav Jaeger,
Ritterkreuzträger, hingerichteter Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944
- Rudolf Jordan, SA-Obergruppenführer,
Oberpräsident in der Provinz Magdeburg
- Max Koegel,
SS-Obersturmbannführer und Kommandant der Konzentrationslager Majdanek,
Ravensbrück und Flossenbürg
- Max Lebsche,
Arzt, Gegner des NS-Regimes
- Emil Maurice,
SS-Standartenführer
- Carl von Oberkamp, SS-Brigadeführer und
Generalmajor der Waffen-SS
- Theodor Oberländer, später Bundesminister
für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte
- Hans Wilbert Petri, Oberbürgermeister von
Wattenscheid, Offizier der Waffen-SS
- Maximilian Freiherr du Prel, Journalist,
Pressechef des Generalgouverneurs im besetzten Polen
- Heinz Reinefarth, SS-Gruppenführer und
Generalleutnant der Waffen-SS
- Josef Römer,
Jurist, Stabsoffizier und Widerstandskämpfer
- Arnold Ruge, Hochschullehrer
- Ludwig
Schmuck, SA-Gruppenführer
- Fritz von Scholz, SS-Gruppenführer und
Generalleutnant der Waffen-SS
- Otto Schottenheim, Arzt,
SA-Sanitärs-Brigadefüher, SS-Oberführer, Regensburger Bürgermeister in der
NS-Zeit
- Walther Schröder, SS-Brigadeführer und
Polizeipräsident in Lübeck sowie SS- und Polizeiführer in Lettland
- Ernst Rüdiger Starhemberg, Politiker,
Austrofaschist, NS-Gegner
- Hans Schweighart, deutscher Fememörder und
SA-Führer
- Bodo Uhse,
Schriftsteller, nach Bruch mit der NSDAP Kommunist
- Gerhard Wagner,
SA-Obergruppenführer, Reichsärzteführer
- Christian Weber, Kreistagspräsident in Oberbayern
- Friedrich Weber, Reichstierärzteführer