Sehr geehrter Herr Sedlacek !
Gewalt gegen Spieler, Schiedsrichter und Zuseher sind zu
verurteilen. Das steht ausser Zweifel und ist von Ihnen auch folgerichtig
klargestellt worden. Da gibt es keine zwei Meinungen und ist klar, dass dagegen
vorgegangen werden muss.
Es wäre aber auch nicht schlecht, Ursachenforschung zu
betreiben. Sind die Spieler und Funktionäre heute wirklich so anders als vor
zwanzig Jahren ? Ist es heute wirklich so, dass die Menschen schneller
handgreiflich werden als früher ?
Oder liegt es daran, dass die Schiedsrichter immer
schlechter werden ? Und zwar nicht, weil sie grundsätzlich unfähig oder dumm
sind sondern weil das Spiel immer schneller, die Spielzüge immer gefinkelter
und die Spieler immer gewitzter werden. Gut ausgebildete und erfahrene
Schiedsrichter haben in der Regel keine Probleme mit dem Leiten haariger
Partien und es gibt im Wiener Unterhaus viele davon, die vollkommen unaufgeregt
pfeifen. Es gibt aber auch die anderen, die mangels Erfahrung und/oder
Ausbildung Partien entscheidend beeinflussen und verpfeifen.
Als Spieler, als Funktionär, als Fussballfan komme ich mir
da ein wenig verarscht vor, wenn Schiris glasklare Fouls (mit
Verletzungsabsicht) nicht pfeifen, Elfmeter einfach „übersehen“ obwohl sie drei
Meter daneben stehen oder Abseitsentscheidungen treffen von denen jeder –
ausser ihnen – am Platz sieht, dass sie keine sind. So etwas hat – egal für
oder gegen welchen Verein auch immer – beim sportlichen Messen nichts verloren.
Diese Pfeifenmänner gehören nicht zu unserem Sport.
Danach zu sagen, Schiedsrichterentscheidungen sind
Tatsachenentscheidungen – und wir sprechen hier vom Amateurfussball – ist etwas
frech. Wer lässt sich schon – egal ob Profi oder Amateur – gerne
benachteiligen. Im Berufsleben werden solche Leute normalerweise wegen Betruges
angezeigt, im Wiener Unterhausfussball geht das leider nicht bzw. würde
derjenige Verein der das macht, sofort aus dem Verband ausgeschlossen werden.
Wie soll ein Verein seinen Spielern sagen, „bleibt immer
sportlich“ wenn sie Woche für Woche sehen, dass selbstherrliche Schiedsrichter
genau das Gegenteil von sportlich und vor allem unparteiisch sind ? Wie soll
man so etwas erklären ? Muss man das überhaupt ? Wie kann ein Verband aufgrund
von offenkundigen Fehlentscheidungen seiner Spielleiter überhaupt Strafen
aussprechen ? Sich nur darauf zu berufen, dass der Schiedsrichter immer recht
hat – das kann es ja nicht sein. Das kann doch kein Verbandsfunktionär ernst
meinen, oder ?
Nun ist aber auch der Fussballplatz kein rechtsfreier Raum
– weder für Schläger noch für Betrüger. Dies bitte ich zu beachten, ehe hier
entschieden wird. Das Hinterfragen des eigenen Verbandes und seiner Mitglieder
heisst nicht automatisch, Schwächen zuzugeben, vielmehr könnte dies der Beginn einer
neuen Ära werden, den Verband endlich im 21. Jahrhundert zu verankern. Denn
bisher leben wir hier noch im letzten Jahrtausend. Sowohl sportlich als auch
funkionärsbedingt.
Eines möchte ich noch zu bedenken geben: solange Schiedsrichter für ihre
„Leistungen“ von den Vereinen bezahlt werden (müssen), solange werden sie
kritisch betrachtet. Das ist nur normal, ich gehe ja auch nicht ins nächste
Geschäft und kaufe einfach irgendetwas in Bausch und Bogen. Warum soll das beim
Fussball anders sein ?