Montag, 9. November 2015

An den Wiener Fussball Verband

Sehr geehrter Herr Sedlacek !

Gewalt gegen Spieler, Schiedsrichter und Zuseher sind zu verurteilen. Das steht ausser Zweifel und ist von Ihnen auch folgerichtig klargestellt worden. Da gibt es keine zwei Meinungen und ist klar, dass dagegen vorgegangen werden muss.
 
Es wäre aber auch nicht schlecht, Ursachenforschung zu betreiben. Sind die Spieler und Funktionäre heute wirklich so anders als vor zwanzig Jahren ? Ist es heute wirklich so, dass die Menschen schneller handgreiflich werden als früher ?
 
Oder liegt es daran, dass die Schiedsrichter immer schlechter werden ? Und zwar nicht, weil sie grundsätzlich unfähig oder dumm sind sondern weil das Spiel immer schneller, die Spielzüge immer gefinkelter und die Spieler immer gewitzter werden. Gut ausgebildete und erfahrene Schiedsrichter haben in der Regel keine Probleme mit dem Leiten haariger Partien und es gibt im Wiener Unterhaus viele davon, die vollkommen unaufgeregt pfeifen. Es gibt aber auch die anderen, die mangels Erfahrung und/oder Ausbildung Partien entscheidend beeinflussen und verpfeifen.
 
Als Spieler, als Funktionär, als Fussballfan komme ich mir da ein wenig verarscht vor, wenn Schiris glasklare Fouls (mit Verletzungsabsicht) nicht pfeifen, Elfmeter einfach „übersehen“ obwohl sie drei Meter daneben stehen oder Abseitsentscheidungen treffen von denen jeder – ausser ihnen – am Platz sieht, dass sie keine sind. So etwas hat – egal für oder gegen welchen Verein auch immer – beim sportlichen Messen nichts verloren. Diese Pfeifenmänner gehören nicht zu unserem Sport.
 
Danach zu sagen, Schiedsrichterentscheidungen sind Tatsachenentscheidungen – und wir sprechen hier vom Amateurfussball – ist etwas frech. Wer lässt sich schon – egal ob Profi oder Amateur – gerne benachteiligen. Im Berufsleben werden solche Leute normalerweise wegen Betruges angezeigt, im Wiener Unterhausfussball geht das leider nicht bzw. würde derjenige Verein der das macht, sofort aus dem Verband ausgeschlossen werden.
 
Wie soll ein Verein seinen Spielern sagen, „bleibt immer sportlich“ wenn sie Woche für Woche sehen, dass selbstherrliche Schiedsrichter genau das Gegenteil von sportlich und vor allem unparteiisch sind ? Wie soll man so etwas erklären ? Muss man das überhaupt ? Wie kann ein Verband aufgrund von offenkundigen Fehlentscheidungen seiner Spielleiter überhaupt Strafen aussprechen ? Sich nur darauf zu berufen, dass der Schiedsrichter immer recht hat – das kann es ja nicht sein. Das kann doch kein Verbandsfunktionär ernst meinen, oder ?
 
Nun ist aber auch der Fussballplatz kein rechtsfreier Raum – weder für Schläger noch für Betrüger. Dies bitte ich zu beachten, ehe hier entschieden wird. Das Hinterfragen des eigenen Verbandes und seiner Mitglieder heisst nicht automatisch, Schwächen zuzugeben, vielmehr könnte dies der Beginn einer neuen Ära werden, den Verband endlich im 21. Jahrhundert zu verankern. Denn bisher leben wir hier noch im letzten Jahrtausend. Sowohl sportlich als auch funkionärsbedingt.
 
Eines möchte ich noch zu bedenken geben: solange Schiedsrichter für ihre „Leistungen“ von den Vereinen bezahlt werden (müssen), solange werden sie kritisch betrachtet. Das ist nur normal, ich gehe ja auch nicht ins nächste Geschäft und kaufe einfach irgendetwas in Bausch und Bogen. Warum soll das beim Fussball anders sein ?