Montag, 9. November 2015

Im DFB rumort es

Affäre um die WM 2006: DFB-Präsident Niersbach tritt zurück
 
 
Der Druck wurde zu groß: Wolfgang Niersbach ist als Präsident des Deutschen Fußball-Bundes zurückgetreten. Damit zog er die Konsequenzen aus dem Skandal um die Vergabe der WM 2006.
 
Wolfgang Niersbach ist im Zuge der WM-Affäre als DFB-Präsident zurückgetreten. "Ich habe für mich erkannt, dass der Zeitpunkt gekommen ist, die politische Verantwortung zu übernehmen", sagte Niersbach nach einer Präsidiumssitzung des Deutschen Fußball-Bundes. Die beiden Vizepräsidenten Reinhard Rauball und Rainer Koch übernehmen kommissarisch die Amtsgeschäfte.
Niersbach war in dem Skandal um dubiose Geldflüsse vor der Weltmeisterschaft 2006 schwer unter Druck geraten. In der vergangenen Woche durchsuchte die Steuerfahndung sowohl die DFB-Zentrale in Frankfurt als auch Niersbachs Privatwohnsitz in Dreieich.
Gegen den zurückgetretenen DFB-Chef, seinen Vorgänger Theo Zwanziger und den früheren DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt ermittelt die Frankfurter Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung in einem besonders schweren Fall. Auslöser der Ermittlungen sind die Recherchen des SPIEGEL um die WM-Vergabe 2006 und die Enthüllung, dass es eine schwarze Kasse in Höhe von 6,7 Millionen Euro gab.
 
Das Organisationskommittee des DFB für die WM hatte sich die Summe vom damaligen Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus geliehen, zurückgezahlt wurde sie 2005. Der Verband hatte die Zahlung offiziell als Maßnahme für ein "Kulturprogramm der WM 2006" geltend gemacht - "obwohl ihr tatsächlich ein anderer Zweck zugrunde lag", wie die Staatsanwaltschaft in einer Pressemitteilung formulierte. Die Frage, wohin das Geld des Franzosen ursprünglich einmal geflossen ist, steht seit Wochen im Zentrum des gesamten Skandals und ist bis heute nicht geklärt.
Als Schuldeingeständnis wollte Niersbach seine Entscheidung nicht betrachten: Er habe im Zusammenhang mit der WM-Vergabe "immer sauber, vertrauensvoll und korrekt gearbeitet", hieß es in der persönlichen Erklärung des 64-Jährigen. "Ich bleibe dabei und möchte noch einmal unmissverständlich klarstellen, dass ich von den Hintergründen der im Raum stehenden Zahlungsflüsse keinerlei Kenntnis hatte."
Zuletzt hatten vom SPIEGEL veröffentlichte handschriftliche Notizen auf einem Briefentwurf aus dem Jahr 2004 für erneuten Wirbel gesorgt. Sollten diese tatsächlich von Niersbach stammen, wäre klar, dass er nicht wie behauptet erst diesen Sommer von den Millionentransfers im Zuge der Vorbereitungen für die Weltmeisterschaft 2006 erfahren hätte.