Montag, 23. November 2015

Auch auf der Krim kracht es

Montag bleibt arbeitsfrei

Fast zwei Millionen Menschen sind am Sonntag auf der im Frühling 2014 von Russland annektierten Halbinsel Krim ohne Strom und Heizung gewesen. Zentrale Einrichtungen wie Krankenhäuser wurden mit Notstromaggregaten versorgt. Bis die Versorgung wieder vollständig hergestellt werden kann, könnte es bis zu vier Tage dauern, so die ukrainische Energiefirma Ukrenergo.
 
Mit eigenen Kraftwerken, Gasturbinen und Dieselgeneratoren konnten einige Städte wieder zum Teil mit Strom versorgt werden. Allerdings blieben auch am Sonntag Hunderttausende ohne Strom. Denn die völkerrechtlich zur Ukraine gehörende Halbinsel ist bei der Stromversorgung zu fast drei Viertel vom ukrainischen Festland abhängig. Bisherige Angebote Moskaus, den Bau von Gaskraftwerken auf der Krim voranzutreiben, wurden bisher nicht umgesetzt. Allerdings arbeitet Moskau an einer Stromleitung vom russischen Festland auf die Halbinsel.

Notstand ausgerufen

Die Behörden auf der Krim riefen den Notstand aus. Das öffentliche Leben sei lahmgelegt. 150 Schulen waren laut dem russischen Energieministerium von dem Ausfall betroffen. Die gesamte Hafenstadt Sewastopol lag völlig im Dunkeln. In vielen Hochhäusern funktionierte das Internet und die Wasserversorgung nicht mehr.
Ein Krisenstab wurde eingerichtet. Der Montag wurde zum arbeitsfreien Tag erklärt. Immer wieder wird der Strom für einige Stunden kontrolliert abgeschaltet und die Wasserversorgung eingeschränkt, um Energie zu sparen. Auch die südliche Ukraine ist von dem Stromausfall betroffen. In den Gebieten Cherson und Mykolajiw seien 40 Prozent der Versorgung gefährdet, sagte der ukrainische Energieminister Wladimir Demtschischin.

Moskau: „Das ist ein Terrorakt“

Ursache für den Stromausfall sind Sprengstoffanschläge auf Strommasten in der Ukraine. Sowohl am Freitag als auch am Samstag waren Strommasten und wichtige Hochspannungsleitungen zerstört worden. Die Schäden seien durch Artilleriefeuer oder Sprengsätze verursacht worden, erklärte Ukrenergo. An Ort und Stelle seien Granatsplitter gefunden worden. Aktivisten hatten an den umgestürzten Masten ukrainische Flaggen und eine Fahne der Krimtataren befestigt.
Unklar ist, wer hinter dem Sabotageakt steckt. Russland verdächtigt ukrainische Nationalisten. „Das ist ein Terrorakt“, sagte etwa der Abgeordnete der Kreml-Partei Geeintes Russland, Franz Klinzewitsch. Andere vermuten die Ukraine hinter dem Anschlag. „Ich glaube nicht, dass die Ukraine die Verantwortlichen suchen wird“, sagte etwa der Regierungschef der Krim, Sergej Axionow: „Ihre Agenten haben es vielleicht selbst getan.“
Unterstützung aus Moskau lehnte Kiew jedenfalls ab. „Wir haben der Ukraine unsere Hilfe bei der Reparatur angeboten. Sie haben abgelehnt“, sagte ein Mitarbeiter des russischen Zivilschutzes. Kiew wies die Vorwürfe zurück. Man kenne die Verantwortlichen nicht, so das ukrainische Innenministerium. Die Ermittlungen dauerten noch an.

Widerstand gegen Annexion

Schon seit Wochen fordern Krimtataren und ukrainische Aktivisten von Kiew, die Stromversorgung auf die von Russland okkupierte Halbinsel Krim zu kappen. Damit sollten die Freilassung gefangener Ukrainer in Russland und die Aufhebung der Einreiseverbote krimtatarischer Politiker auf die Krim erzwungen werden. Die ukrainische Regierung lehnte trotz der Kritik an der russischen Annexion der Halbinsel eine Energieblockade der Krim stets ab.

http://orf.at/stories/2310959/2310960/