Montag, 11. November 2013

Wien, 12. November 1918









http://homepage.univie.ac.at/johannes.mattes/oesterreich/anfangundende.pdf

Deutschösterreich (auch Deutsch-Österreich) war in der Österreichisch-Ungarischen Monarchie eine inoffizielle Bezeichnung der mehrheitlich deutsch besiedelten Gebiete der österreichischen Länder (Cisleithanien).
Mit der Wahl des Staatsrates und der ersten Staatsregierung am 30. Oktober 1918 sowie der Ausrufung der österreichischen Republik am 12. November 1918 zu Ende des Ersten Weltkrieges nannten die deutschsprachigen Abgeordneten des letzten Reichsrats, die zuvor am 21. Oktober 1918 als Nationalversammlung der deutschen Abgeordneten in Wien zusammengetreten waren, das von ihnen vertretene Gebiet offiziell Deutschösterreich, welches sich als Teil der deutschen Republik konstituierte.

Abgeordnete und ZuhörerInnen im Niederösterreichischen Landhaus in der Wiener Herrengasse.

Erste Sitzung der Provisorischen Nationalversammlung am 21. Oktober 1918

Abgeordnete und ZuhörerInnen im Niederösterreichischen Landhaus in der Wiener Herrengasse.
Aufnahmedatum: 21.10.1918
Die verbliebenen 208 Abgeordneten der deutschen Wahlbezirke des 1911 gewählten Reichsrates bildeten eine eigene "Provisorische Nationalversammlung für Deutschösterreich". In der konstituierenden Sitzung am 21. Oktober 1918 im Niederösterreichischen Landhaus in der Wiener Herrengasse gab es noch keine Klarheit über die zukünftige Staatsform und das Staatsterritorium. Die Parlamentarier waren aber entschlossen, einen neuen selbständigen Staat zu gründen.
Schon in der darauffolgenden Sitzung am 30. Oktober einigten sie sich auf eine provisorische Verfassung und wählten eine Regierung (Vollzugsausschuss): Der "Deutsch-österreichische Staatsrat" bestand aus Mitgliedern der drei großen politischen Fraktionen – den Deutschnationalen Gruppierungen, der Christlichsozialen Partei (CSP) und der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP).

Die Republik wird ausgerufen


"Mit blitzartiger Geschwindigkeit stürmen nun die Ereignisse vorwärts" berichtete die Allgemeine Wiener Zeitung am 11. November 1918: Kaiser Karl I. erklärte sich unter dem Druck der Ereignisse bereit, auf eine Teilhabe an den Regierungsgeschäften zu verzichten und die de facto bereits entmachtete kaiserliche Regierung zu entheben. Denn für den nächsten Tag, Dienstag, den 12. November 1918, hatte die Provisorische Nationalversammlung die Ausrufung der Republik angekündigt.
Es sollte ein "feierlicher Akt der Taufe" des neuen Staates werden. Zur Verhandlung stand ein von Karl Renner vorgelegter Entwurf, der im Staatsrat – der Regierung – gegen die Stimmen von drei Christlichsozialen angenommen worden war. Die Christlichsoziale Partei wollte die Entscheidung über die Staatsform ursprünglich zu einem späteren Zeitpunkt auf Basis einer Volksabstimmung treffen, verzichtete in der Sitzung aber auf einen entsprechenden Antrag. Nach kurzer Debatte fasste die Provisorische Nationalversammlung den Beschluss betreffend das Gesetz über die Staats- und Regierungsform von Deutschösterreich (StGBl. Nr. 5/1918) dann aber einstimmig.
Artikel 1 des Gesetzes legt fest: "Deutschösterreich ist eine demokratische Republik. Alle öffentlichen Gewalten werden vom Volke eingesetzt."
Auf der Ringstraße hatte sich eine große Menschenmenge versammelt, um dem historischen Ereignis beizuwohnen. Viele davon waren dem Aufruf der sozialdemokratischen Partei gefolgt. Diese hatte angesichts der aufgeheizten Stimmung einen eigenen Ordnerdienst eingerichtet, um einen sicheren Ablauf der Kundgebung zu gewährleisten. Auch Mitglieder der bewaffneten "Roten Garden" hatten vor dem Parlament Aufstellung genommen. Ihr Ziel war eine Räterepublik nach dem Vorbild der russischen Revolution. Als nach den Ansprachen der Präsidenten der Provisorischen Nationalversammlung Franz Dinghofer und Karl Seitz auf der Rampe des Parlaments rot-weiß-rote Fahnen gehisst werden sollten, rissen Kundgebungsteilnehmer die weißen Streifen heraus und es wurden rote Fahnen aufgezogen. In der Folge kam es zu einer Schießerei, die zwei Todesopfer forderte.
Einen Eindruck des Aufmarsches und der Ereignisse vor dem Parlamentsgebäude gibt ein Stummfilmdokument der Österreichischen Mediathek.