Die
Ausrufung der Republik
Der Erste Weltkrieg war
zu Ende, die Monarchie zerfallen. Kaiser Karl dankte ab, was kommt danach ? In
einer feierlichen Sitzung beschlossen die Abgeordneten der Nationalversammlung
einen Verfassungsentwurf von Karl Renner – die Geburtsstunde der Republik
Deutschösterreich. Vor dem Parlament versammelte sich eine vielköpfige Menge
die gespannt der Dinge harrte, die da kommen sollten. Vor allem die
Sozialdemokraten hatten unter ihren Anhängern fürs Kommen geworben und so waren
es auch viele Arbeiter, die gespannt darauf fieberten, dass die Präsidenten der
Nationalversammlung, Franz Dinghofer und Karl Seitz die Republik verkünden
würden. Nicht ohne Störungen. Rote Garden stürmten während des Hissens der
neuen rotweissroten Fahne auf die Rampe und entfernten den weissen Streifen
daraus – sie proklamierten die Gründung der „Sozialistischen Republik Österreich“
mittels eines grossen Transparentes. Die Soldaten der Volkswehr eröffneten
daraufhin das Feuer, zwei Tote und vier Verletzte markierten die blutige
Geburtsstunde der ersten Republik.
Blenden wir allerdings
noch zwei Wochen zurück: Am 21. Oktober 1918 versammelten sich die 208
Abgeordneten der deutschen Bevölkerungsmehrheit im Niederösterreichischen
Landhaus um über einen neuen Staat zu beraten. Zunächst gab es jedoch noch
keine Klarheit über die Staatsform, diese wurde erst in der ersten
konstituierenden Sitzung am 30. Oktober 2013 festgesetzt. Gleichzeitig wählte
man eine Provisorische Volksregierung mit vier Parlamentspräsidenten (Franz Dinghofer
(Deutschnationale), Jodok Fink (CSP), später
abgelöst durch Johann Hauser (CSP),
und Karl Seitz (SDAP) – gleichzeitg
gab es aber kuriosierweise noch die alte kaiserliche Regierung, denn Karl I.
hatte noch nicht abgedankt und der Krieg war noch nicht beendet, obwohl Kaiser
Karl am 31. Oktober seine Truppen aus Italien abberief und die Ungarn die
Realunion mit Österreich aufkündigten. Der Friedensschluss mit Italien fand am
3. November 1918 in der Villa Giusti statt. Am 11. November schliesslich dankte
der Kaiser nach einer letzten Sitzung im sogenannten „Liquidationssministerium“
(damit bezeichnete man die letzte k.u.k. Regierung Cisleithaniens) ab, damit
endeten 643 Jahre habsburgische Herrschaft über das Land.
Der Weg
in die Republik war frei.
Wien, 11. November.
Der Kaiser hat folgende Kundgebung erlassen:
"Seit meiner Thronbesteigung war ich unablässig bemüht, meine Völker aus den Schrecknissen des Krieges hinauszuführen, an dessen Ausbruch ich keinerlei Schuld trage. Ich habe nicht gezögert, das verfassungsmäßige Leben wieder herzustellen und habe den Völkern den Weg zu ihrer selbständigen staatlichen Entwicklung eröffnet. Nach wie vor von unwandelbare Liebe für alle meine Völker erfüllt, will ich ihrer freien Entfaltung meine Person nicht als Hindernis entgegenstellen. Im voraus erkenne ich die Entscheidung an, die Deutsch-Österreich über seine künftige Staatsform trifft.
Das Volk hat durch seine Vertreter die Regierung übernommen. Ich verzichte auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften. Gleichzeitig enthebe ich meine österreichische Regierung ihres Amtes. Möge das Volk von Deutsch-Österreich in Eintracht und Versöhnlichkeit die Neuordnung schaffen und befestigen. Das Glück meiner Völker war von Anbeginn das Ziel meiner heißesten Wünsche. Nur der innere Friede kann die Wunden dieses Krieges heilen.
Karl m. p. Lammasch m. p."
Der Kaiser hat folgende Kundgebung erlassen:
"Seit meiner Thronbesteigung war ich unablässig bemüht, meine Völker aus den Schrecknissen des Krieges hinauszuführen, an dessen Ausbruch ich keinerlei Schuld trage. Ich habe nicht gezögert, das verfassungsmäßige Leben wieder herzustellen und habe den Völkern den Weg zu ihrer selbständigen staatlichen Entwicklung eröffnet. Nach wie vor von unwandelbare Liebe für alle meine Völker erfüllt, will ich ihrer freien Entfaltung meine Person nicht als Hindernis entgegenstellen. Im voraus erkenne ich die Entscheidung an, die Deutsch-Österreich über seine künftige Staatsform trifft.
Das Volk hat durch seine Vertreter die Regierung übernommen. Ich verzichte auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften. Gleichzeitig enthebe ich meine österreichische Regierung ihres Amtes. Möge das Volk von Deutsch-Österreich in Eintracht und Versöhnlichkeit die Neuordnung schaffen und befestigen. Das Glück meiner Völker war von Anbeginn das Ziel meiner heißesten Wünsche. Nur der innere Friede kann die Wunden dieses Krieges heilen.
Karl m. p. Lammasch m. p."
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