Montag, 31. Oktober 2011

Erste Maßnahmen gegen Dynamo Dresden

Dynamo Dresden hat sich nach den "erschreckenden Ereignissen" rund um das Pokalspiel in Dortmund öffentlich entschuldigt und erste Maßnahmen angekündigt. So werden die Sachsen auf das komplette Gästekartenkontingent für das Auswärtsspiel beim FC St. Pauli verzichten. Dennoch droht von Verbandsseite eine empfindliche Strafe.


Bei einem seit längerem für kommenden Mittwoch terminierten Treffen der Präsidenten Dr. Theo Zwanziger (DFB) und Dr. Reinhard Rauball (DFL) und weiteren Spitzenfunktionären wie unter anderem DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach und Christian Seifert, Vorsitzender der DFL-Geschäftsführung, steht die neue Eskalation der Gewalt in den Stadien nun im Mittelpunkt.

Droht Dynamo der Pokal-Ausschluss?

Offenbar wird in Erwägung gezogen, Dynamo Dresden in der kommenden Saison aus dem Pokal auszuschließen. Theo Zwanziger am Sonntag zum kicker: "Wir beobachten diese Vorgänge mit großer Sorge und nehmen sie sehr ernst. Über konkrete Maßnahmen wollen wir uns intern zunächst mit den Vertretern der Liga und der Klubs abstimmen."

Ohne Fans nach St. Pauli

Dresden hat inzwischen erste Maßnahmen angekündigt. So wird die SG Dynamo Dresden auf das komplette Gästekartenkontingent für das Auswärtsspiel des 16. Spieltages beim FC St. Pauli, am 27. November 2011, verzichten und den gesamten Gästeblock für die Fans der gastgebenden Mannschaft zur Verfügung stellen. Außerdem werden die Sachsen den FC St. Pauli bei der sicherheitstechnischen bzw. organisatorischen Umsetzung dieser Maßnahme am Millerntor unterstützen und für mögliche, daraus resultierende finanzielle Verluste entschädigen. Darüber hinaus behalten sich die Verantwortlichen des Zweitligisten vor, auch auf das darauf folgende Auswärtskartenkontingent beim FC Hansa Rostock zu verzichten, wenn es durch Dresdner Zuschauer zu weiteren negativen Vorfällen beim Auswärtsspiel in Düsseldorf, beim Ostderby gegen den FC Erzgebirge Aue im heimischen "glücksgas stadion" oder im Zusammenhang mit dem Spiel auf St. Pauli kommen sollte. "Uns ist bewusst, dass wir leider auch die an den Vorfällen unbeteiligten und unschuldigen Dynamo-Fans bestrafen, die unsere Mannschaft und den Verein seit Jahren treu, bedingungslos und friedlich unterstützen", sagt Geschäftsführer Volker Oppitz. "Jedoch wurde diese Entscheidung von einer durch nichts zu akzeptierenden Minderheit unserer Anhänger mit den Aktionen beim Pokalspiel in Dortmund geradezu heraufbeschworen. Wir mussten jetzt handeln, um zu unterstreichen, dass wir nicht bereit sind, diesen Chaoten und unbelehrbaren Personen, die Spiele der SG Dynamo Dresden als Bühne für ihre kriminellen Handlungen zu überlassen", so Oppitz weiter. Außerdem wird Dynamo eine weitere Vollzeitstelle in Bereich Fan- und Mitgliederbetreuung schaffen, "um die Zusammenarbeit mit den eigenen Fans weiter zu optimieren".

Frankfurt zum Rapport

Vertreter von Eintracht Frankfurt müssen nach den Krawallen beim Pokalspiel gegen Kaiserslautern, bei denen ein Polizist schwer verletzt wurde und es zu mehreren Festnahmen kam, in dieser Woche bei Hessens Innenminister Boris Rhein antreten. Der hat angekündigt: "Ab sofort legt die Polizei eine härtere Gangart gegen gewaltbereite Pro-blemfans ein."

"Runder Tisch" mit dem Bundesinnenminister

Von Seiten der Politik und der Polizei wird einigen Protagonisten Verharmlosung der Fan-Problematik vorgehalten. DFL und DFB sind aufgefordert, beim "runden Tisch" mit Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich, den Landesinnenministern und der Polizei am 14. November Lösungsmöglichkeiten zu bieten. Der Dialog mit Fanvertretern über eine Legalisierung von Pyrotechnik, von Rauball als "Geisterdebatte" bezeichnet, wird eingestellt werden. Ebenfalls in der Diskussion: Die Abschaffung von vergünstigten Tickets in den Fanblocks, die Subventionen von Fanreisen zu Auswärtsspielen und die Umlage von Geldbußen für Ausschreitungen in den Fanblocks auf die Tickets in diesen Bereichen. Von der Justiz erwarten Vereine und Verbände Flankenschutz.



Dynamo bestraft sich selbst: Keine Fans am Millerntor




Dynamo Dresden gab heute eigene Konsequenzen nach den Vorfällen vom Dortmund Spiel bekannt. So verzichtet Dynamo auf das Gästekontigent beim FC St. Pauli und droht mit dem Verzicht der Gästekarten bei Hansa Rostock.

Stadionwelt dokumentiert die Stellungnahme von Dynamo Dresden:

Maßnahmen der SG Dynamo Dresden nach den Ereignissen beim Pokalspiel in Dortmund

Die Verantwortlichen der SG Dynamo Dresden haben sich im Anschluss an das Pokalspiel in Dortmund bzw. nach den erschreckenden Ereignissen rund um diese Partie öffentlich bei Borussia Dortmund sowie allen anderen Betroffenen entschuldigt und sich außerdem klar von den Personen distanziert, die in und um das Dortmunder Stadion herum durch Ausschreitungen und den Einsatz von pyrotechnischen Erzeugnissen erheblichen Sach- und Personenschaden angerichtet haben.

Bereits zu Beginn der laufenden Spielzeit hatten die Verantwortlichen der SG Dynamo Dresden, nach dem unwürdigen Verhalten einer Reihe von Dresdner Anhängern beim Relegationsrückspiel in Osnabrück, gegenüber Vertretern der eigenen Fanszene sehr deutlich mögliche Konsequenzen im Falle eines wiederholten Fehlverhaltens benannt. In den vergangenen Tagen wurde nun intensiv darüber beraten, wie der Verein ein unmissverständliches Zeichen setzen kann, um eindeutig zu demonstrieren, dass sich die Sportgemeinschaft von Personen abgrenzt, die dem Verein durch ihr unentschuldbares Verhalten und die Gefährdung anderer schaden! Weiterhin möchte die SG Dynamo Dresden mit den avisierten Maßnahmen die breite Masse der friedlichen Dresdner Anhänger auffordern, sich zukünftig klar und deutlich von der negativen Minderheit abzugrenzen.

Dem Verein ist bewusst, dass ihm durch das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes in naher Zukunft eine empfindliche Strafe droht. Die Verantwortlichen der Sportgemeinschaft haben sich jedoch entschieden, diese nicht abzuwarten, sondern sich durch eigenes konsequentes Handeln erste Maßnahmen selbst aufzuerlegen.

So wird die SG Dynamo Dresden auf das komplette Gästekartenkontingent für das Auswärtsspiel des 16. Spieltages beim FC St. Pauli, am 27. November 2011, verzichten und den gesamten Gästeblock für die Fans der gastgebenden Mannschaft zur Verfügung stellen. Außerdem werden die Verantwortungsträger der SGD den FC St. Pauli bei der sicherheitstechnischen bzw. organisatorischen Umsetzung dieser Maßnahme vor Ort am Millerntor in Hamburg unterstützen und für mögliche, daraus resultierende finanzielle Verluste entschädigen. Über diesen freiwilligen Verzicht wurden sowohl der Deutsche Fußball-Bund, im Zuge der Stellungnahme zu den Vorkommnissen in Dortmund, als auch der FC St. Pauli am vergangenen Freitag vorab informiert.

Darüber hinaus behalten sich die Verantwortlichen der SG Dynamo Dresden vor, auch auf das darauf folgende Auswärtskartenkontingent beim F.C. Hansa Rostock (16.-19.12.2011) zu verzichten, wenn es durch Dresdner Zuschauer zu weiteren negativen Vorfällen beim Auswärtsspiel in Düsseldorf, beim Ostderby gegen den FC Erzgebirge Aue im heimischen „glücksgas stadion“ oder im Zusammenhang mit dem Spiel auf St. Pauli kommen sollte. Diese harten Maßnahmen und selbst verhängten Sanktionen sind aus Sicht der SG Dynamo Dresden momentan absolut notwendig, um die Dresdner Fanszene zu einem Umdenken zu bewegen und sich wieder auf die Grundwerte einer positiven Fankultur zu besinnen.

„Uns ist bewusst, dass wir durch diese harte Konsequenz leider auch die an den Vorfällen unbeteiligten und unschuldigen  Dynamo-Fans bestrafen, die unsere Mannschaft und den Verein seit Jahren treu, bedingungslos und friedlich unterstützen. Jedoch wurde diese Entscheidung von einer durch nichts zu akzeptierenden Minderheit unserer Anhänger mit den Aktionen beim Pokalspiel in Dortmund geradezu heraufbeschworen. Wir mussten jetzt handeln, um zu unterstreichen, dass wir nicht bereit sind, diesen Chaoten und unbelehrbaren Personen, die Spiele der SG Dynamo Dresden als Bühne für ihre kriminellen Handlungen zu überlassen und damit die Fußballkultur in Dresden nachhaltig und auf lange Sicht zu zerstören. Das Ansehen unseres Vereins wurde durch die katastrophalen Ereignisse in Dortmund derartig beschädigt, dass wir jetzt gezwungen sind, unmissverständliche Zeichen gegenüber unseren friedlichen Fans, Partnern und Unterstützern sowie der breiten Öffentlichkeit zu setzen“, erklärte Volker Oppitz die selbstauferlegte Sanktion.

Parallel dazu wird die SG Dynamo Dresden den eingeschlagenen Weg der intensiven und direkten Fanarbeit fortführen. Neben der finanziellen und ideellen Unterstützung des Dresdner Fanprojektes wird der Verein eine zweite Vollzeitstelle in Bereich Fan- und Mitgliederbetreuung schaffen, um die Zusammenarbeit mit den eigenen Fans weiter zu optimieren. Trotz der jüngsten Ereignisse und dem damit verbundenen Vertrauensverlust zur aktiven Dresdner Fanszene, werden die Verantwortlichen des Vereins den gemeinsamen Dialog weiterführen, um die Basis einer offenen und vertrauensvollen Kommunikation nachhaltig zu pflegen. Sowohl die Fangemeinschaft Dynamo als auch die Ultras Dynamo haben sich öffentlich, klar und verständlich zu den Vorkommnissen beim Dortmund-Spiel positioniert. Die Verantwortlichen des Vereins werden die aktive Fanszene und deren Mitglieder in Bezug auf die formulierten Aussagen in die Pflicht nehmen!

„Wir fordern alle unsere Fans und Sympathisanten dazu auf, jederzeit ein tadelloses und sportlich faires Verhalten im Umfeld von Dynamo Dresden an den Tag zu legen, so wie es die überwiegende Mehrheit unserer Anhänger auch stets unter Beweis stellt. Emotionen im Stadion sind wunderbar! Sie treiben die Mannschaft an und führen sie zum Erfolg. Randale und Krawalle sind aber einfach nur kriminell. Sie fügen sowohl anderen Stadionbesuchern, als auch dem Verein, der Landeshauptstadt Dresden, der gesamten Region und dem Fußball selbst großen Schaden zu. Das gehört einfach nicht zum Sport! Wir sollten alle gemeinsam dafür einstehen, dass sich der am vergangenen Dienstagabend entstandene deutschlandweite negative Ruf möglichst bald wieder zum Positiven umkehrt. Diesen Weg können wir – verbunden mit der notwenigen Geduld und Nachhaltigkeit – nur gemeinsam bestreiten. Dabei wird die positiv gelebte Vereins- und Fankultur den Maßstab für die Öffentlichkeit darstellen“, erklärte Dynamo-Präsident Andreas Ritter.