Lieber Felix
Baumgartner,
Sie werden das
sicherlich an dem verhallten Applaus bemerkt haben. Ihr Opus Magnum ist
jetzt schon eine ganze Weile her. Stattdessen haben Sie sich eine
stattliche Folgekarriere als Premiumwirrkopf und Pressesprecher der
nationalistischen Stehpinkler aufgebaut. Kompliment.
Was ist da
eigentlich passiert? Sie waren doch mal cool. Irgendwie. Wobei, wenn man es
nüchtern betrachtet: Sie haben sich von einer Brausesekte in die Stratosphäre
schießen lassen. Die Amis haben damals einen Schimpansen ins All geschickt -
und der hat danach nicht einmal Blödsinn getwittert. Anerkennenderweise muss
ich sagen: Dieser Sprung aus dem Weltraum lässt sich im Laufe der Zeit toppen
(wie bereits geschehen) - Ihre öffentlich geäußerten Meinungspralinen
allerdings werden uns noch lange schwer auf den Hüften hängen. Bestmarken der
Besorgnis.
Immer wieder
erstaunen Sie mit dumpfdümmlich-völkischer "Das darf man ja nicht mehr
sagen"-Prosa, bei der man sich fragt, wie es Wissenschaftler und Techniker
zulassen konnten, diesen Bonobo jemals an ihre teuren Gerätschaften zu lassen.
Offenbar herrscht ein brutal umgekehrt proportionales Verhältnis zwischen der
Höhe, die sie physisch zu erreichen vermochten - und der intellektuellen.
Da sind sie
eher so eine Art Zechenarbeiter, der tief in der Mine kultureller Ressentiments
die Braunkohle abbaut. Als Österreicher in Österreich politisch negativ
aufzufallen - das muss man auch erst einmal schaffen.
Zuletzt
echauffierten Sie sich über Tommi Spitzer, Mitglied und Kopf der EAV, weil der
es gewagt hatte, Ihren Gesinnungsgenossen, den "Alpen-Elvis" (mehr
Demütigung geht nicht) Andreas Gabalier zu kritisieren. ("An den PRANGER!" Hallo, Mittelalter.) Dabei meinte der
lediglich: "Immer wenn die Zeiten schlecht werden, besinnt man
sich der nationalen Identität. Ich habe nichts gegen Gabalier. Jemand, der vor
70.000 Fans spielt, der muss gut arbeiten. Respekt. Aber auch Hitler hat viele
Fans gehabt. Oder der Papst.”
Klar, der
Vergleich mit Hitler ist mittlerweile älter als Hitler selbst (der mit dem
Papst wurde bezeichnenderweise erst gar nicht aufgenommen) - was dann aber von
Ihnen folgte, war eine Replik von ausgesuchter Dummheit. Wie man es denn wagen
könne, diesem honorigen Lederhosen-Cobain so etwas zu unterstellen und im
Grunde genommen sei es ja der Neid des zuletzt erfolglosen Spitzer (und der
EAV), der ihn dazu treibe, so etwas zu behaupten. "Der Neid is a Sau und das, was ein Gabalier
in den letzten Jahren musikalisch und menschlich geleistet hat, ist Ihnen und
Ihrer 'Blödel-Band' leider nie gelungen. Aus der Ersten Allgemeinen
VERUNSICHERUNG wurde die Erste Allgemeine VERHETZUNG."
"Der ist
ja bloß neidisch" - die stets beliebte Argumentations-Bazooka, die
geistige Flachbügler wie Sie immer dann aus dem Koffer kramen, wenn man beim
Diskussions-Shootout mal wieder mit nem Messer zu ner Schießerei erschienen
ist. Die vermeintliche "Blödel-Band" war natürlich schon sehr schlau
und sehr gut, da haben Sie noch in Unterhose auf dem Baum gehockt, bereit zum
Absprung. Geistig sind Sie von diesem Baum nie runtergekommen.
Wenn man
betrachtet, mit welch antiquiertem Weltbild Sie sich regelmäßig als brauner
Baron in die Lüfte schwingen ("Du
kannst in einer Demokratie nichts bewegen"), verwundert es schon ein bisschen, dass Sie den
Vergleich mit Hitler jetzt als so negativ empfinden. Und was ist plötzlich so
schlimm an ein bisschen Verhetzung?
Gerade eben
haben Sie es doch noch öffentlich gefeiert, dass Rechtsextremen (auch, wenn Sie
die wohl eher links sehen) jetzt endlich mal ein Forum im TV geboten wird: "Ein HISTORISCHER TAG in der
deutschsprachigen TV Geschichte! Der Privat Sender ServusTV traut sich als
ERSTES Medium europaweit einen 'Identitären' ins Hauptabendprogramm einzuladen.
Martin Sellner, Chef der deutschsprachigen Identitären, diskutiert mit Experten
zum Thema 'radikale Muslime'." War bestimmt
klasse.
Was begeistert,
ist Ihre Art der Weltsicht. Diese stete Jagd nach neuen Bestmarken im Guinness-Buch
der Gesinnungsausfälle. Die Nummer mit dem Friedensnobelpreis für Orban war
echt ein ziemlich guter Gag. Da ziehe ich respektvoll den Aluhut. Auch der
Vorschlag eines "gemäßigten Diktators" als neu zu etablierendes
politisches System war gut. Stimmt. Müsste man mal ausprobieren, so eine
Diktatur. Vielleicht ein Österreicher oder so.
Kinder
schlagen, griechische Trucker verwemsen, keine Steuern zahlen -
geschenkt. Wir wollen nicht kleinlich sein. Mit der Treffsicherheit
eines Snipers schießen Sie regelmäßig den Vogel ab, dem ihr Sponsor erst Flügel
verliehen hat. Sie bedienen sich gleichermaßen behände wie großzügig aus dem
Baukasten für Verschwörungstheoretiker, Xenophobiker, von drohenden
Idenditätsverlust geschüttelte. Alles dabei!
Nur Hauptgewinne
bei der Ziehung der Heimatlosen. Die "Systemmedien", "grüne
Studentenpolitiker" oder auch mal ein mahnendes "AUFWACHEN!" In
Versalien natürlich. Die Lage ist ernst.
"Diese
Servus TV Sendung ist ein Beweis dafür das ein neues Zeitalter angebrochen ist.
Die staatlich geförderten und somit ABHÄNGIGEN Mainstream MEDIEN haben ein vom
Publikum bestimmtes Ablaufdatum. Gott sei Dank gibt es Privatsender wie Servus
TV, bei dem sich der kritische Bürger gezielt und UNZENSURIERT informieren
kann, um sich danach seine EIGENE MEINUNG zu bilden." Beim Red-Bull-Hauskanal Unabhängigkeit
herauszulesen - das kann nur von einem kommen, der Zeitungen maximal benutzt,
um Buchstaben für böse Briefe an Ex-Freundinnen auszuschneiden.
Sie sind der
Taube, der auf sein eigenes Denkmal scheißt. Ein putziger Goleo für
Neofaschisten. Und, damit wir diesen Gag endlich auch noch gemacht hätten, Sie
beweisen eindrucksvoll, was temporärer Sauerstoffmangel für Schaden im Hirn
anrichten kann. Der Reichsspringer der Herzen!
Ich finde Sie
klasse. Da vertrumpt sich einer regelmäßig auf hohem Niveau. Am
besten sind Sie, wenn Sie, nun ja, eher körperlich sind. Bitte zünden Sie eine
Kerze an für Ihren Dosengott, dass er Sie bald mit einem Heliumballon Richtung
Weltraum fliegen lässt, um den Mars zu besiedeln. (vielleicht kommt Lutz
Bachmann ja mit, der ist eh gerade heimatloser denn je). Dem Vernehmen nach
gibt es dort ja auch keine Fremden. Das wär doch was, oder?
Dem Indentitair
ist nichts zu schwer! Wir kommen bald nach. Versprochen.
Herzlichst,
Ihr Horrorclown
der abhängigen Systemmedien,
Franz Josef
Beisenherz