Dörbi of Love ?
Das RLO Derby zwischen dem Wiener
Sportk©lub und der Vienna steht kommenden Freitag auf dem Programm. Nette
Sache, sich zwei so traditionsreiche Vereine in ihren alten Stadien anzusehen,
mit all dem Charme die ein solches Derby hat. Dementsprechend kommen auch
wieder viele „Groundhopper“ nach Hernals (das erste „Dörbi“ der Saison war auf
der Hohen Warte) um sich ein Bild und für diverse Magazine und Internetblogs
Artikel zu schreiben. Manche kommen sogar schon vorher heraus und beschäftigen
sich „ganz wertfrei“ mit den Wiener Vereinen die noch als klassisch angesehene
Dörbis (wie es in Wien richtig heisst, Pfeif auf die englische Aussprache)
ausspielen. Also die beiden Vereine Sportk©lub und Vienna und dann natürlich
Austria gegen Rapid (das „Grosse Wiener Dörbi“). Wie dieser Artikel: http://transparent-magazin.de/blog/die-stadt-der-gegensaetzlichen-derbys/
Eigentlich ganz nett geschrieben
und in grossen Teilen natürlich stimmig, wobei die Erklärung warum Austria
gegen Rapid das „Grosse Wiener Dörbi“ ist nicht ganz korrekt recherchiert ist –
bis 1938 war Hütteldorf ja genauso wie Ober Sankt Veit Teil des 13. Bezirkes
und damit war das Dörbi (die Austria entstand ja durch eine Abspaltung vom
Vienna Football and Cricket Club 1894 im Oktober 1910 bzw. als eingetragener
Verein am 15. März 1911) ein Bezirksdörbi. Rapid zog ja – nach seinen Wurzeln
in Rudolfsheim (damals 14. Bezirk) und Red-Star-Platz (der war neben der
Stadthalle) – im Jahr 1911 auf die Pfarerwiese. Da hatten sie eigentlich im WAF
dessen Stadion gleich neben der Pfarrwiese war, wo heute Gemeindebauten an der
Bahnhofsstrasse stehen einen näheren Rivalen, der aber nie die Popularität der
Austria erreichen konnte. Jedenfalls waren von 1911/12 bis ins Jahr 192/33 die
grossen Wiener Dörbies immer zwischen den Amateuren (wie die Austria zunächst
geheissen hat) und Rapid. Was auch immer wieder gerne verschwiegen wird ist,
dass die Pfarrwiese nur halb so gross wie der Platz der Amateure war (die die
grösste überdachte Stehplatztribüne Wiens hatten) oder auch des WAF Stadions.
Einzig die Erfolge in der Meisterschaft – von 1911/12 bis 1923/24 vom Niederösterreichischen Fussballverband,
danach vom Wiener Fussballverband
ausgerichtet – hoben Rapid vom Rest in Wien ab. Und auch die Legendenbildung
vom Verein, der nur in (mittlerweile) fünf Stadien spielte. Was auch ein Unsinn
ist, wenn man sich im Rapidarchiv die Saison 1976/77 anguckt wo der Verein in
Dornbach, im Praterstadion, Hanappistadion und der Hohen Warte spielte. Eine
Saison später waren es sogar das Hanappistadion,
Dornbach, die Hohe Warte, das Horrstadion
(ein 1-2 gegen den Sportk©lub, ein 6-0 gegen den LASK, ein 1-1 gegen den GAK)
im Praterstadion und auf der Pfarrwiese. Also war auch Rapid ein
Tingeltangelverein wie die Austria – nur gibt man es nicht zu. Egal.
Die Sache mit dem „Dörbi of Love“
dürfte auch so manchen altgedienten Fan beider Vereine sauer aufstossen, ist
dem nicht unbedingt immer so. Sicher es fehlt an der Masse gewaltsuchender
Fans, man lebt die Rivalität kreativer aus – war auch nicht immer so, speziell
die Vienna hat(te) immer einen kleinen, schlagkräftigen Anhang, was auch noch
in den 2000er Jahren einige auswärtige Fanclubs (wie die Kremser Steher)
erfahren durften, nur auf der Gegenseite gibt es keine entsprechende Gruppe.
Mit der „Anonym Dornbach“ wollten sich einige junge Motivierte
zusammenschliessen, dies wurde von der Friedhofstribüne aber unterbunden. Dafür versuchen bei der Vienna die „Vienna Wanderers“
wieder etwas mehr Pfeffer in die Rivalität zu bringen. Einerseits gut,
andererseits natürlich auch wieder nicht. Denn – wir wissen ja: Gewalt erzeugt
Gegengewalt und Szenen wie nach dem letzten „Dörbi of Love“ wo hinter der
Heimtribüne überall „Nazis“ gesehen wurden sind wohl nicht im Sinne des
Erfinders, oder ?
Ansonsten bleibt von meiner Seite nur die Hoffnung auf ein bummvolles
Haus in Dornbach, machts die 7.500 voll und einem stimmungsvollen Spiel in der
dritten Liga. Weil ich eigentlich beide Vereine mag und auch ab und zu dort
vorbeischaue. Sie gehören zu Wien wie das Nörgeln, der Stephansturm und die
Donau. Ohne sie wäre die Fussballandschaft ein wenig grauer und langweiliger. Und
nicht vergessen: