Montag, 23. März 2015

Bonner SC Fanprobleme

BSC erteilt Randalierern Hausverbot

Kein anderer Verein in der Fußball-Mittelrheinliga hat eine vergleichbar große Fangemeinde wie der Bonner SC. Aber auch kein Verein in der Fußball-Mittelrheinliga hat vergleichbare Fanprobleme wie der BSC. 


Nach den jüngsten Ausschreitungen vor der Partie am vergangenen Sonntag bei Viktoria Arnoldsweiler, als BSC-Fans das Stadion stürmten (der GA berichtete), sah sich der Verein nun zum Handeln gezwungen.
Bereits im Oktober 2014 hatten Übergriffe mutmaßlich rechtsgerichteter BSC-Anhänger auf zwei Bonner Kneipen den Mittelrheinligisten aufgeschreckt. Anfang Januar, am Rande des BSC-Hallenturniers in der Hardtberghalle, waren BSC-Fans, die laut Polizei in die Kategorie C für gewaltsuchend gehören, und Anhänger des FC Remscheid aneinandergeraten.
Nach den Vorkommnissen im Dürener Vorort Arnoldsweiler hat der BSC nun vor dem Heimspiel am Sonntag (15 Uhr, Sportpark Nord) gegen Borussia Freialdenhoven mit sofortiger Wirkung ein Hausverbot gegen mehrere Mitglieder der Fangruppierung „Bonner Bande“ ausgesprochen. Bei einem Treffen mit der Polizei, an dem gestern Abend BSC-Aufsichtsratsmitglied Jürgen Harder, der Fanbeauftragte Andreas Klöckner sowie der Sicherheitsbeauftragte Christoph Heiliger teilnahmen, wurden 37 Personen identifiziert. Sie werden nun über das Hausverbot informiert.
„Dieses vereinsschädigende Verhalten kann und darf nicht toleriert werden“, erklärte BSC-Vize Dirk Zacke in einer gestern verbreiteten Pressemeldung. „Die beteiligten Personen erhalten zunächst einmal ein Veranstaltungsverbot für alle BSC-Veranstaltungen bis zum 30. Juni 2015. Wir behalten uns ferner weitere Maßnahmen nach Abschluss der staatsanwaltlichen Ermittlungen vor. Präsidium und Aufsichtsrat verurteilen jegliche Gewalt. Wir entschuldigen uns noch einmal bei der Viktoria und den Einsatzkräften für die Vorkommnisse und distanzieren uns davon.“
Wie Pressesprecherin Melanie Mallmann von der Polizeidirektion Düren mitteilte, hatten die Beamten am Sonntag vorab einen Hinweis bekommen, dass es beim Spiel in Arnoldsweiler zu Problemen mit Bonner Fans kommen könnte. Daraufhin wurden – anders als bei Mittelrheinligaspielen üblich – mehrere Beamte für die Begegnung abgestellt. Eine Gruppe von Bonner Anhängern, die vor den Kassenhäuschen stand, habe plötzlich den Eingangsbereich gestürmt und ohne zu bezahlen die Tribüne besetzt. Dabei sei eine Polizistin verletzt worden. Sie soll nach GA-Informationen mit einem Megaphon geschlagen worden sein und ist dienstunfähig.
Zur Verstärkung forderten die Dürener Beamten eine Einsatzhundertschaft aus Bonn an, die an diesem Tag Bereitschaft hatte. Die herbeigerufenen Beamten nahmen von 49 Fans im Alter von 18 bis 30 Jahren die Personalien auf. Gegen sie läuft eine Anzeige wegen gefährlicher Körperverletzung, Hausfriedensbruch, Nötigung und Erschleichung von Leistungen. Nach Angaben der Polizei wurden zwei Personen in Gewahrsam genommen: ein 24-Jähriger wegen des Angriffs auf die Polizistin, ein 21-Jähriger wegen massiver Beleidigung.
Bestürzt äußerte sich Josef Möthrath, der 1. Vorsitzende von Viktoria Arnoldsweiler. „Wir hatten mit dem Bonner SC vorab noch Kontakt. Die Fan-Beauftragten haben uns versichert, dass nichts passieren würde. Einige aus der Gruppe wollten an der Kasse ja gerade bezahlen, doch dann rief einer von hinten: Los, stürmen! Und dann gingen die Krawalle los. Das ist das erste Mal, dass wir hier so etwas erlebt haben.“ Der Bonner Vorstand habe sich entschuldigt und auch einen Teil des Einnahmeverlustes ausgeglichen. Ob der Verein weitere Schritte einleiten werde, wollte Möthrath von einem Gespräch mit der Dürener Polizei abhängig machen.

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Nach einem Angriff auf ein Altstadt-Lokal hat der Staatsschutz Ermittlungen aufgenommen. Bereits am Freitagabend soll eine Gruppe von sechs bis acht Personen das "Limes" an der Theaterstraße attackiert und mindestens einen Gast verletzt haben, wie die Polizei erst am Montag auf Anfrage bestätigte.

Ebenfalls am Freitagabend soll sich eine aggressiv auftretende Gruppe vor dem "Bla" an der Bornheimer Straße versammelt haben. Zeugen zufolge zeigte ein Mann den Hitlergruß. Es gibt Hinweise, dass rechtsgerichtete Fans des Fußballvereins Bonner SC beteiligt gewesen sein könnten.

Der Überfall auf das "Limes" geschah gegen 20.20 Uhr. "Zwei Männer stürmten ins Lokal, brüllten herum und prügelten sofort auf einige unserer Gäste ein", berichtete Inhaber Martin Marzoll am Montag. Der Rest der Gruppe habe die Eingangstür blockiert. Die Angreifer hätten einen Hocker in Richtung Theke geschleudert, Stühle, Gläser und Flaschen umgeworfen. "Sie haben die Gäste mit Faustschlägen traktiert und dabei vier Leute verletzt", sagte Marzoll.

Eine Frau sei in Richtung Fahrbahn der Theaterstraße gestoßen worden. Nach wenigen Augenblicken sei die Gruppe wieder abgezogen. Aus den Pöbeleien der Angreifer schließt Marzoll, dass sie aus der rechtsextremen Szene kamen. Das "Limes" ist ein bekannter Treffpunkt der Linken, der auch von Antifa-Mitgliedern frequentiert wird.

"Wir lassen uns von diesem Überfall nicht einschüchtern", versicherte Marzoll. Vor einiger Zeit habe es Drohungen rechter BSC-Fans gegen das Lokal gegeben. Ob diesmal Anhänger des Fußballvereins dabei waren, könne er nicht sagen.

Ganz sicher ist dagegen Jan Olbrich, Mitgesellschafter des "Bla" an der Bornheimer Straße. Dort tauchten am Freitag gegen 22.20 Uhr sechs Männer und eine Frau auf, die versucht haben sollen, Besucher eines Punkrock-Konzertes zu provozieren. "Sie standen auf der anderen Straßenseite", so Olbrich.

"Einer zeigte den Hitlergruß." Mehrere Personen seien als Mitglieder der BSC-Fangruppe "Bande Bonn Ultras" erkannt worden. Es gebe Hinweise auf die Beteiligung von Fußballfans, erklärte die Polizei am Montag. Diese würden ebenso geprüft wie die Frage, ob beide Vorfälle zusammenhängen. Bei einer sofortigen Fahndung hatten die Beamten am Freitag die Personalien mehrerer Personen aufgenommen. Die Ermittler bitten um weitere Zeugenhinweise unter Tel. 0228/150.

Jan Olbrich vom "Bla" hält dem BSC vor, nicht aktiv gegen rechtsextreme Umtriebe vorzugehen. "Es gibt vereinzelte rechte Fans", sagte Andreas Klöckner, der seit drei Wochen Fanbeauftragter des Vereins ist. "Wir wollen die Politik aber aus dem Stadion heraushalten."

Mit diesem Ziel hatte der Verein am Montagabend zu einem Fan-Treffen ins Brückenforum eingeladen. Die Gruppe "Bande Bonn Ultras" distanzierte sich von den Vorfällen. Und BSC-Präsident Matthias Möseler kündigte an, mit der Polizei zusammenzuarbeiten und etwaigen beteiligten BSC-Anhängern Stadionverbot zu erteilen.

http://www.general-anzeiger-bonn.de/bon ... 68595.html