Vier Männer eindeutig identifiziert
Der 31-jährige Brahim Abdeslam sprengte sich im Cafe Comptoir Voltaire auf dem Boulevard Voltaire in die Luft und verletzte dabei einen Menschen schwer. Der Franzose lebte im Brüsseler Problemviertel Molenbeek. Er ist der Mieter eines belgischen schwarzen Seat, der bei den Anschlägen am Freitag verwendet worden war und im Pariser Vorort Montreuil mit drei Kalaschnikows gefunden wurde. Er ist ein Bekannter des berüchtigten belgischen Dschihadisten Abdelhamid Abaaoud.Bruder von belgischem Dschihadisten auf der Flucht
Sein 26-jähriger Bruder Salah Abdeslam ist international zur Fahndung ausgeschrieben und wird als „gefährlich“ beschrieben. Er hatte einen belgischen Polo gemietet, mit dem die Bataclan-Attentäter zu der Konzerthalle fuhren. Der dritte Bruder, Mohammed Abdeslam, wurde in Belgien in Polizeigewahrsam genommen, mittlerweile aber wieder freigelassen.Gesuchter Syrien-Kämpfer
Der 28-jährige Samy Amimour war einer der drei Angreifer auf die Konzerthalle Bataclan, in der 89 Menschen getötet wurden. Gegen den im Pariser Vorort Drancy aufgewachsenen Franzosen wurde 2012 ein Ermittlungsverfahren wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung eingeleitet, weil er in den Jemen ausreisen wollte.Amimour entzog sich im Herbst 2013 einer richterlichen Überwachung und wurde seitdem mit internationalem Haftbefehl gesucht. Nach Angaben seiner Familie reiste er zwischenzeitlich nach Syrien. Seit Vater reiste ihm nach, um ihn zurückzuholen, konnte aber seinen Sohn nicht überzeugen, dem Dschihadismus den Rücken zu kehren.
Türkei warnte vor Kleinkriminellem
Der 1985 im Pariser Vorort Courcouronnes geborene Omar Ismail Mostefai war auch einer der Angreifer auf das Bataclan. Der Kleinkriminelle mit langem Vorstrafenregister fiel den Sicherheitsbehörden 2010 wegen einer islamistischen Radikalisierung auf. Er wohnte damals in der südwestlich von Paris gelegenen Stadt Chartres und besuchte angeblich in einem Vorort regelmäßig eine Moschee. Der Imam der Moschee bestreitet das aber.Mostefai hielt sich vermutlich zwischen 2013 und 2014 in Syrien auf. Türkische Sicherheitskräfte identifizierten ihn nach Angaben aus Regierungskreisen bereits im vergangenen Jahr als Terrorverdächtigen. Die Türkei habe die französischen Behörden im vergangenen Dezember und erneut im Juni über ihn informiert. Mostefai sei 2013 in die Türkei eingereist. Es gebe keine Daten darüber, wann er das Land wieder verließ.
Unklarheit über syrischen Pass
Der 20-jährige Bilal Hadfi sprengte sich vor dem Fußballstadion Stade de France in die Luft. Er soll aus Neder-over-Heembeek, einem nördlichen Vorort Brüssels, stammen. Belgischen Presseberichten zufolge habe er sich erst im Vorjahr radikalisiert und sei nach Syrien gereist.Bei der Leiche eines Selbstmordattentäters am Stade de France wurde ein syrischer Pass gefunden, ausgestellt auf einen 25-jährigen al-Mohammed. Die Fingerabdrücke des Attentäters stimmen mit denen eines Mannes überein, der Anfang Oktober mit diesem Pass in Griechenland als Flüchtling registriert wurde. Er stellte dann in Serbien einen Asylantrag, in Kroatien verlor sich seine Spur.
Allerdings tauchte am Montag im südserbischen Grenzort Presevo ein Mann auf, dessen offensichtlich gefälschter syrischer Pass auf denselben Namen lautet. Er wurde festgenommen. Die wahre Identität des Mannes ist also unklar. Auch alle anderen Attentäter sind noch nicht identifiziert.
Tatverdächtige in Brüssel geschnappt
Insgesamt durchsuchte die französische Polizei in der Nacht auf Montag 168 Häuser und Wohnungen. 23 Personen seien festgenommen worden, teilte Innenminister Bernard Cazeneuve mit. Es seien auch Waffen gefunden worden. 104 Personen wurden außerdem laut Cazeneuve unter Hausarrest gestellt.In Brüssel wurden sieben Personen festgenommen, gegen zwei wurde Anklage erhoben, die restlichen fünf sind wieder auf freiem Fuß. Die beiden Verdächtigen sollen am Samstag gemeinsam mit Salah Abdeslam in dem Auto gesessen sein, das von der Polizei im nordfranzösischen Cambrai im Zuge der verschärften Grenzkontrollen überprüft worden war. Die Beamten ließen den Wagen allerdings weiterfahren, die beiden Verdächtigen wurden später in Brüssel festgenommen. Laut der belgischen Nachrichtenagentur Belga handelt es sich bei den Männern um den Besitzer und einen Passagier des grauen VW Golf.
Belgier als Drahtzieher?
Unklar ist die Rolle des 27-jährigen Abaaoud. Der Belgier mit marokkanischen Wurzeln, der im Brüsseler Stadtteil Molenbeek aufwuchs, soll in Syrien für die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) gekämpft haben. Er gilt als Kopf der Gruppe, die im Jänner im ostbelgischen Verviers zerschlagen wurde, bevor sie einen Anschlag ausführen konnte. Sein Name taucht Medienberichten zufolge in mehreren Strafverfahren zusammen mit dem Brahim Abdeslams auf.Abaaoud ist in mehreren IS-Propagandavideos zu sehen. In einem fährt er ein Auto, das vier verstümmelte Leichen hinter sich her zieht. In Belgien sorgten auch Fotos seines 13-jährigen Bruders für Aufsehen, auf denen der Bub mit Waffen posiert. Er soll seinem älteren Bruder nach Syrien gefolgt sein.
Abaaoud, der auch unter dem Pseudonym Abu Omar al-Baljiki agiert, war im Juli in Belgien in Abwesenheit zu 20 Jahren Haft verurteilt worden. Die belgische Staatsanwaltschaft wollte seine Verbindungen zu den Anschlägen in Paris bisher nicht kommentieren und sprach nur von „Gerüchten“.
Fahndung in Italien
Auch die italienische Polizei sucht nach einem Terroristen, der für die Anschläge in Paris verantwortlich gemacht wird. Im Raum um Turin und in ganz Norditalien wird der 32-jährige Franzose Baptiste Brugy gesucht. Er sei angeblich mit einem schwarzen Seat unterwegs, berichteten italienische Medien.http://orf.at/stories/2310158/2310157/