Parktickets gaben entscheidenden Hinweis
Die Festnahmen hingen zusammen mit einem in Belgien gemieteten VW Polo, der vor dem Pariser Konzertsaal Bataclan gefunden wurde, sagte Justizminister Koen Geens. Der Polizeieinsatz in Brüssel betraf das Stadtviertel Molenbeek. Nach Medienberichten sollen in dem Auto, der in Paris gefunden wurde, Parktickets aus Molenbeek entdeckt worden sein.Terrorzelle in Belgien?
Nach Angaben aus belgischen Ermittlerkreisen könnte ein Teil der Pariser Attentäter aus Belgien eingereist und dort von Mittätern unterstützt worden sein. Mehrere Augenzeugen in Paris sagten, ein Teil der Angreifer sei in einem Auto mit belgischem Kennzeichen eingetroffen. Es bestehe der Verdacht, dass einer der in Molenbeek Festgenommenen sich am Freitagabend in Paris aufgehalten habe, sagte Regierungschef Charles Michel.Zur Identität des Mannes, der den Wagen mietete, gab es unterschiedliche Angaben. Der belgische Justizminister sprach von einem Belgier, der den Behörden bekannt gewesen sei. Der Pariser Staatsanwalt Francois Molins sagte, der Wagen sei von einem Franzosen mit Wohnsitz in Belgien gemietet worden. Die belgische Staatsanwaltschaft leitete nach eigenen Angaben ein formelles Ermittlungsverfahren wegen Terrorismus ein.
Über Griechenland gereist?
Auch wurde bekannt, dass schon am 5. November in Bayern ein 51-jähriger Mazedonier verhaftet wurde, der in seinem Auto Waffen und Sprengstoff versteckt hatte und sich auf dem Weg nach Paris befunden haben dürfte. Und zudem wurde bei einem der Täter ein syrischer Pass gefunden, bei einem anderen angeblich ein ägyptischer Pass. Der Syrer kam laut griechischen Behördenangaben Anfang Oktober auf legalem Weg über die Insel Leros in die EU. Auch ein zweiter Angreifer soll durch Griechenland gereist sein, hieß es am Abend aus Athen.Die Rede ist von einer Fahndung nach mindestens zehn Personen in Paris. Nach dem Bekenntnis der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) gehen die Ermittler Spuren ins Ausland nach. Die ersten Spuren, denen derzeit bis zu 2.000 an dem Fall arbeitende Beamten von Polizei, Justizapparat und Geheimdiensten nachgehen, legen aber nahe, dass die Aufklärung der Taten, so überhaupt möglich, lange dauern wird: Die Planung der Tat blieb unentdeckt, obwohl einer der Täter polizeibekannt war.
In Gruppen unterwegs - ein Täter identifiziert
Einer der Angreifer, die in der Konzerthalle Bataclan während eines Heavy-Metal-Konzerts am späten Freitagabend ein Blutbad anrichteten, ist als 29-jähriger Franzose identifiziert worden, der den Behörden wegen seiner Radikalisierung bekannt war. Er sei mehrfach vorbestraft, allerdings niemals wegen Verbindungen in dschihadistische Netzwerke. Das gab die Pariser Staatsanwaltschaft am Samstagabend bekannt.Am späten Abend wurde bekannt, dass der Vater und der Bruder des 29-Jährigen in Polizeigewahrsam genommen worden sind. Außerdem wurden am Samstagabend die Wohnungen der beiden Männer durchsucht, wie aus Ermittlerkreisen verlautete. Bei dem Vorgehen der Sicherheitskräfte in den Gemeinden Bondoufle nahe Paris und Romilly-sur-Seine in der Champagne waren auch Spezialeinheiten der französischen Polizei im Einsatz. Im familiären Umfeld des von den französischen Behörden identifizierten Attentäters wurden zudem weitere Menschen festgenommen.
Laut Angaben der Staatsanwaltschaft sollen die Angreifer in drei Gruppen unterwegs gewesen sein: „Wahrscheinlich sind es drei koordinierte Teams von Terroristen, auf die diese Barbareien zurückgehen“, erklärte Staatsanwalt Francois Molins. Jene Angreifer, die in der Konzerthalle Bataclan ein Blutbad anrichteten, hätten sich währenddessen über Syrien und den Irak unterhalten, unterstrich der Staatsanwalt. Molins bestätigte 129 Tote, allein in der Konzerthalle wurden 89 Menschen getötet. Es gab 352 Schwerverletzte, davon 99 akute Notfälle, hieß es.
Sieben tote Attentäter
Die Staatsanwaltschaft sprach von sieben toten Terroristen, zunächst war von acht Attentätern die Rede gewesen - das befeuerte wiederum Spekulationen, wonach mindestens ein Attentäter flüchtig sein könnte. Die Terroristen benutzten Sturmgewehre des Typs Kalaschnikow. Außerdem hätten sie die absolut gleiche Art von Sprengstoffwesten getragen, sagte Molins.http://orf.at/stories/2309932/2309933/
Sechs verschiedene Orte in Paris
Freitag, 21.20 Uhr: Ein Selbstmordattentäter zündet seinen Sprengstoffgürtel in der Nähe eines Eingangstores des „Stade de France“ im nördlichen Vorort Saint-Denis. Dabei sterben der Angreifer und ein Passant. In dem Stadion findet das Fußball-Länderspiel zwischen Frankreich und Deutschland statt, Frankreichs Präsident Francois Hollande und der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier sind anwesend.21.25 Uhr: Im zehnten Arrondissement schießen an der Kreuzung Rue Bichat und Rue Alibert Bewaffnete auf Menschen, die auf der Terrasse der Bar „Le Carillon“ und des Restaurants „Petit Cambodge“ sitzen. Dabei sterben 15 Menschen, zehn überleben schwer verletzt.
21.30 Uhr: Vor dem Stade de France zündet ein zweiter Selbstmordattentäter seinen Sprengstoffgürtel und stirbt.
21.32 Uhr: Bewaffnete eröffnen das Feuer vor der Bar „A La Bonne Biere“ an der Kreuzung Rue Fontaine au Roi und Rue Fauburg du Temple im elften Arrondissement. Fünf Menschen werden getötet, acht schwer verletzt.
21.36 Uhr: Die Angreifer erschießen 19 Menschen auf der Terrasse des Restaurants „La Belle Equipe“ in der benachbarten Rue de Charonne. Neun Personen überleben mit schweren Verletzungen.
21.40 Uhr: Ein Selbstmordattentäter sprengt sich im Restaurant „Le Comptoir Voltaire“ am Boulevard Voltaire ebenfalls im elften Arrondissement in die Luft. Eine Person wird schwer verletzt.
21.40 Uhr: Ein Auto hält vor der Konzerthalle Bataclan. Mehrere Bewaffnete gehen in das Gebäude, in dem gerade ein Konzert der „Eagles of Death Metal“ läuft. Sie schießen wahllos auf die Menge. 89 Menschen werden getötet, zahlreiche weitere überleben verletzt.
21.53 Uhr: Ein dritter Selbstmordattentäter sprengt sich in der Nähe des Stade de France in die Luft.
Samstag, 00.20 Uhr: Die Sicherheitskräfte dringen in die Konzerthalle ein, um die dort als Geiseln gehaltenen Menschen zu befreien. Dabei sterben drei Angreifer: Zwei sprengen sich in die Luft, einer wird erschossen.
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