Dienstag, 3. November 2015


Am 31. Oktober des Jahres 1517 schlug der 34jährige Mönch Martin Luther seine berühmten 95 Thesen an die Schlosskirche von Wittenberg an. Darin kritisierte er den Machtmissbrauch der (katholischen) Kirche, ihren Ablasshandel (Geld gegen das Vergeben von Sünden, eine Art "Bonus"system für das Ewige Leben im Himmel statt in der Hölle), ihre politische Macht, die sogar Fürsten und Kaiser stürzen konnte, ihren liederlichen Lebenswandel (nicht selten haben hohe Kirchenfürsten das Keuschheitsgelübte mehrfach gebrochen und Kinder in die Welt gesetzt) und das Dummhalten der Gläubigen - Messen wurden auf Latein gehalten, damit keiner etwas versteht. Damit leitete er die Reformation im "Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation" (von den Nationalsozialisten später als das 1. Reich bezeichnet) ein, die zunächst in einer barbarischen Verfolgung seiner Gefolgsleute mündete - Luther selbst musste sich nach dem Reichstag in Augsburg, bei dem er seine Thesen widerrufen sollte flüchtend in der Wartburg verstecken und übersetzte dort als "Junker Jörg" die Bibel ins Deutsche. 

Die Lutherrose als Symbol des Protestantismus entstand 1530, da sie zum Briefsiegel Martin Luthers wurde. Inspiriert wurde er durch die Fensterbemalung der Augustinerkirche in Erfurt, die ein ähnliches Symbol zeigt. Viele protestantische Städte tragen die Lutherrose (das Herz symbolisiert den Heiligen Geist) zum Zeichen ihres Glaubens. Heute ist die Lutherrose die Auszeichnung der "Martin-Luther-Stiftung" die reformatorische Grundsätze umgesetzt und weiterentwickelt haben. In Sachsen gibt es ein Gebäck in Form der Rose, das sogenannte Reformationsbrötchen.

Die erste Verfolgung der Protestanten auf dem Gebiet des "Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation" endete mit dem Augsburger Religionsfrieden vom 25. September 1555 anlässlich des dort stattfindenden Reichstages. Seit damals tragen die österreichischen und deutschen Protestanten - oder Evangelischen den Zusatz A.B. (Augsburger Bekenntnis). 

In Österreich ist die freie Religionsausübung der Protestanten seit dem 13. Oktober 1781 erlaubt. An diesem Tage unterzeichnete Kaiser Josef II. das sogenannte Toleranzpatent. In ihm wurde auch den Evangelischen nach Helvetischem Bekenntnis (Reformierten) und den Orthodoxen die freie Religionsausübung gestattet. Lediglich die Protestanden in Böhmen mussten in der Illegalität bleiben. Ein Jahr später wurde das Patent auch auf die Juden ausgeweitet, 1785 die Freimaurer legalisiert.

Heute sind rund 300.000 Menschen, also 3,5% der Bevölkerung Österreichs, Protestanten Augsburger Bekenntnis und 14.000 Menschen, also 0,15% der Bevölkerung Österreichs, Protestanten Helvetischen Bekenntnisses .

In Ungarn bekennen sich rund 210.000 Menschen zum evangelischen Glauben A.B. (Magyarországi Evangélikus Egyház), in Rumänien rund 13.000. Die grössten Kirchen sind in Deutschland mit 23,Mio zu finden. Die ägyptisch-evangelische Kirche, meist als koptische-evangelische Kirche bekannt umfasst rund 300.000 Mitglieder. Daneben gibt es in der Anglikanischen Kirche auch noch im englischsprachigen Raum eine grosse protestantische Bewegung. 


Die 95 Thesen als Tafeln an der Schlosskirche zu Wittenberg. Lange Zeit war die Echtheit der Thesen umstritten, erst 2006 wurden handschriftliche Originalnotizen im Nachlass der Familie eines Wegbegleiters Martin Luthers entdeckt.



Faksimilie des Toleranzpatentes vom 13. Oktober 1781