Tausche mittelmäßigen Kicker gegen Rasenheizung
Im Juni soll die Bundesliga-Hauptversammlung, also alle Profiklubs, die verpflichtende Rasenheizung beschließen. Davor müssen die Klubs jedoch noch aufgeklärt werden, denn derzeit herrscht unter vielen Vereinen noch großes Rätselraten, welche Kosten mit einer Rasenheizung verbunden sind. Ein Bericht von Michael Fiala
Die Wahrheit liegt auf dem Platz. Wenn es um verpflichtende Rasenheizungen geht, liegt die Wahrheit dann im Juni im Abstimmungsverhalten der 19 Profiklubs (Liefering darf bekanntlich nicht abstimmen). Werden sich die Klubs dazu durchringen?
Bis dahin ist jedenfalls noch viel Überzeugungsarbeit notwendig. Zuvor muss die Geschäftsstelle der Liga, die nach dem Abgang von Georg Pangl derzeit von Christian Ebenbauer und Reinhard Herovits geführt wird, jedoch noch viel Aufklärungsarbeit betreiben. Denn viele Klubs – auch einige aus der höchsten Spielklasse - haben sich mit dem Szenario Rasenheizung noch nicht beschäftigt.
"Streben Rasenheizung an" – bereits 2006
Ein Szenario, das zeigt, wie sehr die Zeit in den vergangenen Jahren zum Teil ungenützt verstrichen ist. Bereits im Februar 2006 sagte Georg Pangl: „Das Zusammentreffen von nationalem und internationalem Spielplan lässt keinen Raum für entscheidende Veränderungen im Rahmen der Terminplanung. Deshalb müssen wir den in Österreich herrschenden klimatischen Bedingungen Rechnung tragen und dafür eine stete Verbesserung im Bereich Stadion-Infrastruktur, unter anderem mit der Installierung von Rasenheizungen, anstreben." Klubs wie Rapid, Austria oder Ried haben seit dem eine Rasenheizung installiert, andere nicht einmal darüber nachgedacht.
Ein Szenario, das zeigt, wie sehr die Zeit in den vergangenen Jahren zum Teil ungenützt verstrichen ist. Bereits im Februar 2006 sagte Georg Pangl: „Das Zusammentreffen von nationalem und internationalem Spielplan lässt keinen Raum für entscheidende Veränderungen im Rahmen der Terminplanung. Deshalb müssen wir den in Österreich herrschenden klimatischen Bedingungen Rechnung tragen und dafür eine stete Verbesserung im Bereich Stadion-Infrastruktur, unter anderem mit der Installierung von Rasenheizungen, anstreben." Klubs wie Rapid, Austria oder Ried haben seit dem eine Rasenheizung installiert, andere nicht einmal darüber nachgedacht.
Derzeit herrscht bei vielen Klubs noch große Angst vor der Rasenheizung, die wie ein Damoklesschwert über den Klubs schwebt. Angst ist immer dann im Spiel, wenn es keine oder zu wenige Infos gibt. Jährliche Rasenheizungs-Betriebskosten von bis zu 300.000 Euro pro Jahr geistern herum.
Gesamtkosten von 100.000 Euro pro Saison
Die 90minuten.at-Recherche ergab deutlich geringere Zahlen: So kostete dem SK Rapid der Betrieb der Rasenheizung im vergangen Jahr im Hanappi-Stadion rund 70.000 Euro. In der Generali-Arena kommt man auf Nachfrage von 90minuten.at auf ähnliche Zahlen: 60.000 Euro gaben die Veilchen letzte Saison für den Betrieb inkl. Wartung aus. Aus dem Innsbrucker und Salzburger Umfeld hört man ähnliche Zahlen. In Ried, wo es seit letzten Sommer eine Rasenheizung gibt, wird mit einem Tagessatz von 1.200 Euro gerechnet. Pro „eisigen" Spieltag schalten die Rieder die Heizung drei Tage ein.
Bundesliga-Präsident Hans Rinner zeigt sich in der Thematik im Gespräch mit 90minuten.at weiterhin kompromisslos: „Bis 2016/17 muss die Rasenheizung installiert sein, sonst kann man in der obersten Spielklasse nicht spielen. Dem Klub muss man ein Jahr Zeit geben, um das alles unter Dach und Fach zu bringen, dann kann der Klub die Rasenheizung im Jahr darauf umbauen."
Rinner rechnet vor: „Für den Einbau einer Rasenheizung muss ein Klub rund 300.000 bis 400.000 Euro in die Hand nehmen. Wenn man bedenkt, dass man derartige Investitionen auf 10 oder mehr Jahre abschreibt, ergibt dies eine Belastung von 30.000 Euro pro Jahr." Gemeinsam mit den Betriebskosten muss ein Klub, der eine neue Rasenheizung einbaut, also mit einer jährlichen Belastung von rund 100.000 Euro rechnen – für die ersten zehn Jahre. 100.000 Euro entsprechen bei einem Klub-Budget von fünf Millionen Euro einem Budget-Anteil von zwei Prozent.
Gehalts- und Transferkosten reduzieren
Rinner hat auch bereits einen Tipp für die Vereine, woher sie dieses Geld nehmen könnten: „100.000 Euro entsprechen einem mittel- bis unterklassigen Kicker." Zum Vergleich: Die Personalkosten der Vereine ohne Rasenheizung bewegten sich in der Saison 2011/12 zwischen zwei und sechs Mio. Euro pro Saison.
Rinner hat auch bereits einen Tipp für die Vereine, woher sie dieses Geld nehmen könnten: „100.000 Euro entsprechen einem mittel- bis unterklassigen Kicker." Zum Vergleich: Die Personalkosten der Vereine ohne Rasenheizung bewegten sich in der Saison 2011/12 zwischen zwei und sechs Mio. Euro pro Saison.
Die Liga wird den Klubs auch finanziell unter die Arme greifen und hat beschlossen, zwei Millionen Euro in den kommenden fünf Jahren für infrastrukturelle Maßnahmen zur Verfügung zu stellen. Geld, das jedoch nur umgeschichtet wird. „Die Gelder nehmen wir aus den zukünftigen Budgets und werden künftig zweckgewidmet. Natürlich wird es auch notwendig sein, dass Land und Gemeinden ebenfalls unterstützen", zeigt sich Rinner zuversichtlich.
Der Liga-Vorstand ist also gefordert, in den kommenden Wochen ein Rasenheizungs-Gesamtpackage zu schnüren, damit im Juni die Zweifel ausgeräumt sind. Denn derzeit ist auch klar: Die Klubs ohne Rasenheizung könnten – sofern sie gemeinsam stimmen – jede Entscheidung in Richtung Rasenheizung auf Dauer blockieren.
http://www.90minuten.at/index.php/magazin/nachgehakt/50655-tausche-mittelmaessigen-kicker-gegen-rasenheizung