Donnerstag, 19. Dezember 2013

Gedanken zu Gestern

40.000 „Beamte“ stürmen Wien

Horrormeldungen wohin man sieht, mediale Hetze gegen den öffentlichen Dienst. Rund 40.000 öffentlich Bedienstete wehrten sich gestern dagegen und vor allem gegen das lächerliche Angebot der Regierung, nach Jahren der Nulllohnrunden – de facto ist jede Gehaltserhöhung unter der Inflationsabgeltung eine Nulllohnrunde (du gewinnst nichts dazu) – den Bediensteten erneut eine Gehaltserhöhung weit unter dieser (derzeit offiziell 2,3%)  zu genehmigen. Dies vor allem deswegen, weil sich die Politiker selber 1,6% Erhöhung verordnet haben. Das erste Angebot an die öffentlich Bediensteten war 1% auf die Bruttolöhne, für uns ein Schlag ins Gesicht.

Wohl keine andere DienstnehmerInnengruppe hat in den letzten Jahren derartige finanzielle Einbußen erlitten wie der öffentliche Dienst. Demgegenüber sprechen windige Journalisten in den Medien immer von den angeblichen Traumgagen der „Beamten“. Nun – dann sollten sich diese Damen und Herren mal genauer erkundigen, was öffentlich Bedienstete tatsächlich verdienen. Oder besser noch: sie sollen erklären wie „Beamte“ bei vier Nullohnrunden und vielen Abschlüssen weit unter der Inflationsrate in den letzten zehn Jahren bis zu 10.000 EURO mehr bekommen können. Das kann eigentlich schon ein Volksschüler ausrechen, dass das nicht geht. Oder vielleicht auch nicht, wenn man die Kürzungen im Bildungsbereich hernimmt. Gute Arbeit kostet halt. Geld und Personal. Und das sind nur die Minimalforderungen an die Regierung die ja will dass diese Aufgaben erledigt werden sollen. Denkt man in der Politik wirklich, dass dies alles mit weniger finanziellen Einsatz, mit weniger Sachressourcen geht ?

Zusätzlich dazu gab es massive Personalausdünnungen und eine generell höhere Arbeitsbelastung, sind doch die öffentlich Bediensteten in Berufen tätig, die oftmals keine entsprechenden Pendents in der Privatwirtschaft haben.  Ich kann die Klagen der Regierung, es müsse gespart werden nicht mehr hören, hat die Politik doch genügend Geld zur Bankenrettung und dem Euro-Rettungsschirm, bei denen private Pleitiers, die noch dazu selber daran schuld sind, auf unser aller Kosten saniert wurden. Vielleicht sollte man sich vor Augen führen, dass das Wohl und Wehe der für das eigene Land beschäftigten Dienstnehmer ebenso wichtig für das immer wieder viel beschworene „Erfolgsmodell Österreich“ ist – wenn nicht sogar wichtiger. Genauso wichtig wie eine gute Bildung und Erziehung, eine gute Pflege und soziale Betreuung – das alles machte in der Vergangenheit auch einen guten Teil des Erfolgsmodells aus, welches jetzt in Gefahr ist.

Denn wenn die Grundversorgung, das soziale Netz für den Einzelnen nicht mehr garantiert werden kann gerät auch die Privatwirtschaft in Gefahr. Man muss sich nur vorstellen was passieren würde, wenn es keine Kindergärten oder Ganztagsschulen gäbe, die Pflegeheime aufgelöst und die Spitalsaufenthalte gekürzt würden. Ein Dominoeffekt. Vor allem in den frauendominierten Sparten wäre das fatal, würden doch dort viele Arbeitskräfte ausfallen – und wer ersetzt sie dann ? Ähnlich könnte man argumentieren dass es für junge Familien zu einer (Über)lebensfrage wird, Kinder zu bekommen oder nicht. Ohne Unterstützung des Staates wäre das heutzutage, wo normalerweise beide Elternteile berufstätig sind kaum zu schaffen. Wer dann die (fehlenden) Pensionen finanziert ist ein ganz anderes Problem, das hier nur mal am Rande erwähnt werden soll. Auch der Steuerentgang durch Kaufkraftverlust ist ein Punkt. Erstens durch die Nullohnrunden die den öffentlich Bediensteten verordnet wurden (die Inflation ist ja deshalb trotzdem da) und zweitens im Falle des (vorübergehenden) Verdienstentgangs eines Elternteils. Beides würde die Wirtschaft massiv beeinflussen, denn immerhin sprechen wir da von 460.000 öffentlich Bediensteten in Bund und Ländern. Die zum Daheimbleiben „Gezwungenen“ mal ganz aussen vorgelassen.

Gestern nun gingen diese öffentlich Bediensteten auf die Strasse. Spät, aber doch. Gelebte Solidarität unter KollegInnen einer ganz wichtigen Gruppe von DienstnehmerInnen. Gestern waren alle Verwendungsgruppen, alle Sparten des öffentlichen Dienstes vorhanden um für eine wertschätzende Bezahlung zu demonstrieren.


Zum Schluss übrigens noch ein kleines Rechenbeispiel für diejenigen, die öffentlich Bedienstete mit Beamten gleichsetzen: Unser GdG Vorsitzender, Ing. Christian Meidlinger sprach davon, dass es im Bereich der GdG nur mehr 15% Beamte gibt. Bei rund 220.000 DienstnehmerInnen wären das 33.000 Beamte. In Wien (das noch über diesem Durchschnitt liegt) sind rund 20%, also etwa 16.000 Beamte beim Magistrat beschäftigt.