Montag, 29. Juli 2013

Enttarnt

Die St. Pauli-Fans gelten in Bezug auf Menschlichkeit als vorbildlich, verurteilen jede Art von Diskriminierung. Für Teile der Anhängerschaft scheint dies nicht zu gelten. Die „Ultras“ haben einen Fan rausgeschmissen. Der Vorwurf: Er ist ein Polizist!

Auf einer ihrer Internetseiten haben die „Ultras“ diese Story selbst verbreitet: „Allein die Berufswahl ist mit dem ‚Hobby‘ Ultra am Millerntor unvereinbar“, heißt es dort. In der Rückrunde der vergangenen Saison habe sich ein Gerücht, wonach sich ein „Bulle“ in ihre Gruppe „eingenistet“ habe und von einem Fanklub gedeckt werde, breitgemacht und bewahrheitet. Die Ultras stellten den „Beschuldigten“ und den Fanklub zur Rede. Im direkten Gespräch hätten die Beteiligten geleugnet, dass der Mann Polizist sei. „Dies zwingt uns, den gesamten Fanklub wie den Bullen aus unseren Strukturen auszuschließen“, so die Ultras.

Viele gemäßigte Fans sind entsetzt – nicht nur, weil der extrem beliebte Mannschaftskapitän Fabian Boll selbst Polizeibeamter ist. „Ich habe mich noch nie so geschämt, St. Pauli-Fan zu sein“, heißt es im Internet. Oder: „Das Schubladendenken hatten wir mal mit Verfolgung und so!“

http://www.mopo.de/st-pauli/weil-er-pol ... 50518.html

Hallo Südkurve, hallo Sankt Pauli-Fans!

Gleich zu Saisonbeginn müssen wir euch leider mit einer schlechten Nachricht begrüßen. Seit einiger Zeit, und, das müssen wir leider zugeben, da reden wir nicht nur von einer Saison, war ein Bulle im Umfeld unserer Gruppe unterwegs. Mit „unterwegs“ meinen wir Heimspiele, Veranstaltungen der Fanszene, Schweinske Cup 2012 und auch Fahrten zu Auswärtsspielen in von uns organisierten Bussen und Zügen. Die Katze ist aus dem Sack und das Kind in den Brunnen gefallen. Es gibt nichts klein zu reden oder zu beschönigen. Nun fühlen wir uns verpflichtet die Südkurve und auch die weiteren Teile der Fanszene über die weiteren Einzelheiten zu informieren. Denn einerseits ist uns Transparenz in diesem Fall enorm wichtig, andererseits geht es euch alle an, denn der Staat darf nicht mehr Informationen haben und bekommen als wir alle zusammen wollen.

Im Laufe der Rückrunde wurden Gerüchte an uns herangetragen, dass ein Bulle sich in unserer Gruppe bzw. wenigstens in unserem Umfeld eingenistet haben sollte. Da das so ziemlich der größte Hammer ist, der einem vorgeworfen werden kann, entschlossen wir uns, sehr vorsichtig mit der Sache umzugehen. Um keine Hexenjagd loszutreten, gingen wir den Gerüchten nach und sammelten erst einmal Informationen. Die Recherche dauerte gar nicht lange und schon bestätigten sich die Gerüchte, der Verdacht wurde stärker und richtete sich auch schnell gegen eine bestimmte Person. Die hundertprozentige Sicherheit hatten wir jedoch noch nicht. Daher entschlossen wir uns, direkt an die Person und ihren Fanclub heranzutreten und in einem persönlichen Gespräch alle mit den Vorwürfen zu konfrontieren. Beim letzten Heimspiel der abgelaufenen Saison stellten wir sie also zur Rede. Im Rahmen dieses Gesprächs beteuerte sowohl die fragliche Person, als auch die anderen Mitglieder des Fanclubs, dass an der Sache nichts dran wäre. Weder sei die Person Bulle, noch würde der Fanclub davon wissen und ihn decken.

Dies war schlichtweg eine dreiste Lüge. Der Umstand, dass unserer Gruppe schamlos ins Gesicht gelogen wurde, stellt einen nicht wieder gut zu machenden Vertrauensmissbrauch dar und setzt dem Ganzen am Ende noch die Krone auf. Deswegen sahen wir uns gezwungen zu handeln und nicht nur Konsequenzen für den Bullen zu ziehen, sondern auch für all jene, die davon wussten und die Gruppe im Dunkeln ließen. In der Sommerpause fielen dann die Entscheidungen, wie mit der Situation umgegangen werden muss. Darüber möchten wir euch jetzt in Kenntnis setzen.

Für uns steht außer Frage, dass die Eigenschaft Bulle zu sein und gleichzeitig Teil der Südkurve oder gar Ultrà Sankt Pauli nicht zusammen passen können und einen nicht auflösbaren Widerspruch bedeuten. Da wir uns als freie Subkultur begreifen, ist es unmöglich, jemanden in dieser zu akzeptieren, der den staatlichen Repressionsapparat bedient und obendrein genau unsere Freiheit einzuschränken versucht. Seit der Gründung im Jahr 2002 haben die Bullen immer wieder versucht, unsere

Gruppe zu kriminalisieren und kaputt zu machen. Ohne Erfolg. Nicht zuletzt weil wir uns immer vom Staat und seinen Lakaien distanzierten und ihnen keine Möglichkeit gaben, in unsere Struktur vorzudringen. Dieses Grundverständnis ist unverändert, sodass Bullen nichts bei uns, in unserer Subkultur, in unserer Kurve verloren haben. Schwieriger war die Frage, wie mit den Mitgliedern des Fanclubs umzugehen ist. Niemand darf allein durch den Umstand, dass ein Bulle Fanclub-Mitglied ist, genauso betrachtet werden, wie der Bulle selbst.

Eine Kollektivschuld gibt es nicht. Doch die Tatsache, dass zumindest der Großteil der Fanclub-Mitglieder wussten, dass ein Bulle sich in ihren Reihen befindet und alle gemeinsam den Weg in unsere Gruppe suchten, bedeutet einen Missbrauch des Vertrauens, das allen Interessierten und Neuen entgegengebracht wird. Schlimmer noch ist die Tatsache, dass alle ganz bewusst USP hintergangen haben, auch in persönlichen Gesprächen. Auch als offen auf die Beteiligten zugegangen wurde von USP, wurde die Tatsache, dass sich ein Bulle im Fanclub befindet, geleugnet und eine Räuberpistole zur Beschwichtigung erfunden. Der Versuch, USP durch schamlose und dreiste Lügen hinters Licht zu führen und zu verheimlichen, aus welchen Personen der Fanclub besteht, ist kläglich gescheitert. Dies zwingt uns aber dazu, den gesamten Fanclub, wie den Bullen, aus unseren Strukturen auszuschließen. Es wurde daher allen unmissverständlich deutlich gemacht, dass sie sich von der Gruppe USP sowie der Südkurve fernhalten sollen und auch der gesamte Fanclub nicht mehr Teil selbiger ist.

Wir wissen nicht genau, was den Bullen dazu bewogen hat, sich in unsere Fanszene zu schleichen. Es erscheint nach dem jetzigen Kenntnisstand unwahrscheinlich, dass es sich um einen Spitzel handelt, der damit beauftragt war, uns auszuspionieren. Komplett ausschließen können wir es jedoch nicht. Allein die Berufswahl ist jedoch mit dem „Hobby“ ultrà am Millerntor unvereinbar. Es bleibt dabei: Keine Gespräche mit Zivis und sonstigen Bullen!

Schützt euch und alle anderen. Wenn ihr das Gefühl habt, dass Bullen sich in eurem Umfeld bewegen, dann sprecht uns und den Fanladen an. Holt euch Rat, macht es öffentlich und behaltet es nicht für euch.

Bullen aus der Kurve, damit die Kurve lebt!
Ultrà Sankt Pauli 2002

http://basch-fanzine.de/basch-33-bullen-aus-der-kurve/