Donnerstag, 15. November 2012

Symbole



 

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Die Liktorenbündel, von einer Verschnürung zusammengehaltene Stäbe oder Ruten, die sich um ein Beil gruppierten, waren im römischen Altertum Zeichen der richterlichen Gewalt und wurden deshalb den hohen Beamten des Reiches vorangetragen. Dabei symbolisierte die Rute die Strafe des Auspeitschens und das Beil die Enthauptung. In der Neuzeit war das Liktorenbündel vorerst ein republikanisches Freiheitssymbol. Es findet sich noch heute in der 1803 angenommenen grünen Wappenflagge des Schweizer Kantons St. Gallen und im Hoheitszeichen der französischen Republik (Frankreich führt seit 1870 kein Wappen im eigentlichen Sinn).
 
Wahrscheinlich unter dem Einfluß von Gabriele d'Annunzio wählte der ehemals sozialistische Ideologe und Redakteur Benito Mussolini die Fasces als Parteisymbol. Sie unterschieden sich von den republikanischen Liktorenbündeln dadurch, dass das Beil nicht aus der Mitte herausragte, sondern an der Außenseite befestigt war. Die Fasces Mussolinis wurden noch durch ein Band mit der Aufschrift „Einigkeit macht stark" versehen - eine Devise, die an die nationalen Gefühle der Italiener appellieren sollte. In seiner Schrift „Philosophie des Faschismus in ihren Grundgedanken", Kapitel 13, bezeichnete der „Duce" (diese Bezeichnung ist ein Rückgriff auf das Ursymbol des römischen Diktators) das Liktorenbündel ausdrücklich als ein „Symbol der Einheit, der Kraft und der Gerechtigkeit".

Mit Gesetz vom 12. 12. 1926 wurden die Fasces offizielles Staatssymbol Italiens. Die Liktorenbündel wurden später auch außerhalb Italiens bekannt. 1936 eroberten sie Äthiopien, 1939 mussten sie in das Wappen und die Flagge des besetzten Albanien aufgenommen werden. Sie tauchten auch in nicht von Italien besetzten Gebieten auf, so in Spanien und Griechenland (Abzeichen der Jugendorganisation „Falanga" unter Metaxas, 1936-1941), ja sogar in Großbritannien, wo sich die Gruppen um Oswald Mosley ihrer bedienten.
 
 
Krukenkreuzfahne
 
Schon seit Karl Renner hatte die junge Republik versucht, sich der Hilfe und des Schutzes Italiens zu versichern. Dies gelang auch bis zu jenem Punkt, an dem Mussolini das Zusammenwirken mit Hitler wichtiger wurde als das Zusammengehen mit Österreich. Von Italien bezog Österreich nicht nur Waffen für seine Privatarmeen, sondern - genauso wie Hitlerdeutschland - auch Elemente der faschistischen Ideologie und Symbolik. Ursprünglich vom Gedanken des Anschlusses an Deutschland beseelt, besann sich die Erste Republik nach der Ermordung von Bundeskanzler Dr. Engelbert Dollfuß am 25. Juli 1934 zwar immer mehr auf ihre Eigenständigkeit, suchte diese aber durch den Einsatz einer Symbolik zu bewahren, die jener des Nationalsozialismus analog war:
 
- Der autoritäre Ständestaat wurde nach den „Korporationen" des italienischen Faschismuskonstruiert. Dabei wurde auch auf das Gedankengut der katholischen Soziallehre zurückgegriffen.

- Idee und Symbolik der Heimwehren folgten faschistischem Vorbild: das Führerprinzip und die(halb)militärische Uniformierung, - der faschistische Gruß, in der Regel mit der erhobenen Hand, manchmal auch mit gezogenem Dolch,
- der „Korneuburger Eid", mit dem der westliche demokratische Parlamentarismus und der Parteienstaat verworfen wurden.
- Das Kruckenkreuz als Rückgriff auf ein Kreuzritter-Symbol zur Abwehr des aggressiven Hakenkreuzes und als Ausdruck einer „christlich-deutschen Ostmarkmission" Österreichs.
- Das Dollfußlied als Kampfgesang neben der Staatshymne (vgl. den diesbezüglichen Beitrag).
- Die „Vaterländische Front" als einheitliche „Staatspartei".
- Die „Ostmärkischen Sturmscharen" mit dem hochgestellten weißen Chi-Ro (Christusmonogramm) in einer schwarzen Raute (als Gegenpol zur SS - siehe Abb. unten).
- Das „Freiwillige Sturmkorps" (FS) als Ordnertruppe Schuschniggs mit Imponiergehabe (dunkelblaue Uniformen, Stiefel, Sturmkappen mit Kinnriemen),
- der Gruß „Front Heil!" mit den zwei Schwurfingern der erhobenen Rechten etc.
 
Das "Freiwillige Schutzkorps" (FS) von Kurt Schuschnigg
Das "Freiwillige Schutzkorps" (FS) von Kurt Schuschnigg
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Der sogenannte "Austrofaschismus" (auch "Klerikofaschismus" - wegen seiner engen Bindung an die katholische Kirche) des autoritären Ständestaats (1934-1938) unterscheidet sich trotz seiner Symbolik wesentlich vom italienischen Faschismus und vom Nationalsozialismus: es fehlen die Elemente nationaler Expansionsdrang, Rassenhass als Staatsdoktrin und Überwachungsstaat. Ohne eine wirksame Massenbasis, ohne charimatischen Führer blieb die österreichische Form "Halbfaschismus" - wie vieles in Österreich.  Umgekehrt rechtfertigen die Ausschaltung des Parlaments, die Schaffung einer Einheitspartei (VF), der Einsatz paramilitärischer Verbände sowie die Internierung oder sogar Hinrichtung politisch unliebsamer Personen die Eindordnung in den europäischen Faschismus.
 
Die Ostmärkische Sturmscharen waren eine am 7. 12. 1930 in Innsbruck gegründete, aus der Katholischen Jugend, später aus Gesellen- und Lehrerorganisationen rekrutierte politische Wehrformation, die im Gegensatz zur Heimwehr stand. "Reichsführer" war Dr. Kurt Schuschnigg. 1933 wurden die Ostmärkischen Sturmscharen auf ganz Österreich ausgeweitet, hatten nach eigenen Angaben 15.000 Mitglieder, genossen aber geringes Ansehen. In Niederösterreich nahmen sie die "Niederösterreichische Heimwehr" auf und wurden vom Bauernbund gefördert, Landesführer war Bauernbunddirektor Leopold Figl. Am 11. 4. 1936 erklärten sich die Ostmärkischen Sturmscharen als Kulturorganisation, sodass sie die Auflösung aller Wehrverbände im Oktober 1936 nur mehr formal betraf.
 
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In Ungarn konnte sich der Faschismus erst relativ spät gegen das konservative Establishment durchsetzen - schon 1934 war das Hakenkreuz als ausländisches Symbol verboten worden. Die Pfeilkreuzlerpartei wurde am 1.3. 1935 als radikal antisemitische „Partei des Willens der Nation" von Ferenc Szálasi gegründet. 1937 kam es zur Vereinigung mit der vorwiegend aus ländlichen Proletariern bestehenden ebenfalls stark antisemitischen Sammlungsbewegung von Z. Böszörmenyi, der Sichelkreuzpartei. Bei der Parlamentswahl 1939 erhielt die Pfeilkreuzler-Partei zwar ca. 25 Prozent der Stimmen, war jedoch bis zum 15. Oktober 1944 nie an einer Regierung beteiligt. Erst nach dem gescheiterten Versuch von Reichsverweser Horthy, einen Separatfrieden mit den Alliierten zu schließen, konnte sich eine Koalitionsregierung unter der Führung der Pfeilkreuzler-Partei bilden, mit deren Hilfe die zweite von den Deutschen geplante Deportationswelle der ungarischen Juden im November 1944 durchgeführt wurde. Mitglieder und Anhänger der Pfeilkreuzler überzogen das Budapester Getto mit Terroraktionen und ermordeten bis zur Befreiung durch die sowjetische Armee im Januar 1945 noch mehrere tausend Budapester Juden. Das namensgebende Kennzeichen der Partei war ein grüne-weißes Pfeilkreuz kombiniert mit den altungarischen rot-weißen Streifen oder ein weißes Pfeilkreuz, oft auch mit dem H, auf schwarzem Grund. Das H im Zentrum stand für das Wort "Hüseg" (Treue).
 
 
Die von dem slowakischen Priester Andrej Hlinka (1864-1938) bereits im Jahre 1905 (!) begründete separatistische Slowakische Volkspartei (HSL) geriet unter Hlinkas Nachfolger, dem katholischen Theologen Jozef Tiso (1887-1947), Anfang desw Jahres 1939 unter starken deutschen Einfluss. Er proklamierte als Ministerpräsident der bereits seit einem Jahr autonomen Slowakei am 14. März 1939 deren Unabhängigkeit. 1938 war nach dem Muster der SA die radikale paramilitärische Hlinka-Garde gegründet worden. Sie trug schwarze Uniformen, Tellermützen mit großen, widersehenden Adlern und eine rote Armbinde, auf der sich das Zeichen der Slowakischen Volkspartei, ein schwarzes Doppelkreuz in einem weißen Kreis, befand - die Ähnlichkeit der Symbolik mit der SS war frappant. Gegrüßt wurde mit „Na straz!" („Habt acht!"). Ab 1940 dominierte die nationalsozialistische und antisemitische Richtung unter Ministerpräsident Vojtech Tuka. 1945 wurde die Slowakische Volkspartei verboten, Tiso und Tuka wurden hingerichtet.
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Die faschistische Bewegung Spaniens Falange (dt. Phalanx - Schlachtreihe) wurde 1933 von Antonio Primo de Rivera (1903-1936) u.a. nach italienischem Vorbild gegründet. 1937 folgte ihm Francisco Franco (1892-1975) als "Caudillo" (Führer). Die neue Partei übernahm von der rechtssyndikalistischen Partei JONS das Symbol von Joch und Pfeilen sowie die schwarzrote Fahne, welche die JONS ihrerseits den Anarchisten abgesehen hatte. Parteihymne wurde das von José Antonio Primo de Rivera gedichtete Lied Cara al Sol (dt. „Gesicht zur Sonne“). Ähnlich wie in der "Giovinezza" wird auch hier der Frühling besungen. Die Falange wurde von Franco in eine Einheitspartei  eingegliedert. Bis zum Ende der Franco-Diktatur (Tod des Diktators 1975) blieb sie die einzige zugelassene Partei in Spanien.
 
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Einer der Schützlinge Mussolinis war der Zagreber Rechtsanwalt Ante Pavelic (1889-1959), der in Wien Jus studiert hatte und 1929 die aufständische Ustascha-Bewegung gegründet hatte. Nach seiner Emigration nach Italien organisierte er den Widerstand gegen die großserbischen Bestrebungen des Königs Alexander. Mit Hilfe der Achsenmächte wurde er während des Zweiten Weltkriegs „Poglavnik", Führer des selbständigen Kroatien. 1945 gelang ihm die Flucht über Österreich, Italien und Argentinien nach Spanien, wo er bis zu seinem Tod lebte. Es ist unmöglich, auch nur ansatzweise zu schildern, welche Greueltaten die unter dem „U" verschworenen und von der katholischen Kirche unterstützten Angehörigen der Ustascha begangen haben (über 600.000 ermordete Serben) und welche ebenso grausamen Vergeltungsakte seitens der Tito-Partisanen (mehr als 400.000 Opfer) sie nach ihrer Niederlage damit heraufbeschworen haben. Bei der Analyse der heutigen Probleme im ehemaligen Jugoslawien sollte man diese Umstände nicht außer acht lassen.

Abb. 11: Ehrenzeichen ab 1922
 
Das Kruckenkreuz als Ordenszeichen
Besonders die christlichsoziale Partei und ihr Bundeskanzler Prälat Ignaz Seipel machten sich zum Vorkämpfer um die Entfernung der berüchtigten Werkzeuge. Als 1923/24 ein neues republikanisches Ordenssystem, Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich genannt, geschaffen werden sollte, lag es auf der Hand, dass der neue Staatsadler Hauptbestandteil des Zeichens werden sollte. Bundeskanzler Seipel lehnte jedoch den Adler als Halsdekoration wegen der "bolschewistischen Attribute" Hammer und Sichel, die "im Ausland einen ungünstigen Eindruck" machen könnten, ab. Schließlich einigte man sich im Ministerrat auf die Anbringung des Staatswappens nur auf einfachen Medaillen, wobei "Sichel und Hammer nicht gar zu auffallend proportioniert" sein sollten. Die ersten sieben Grade des Ordens erhielten als zentrales Zeichen das Kruckenkreuz, das damit erstmals 1924 in die Reihe der Staatssymbole aufgenommen wurde. In weiterer Folge wurden das Kruckenkreuz auch auf Münzen verwendet: Am Revers der 200 Kronen Münze und nach 1924, nach Einführung der Schillingwährung, auf den 2 und 5 Groschen Münzen. Auf Briefmarken hingegen fand das Kruckenkreuz zunächst keine Verwendung.
Abb. 14: Zeichen der Berufsstände
Noch bevor der Staat ein neues Wappen bekam, wurde von Dollfuß 1933 eine "Vaterländische Front" (V.F.) gegründet, die "Träger des österreichischen Staatsgedankens" sein sollte. Sie war im Aufbau den faschistischen Organisationen in Italien und der nationalsozialistischen Partei in Deutschland nachempfunden und sollte die bisherigen politischen Parteien ersetzten. Alle Staatsbürger sollten in einer Bewegung zusammengefasst werden. Damit hätte der Klassenkampf überwunden und die staatliche Wirtschaftsführung durch Gliederung in zusammengehörige Berufsgruppen (Stände) organisiert werden sollen. Das war ein Ziel der Ständeverfassung von 1934. Architekt Clemens Holzmeister schuf für jeden der sieben Berufsstände und für die "kulturellen Gemeinschaften" ein modernes "Zunftzeichen" . In der Praxis kam diesen Zeichen hauptsächlich zeremonielle Wirkung zu. Sie wurden bei Umzügen mitgeführt und auf Wandteppichen dargestellt.