Montag, 19. November 2012

Der FAVAC in HEUTE

Wiener Stadtliga - Spiel der Runde

FavAC gewinnt dank zweier Kadir-Treffer

NAC - FavAC Kadir schießt FavAC per Elfmeter zum Sieg
Gewohnt sicher verwandelt Dozhghar Kadir den Elfmeter in der Schlußphase. (© Christian Hofer)
Der FavAC gewann sein Spiel gegen den Nussdorfer AC und darf sich nun getrost zu der Spitzengruppe der Wiener Liga zählen. Mann des Spieles ist zum wiederholten Male Starspieler Dozhghar Kadir der zwei Treffer beisteuert.

Der Nussdorfer AC empfing die Gäste aus Favoriten zum Spitzenspiel der vierzehnten Runde am NAC-Sportplatz vor nur 150 Zusehern. Die Partie hätte sich aber durchaus mehr zahlende Gäste verdient. Gerade der FavAC begann das Match mit viel Elan und ging auch bald durch Toptorjäger Kadir in Führung (14.)
 
Die erste Hälfte blieb in fester Hand des FavAC, Trainer Jürgen Novara meinte nach dem Spiel: "Wir waren heute in der ersten Hälfte überlegen. Wir mussten nicht gewinnen, konnten befreit spielen. Die Spieler haben das heute sehr gut gemacht.". Dem NAC fiel im weiteren Verlauf der ersten Hälfte nicht viel ein und so ging es mit einer knappen Führung der Gäste in die Pause.

NAC dreht auf, FavAC bleibt konzentriert
Die zweite Hälfte begann mit einer topmotivierten Heimelf, welche nun viel mehr für das Spiel machte. Novara: "Die zweite Hälfte war ein ausgeglichener Schlagabtausch. Eine geile Geschichte und nichts für schwache Nerven." Eingeleitet wurde dieser Schlagabtausch durch den 1:1 Ausgleich von Arben Selmani (48.). Der Auftakt zu turbulenten 45 Minuten.

Nussdorfs Thomas Ceh brachte sein Team sogar mit 2:1 in Führung (57.). Doch der FavAC behielt an diesem Tag die Nerven. Dozhghar Kadir meinte nach dem Spiel stolz: "Wir habe heute sehr gut gespielt. Von der ersten bis zur neunzigsten Minute sehr konzentriert.". So gelang den Favoritnern postwendend der Ausgleich, Routinier Sasa Dimitrijevic trug sich in den Spielbericht mit dem 2:2 ein (57.).

Heiß umkämpfte Schlußphase
Das Spiel ging nun ins letzte hochspannende Drittel und nahm an Intensität zu. Favoritens Erhan Ergün brannten schließlich die Sicherungen durch und er ließ sich zu einer Tätlichkeit gegen seinen Gegenspieler hinreißen, Schiedsrichter Meixner hatte keine Wahl und zeigte Rot. Wer nun dachte der FavAC würde sich seinem Schicksal ergeben lag aber falsch.

Pechvogel der Partie, wurde Josip Golic, NAC Wechselspieler foulte nur zwei Minuten nach seiner Einwechslung im Strafraum einen FavAC Spieler, den fälligen Elfmeter verwandelte Kadir gewohnt sicher und schoß sein Team mit dem 17. Saisontreffer so zum Sieg und endgültig in die Spitzengruppe der Wiener Stadtliga. Nach der Partie meinte der Mann des Spieles: "Ich bin sehr glücklich, wir haben gut gespielt und der Sieg gegen NAC war sehr wichtig."


Benjamin Resetarits
 
 
 
Wiener Stadtliga

Aus dem Irak nach Favoriten: FavACs Dozhghar Kadir

NAC-FavAC Dozhghar Kadirs schwieriger Weg nach obenSo kennen Fans und Mitspieler den Führenden der Torschützliste, Dozhghar Kadir, fröhlich und immer lachend. (© Christian Hofer)
FavAC's Dozhghar Kadir ist der überlegen Führende in der Torschützenliste der Wiener Stadtliga. Der Weg des 21-jährigen irakischen Kurden, bis hin zum Leistungsträgers des Favoritner Traditonsklubs, war aber kein leichter.

Geboren in Saddams Irak
Dozhghar Kadir kam im kurdischen Teil des Iraks in Arbil zur Welt. Er lebte dort mit seiner Mutter, drei Schwestern und zwei Brüdern. Der Vater ist weit weg, kann die Familie nur aus dem Exil im fernen Österreich unterstützen. Unter Saddam Hussein haben es Kurden schwer im Irak.

Als der fußballbegeisterte Junge sechs wird übersiedeln die Kadirs deshalb in die Türkei nach Kayseri. Dozhghar hat nicht viel, aber er hat seinen geliebten Fußballsport. Der junge Kurde beginnt im Nachwuchs des lokalen Großklub Kayserispor zu spielen, fällt bald auch Scouts der Istanbuler Großklubs auf. Er wechselt schließlich zum großen Besiktas Istanbul.

Familienzusammenführung und Karrierestart in Österreich
Doch zur selben Zeit hatte Vater Kadir in Österreich endlich das erreicht, wofür er jahrelang kämpfen musste, die Genehmigung zur Familienzusammenführung. So zog Familie Kadir wieder einmal um. Der nun sechzehn jährige Dozhghar wechselte mit dem Land auch den Verein.

Dieses Mal fand der 16 jährige Offensivspieler beim BNZ Innsbruck einen Platz. Er spielt gut, fällt Scouts auf, der Durchbruch schien nah, doch dann machte Dozhghar einen Fehler. "Ich war 19 Jahre, konnte nicht gut deutsch, und habe einen Vertrag bei Veldidena Innsbruck unterschrieben. Ich wusste gar nicht was ich da eigentlich unterschreibe."

Schwierige Zeit in Tiroler Gebietsliga
Kadir hatte zu diesem Zeitpunkt Angebote einiger höherklassiger Vereine. Doch der Innsbrucker Sechstligist wittert ein Jahrhundertgeschäft und wollte für sein Talent großes Geld, 60.000 Euro sollen Interessenten bezahlen. Dies schreckt die potentiellen Interessenten ab.

Dozhgar ist verzweifelt: "Es war eine sehr schwierige Zeit. Ich wollte wechseln konnte aber nicht. Darum habe ich ein halbes Jahr alleine trainiert. Kraftkammer, Schußtraining, Leichtathletik. Alles was man alleine machen kann. Es war schlimm." Doch dann ist er wieder frei, darf gehen wohin er will und er hat ein Ziel - Wien.   
 
Erneuter Neubeginn beim FavAC
Im Winter 2010/11 geht Kadir auf eigene Faust in die große Stadt. Er möchte ein Probetraining bei einem Wiener Großklub, will ganz nach oben. Hier kreuzt sich sein Weg mit dem von FavAC Trainer Jürgen Novara. Der überzeugt das Talent vorerst in seiner Mannschaft zu spielen.

Der FavAC zahlte dem BNZ Innsbruck die fällige Ausbildungsentschädigung. Ein großer Vertrauensbeweis, sind Ablösesummen in der Stadtliga doch noch immer eher die Ausnahme. Doch das Risiko macht sich bezahlt, Kadir erzielte in seiner ersten vollen Saison 2011/12 bereits 12 Treffer.

Torschützenführender und Trainingsweltmeister
So ging es auch in der aktuellen Saison weiter. 15 mal traf Dozhghar diese Saison bereits. Doch was macht ihn so stark? Sein Trainer und Förderer Novara meint: "Was Dozghar auszeichnet ist vor allem sein riesen Einsatz. Er gibt immer 100 Prozent, in jedem Spiel, in jedem Training. Das unterscheidet ihn von vielen österreichischen Talenten."

Kein Wunder das man Kadir unlängst einen neuen Vertrag bis 2014 gegeben hat. Man weiß was man an Kadir hat und würde ohne seine Treffer (15 von 27 insgesamt) wohl nicht so knapp an der Spitzengruppe der Wiener Stadtliga dran sein.

Die Gegenwart ist Nussdorf - die Zukunft Bundesliga?
Im Moment ist Dozghar Kadir glücklich, er kann wieder das machen was er am liebsten macht, Spielen, Tore schiessen und die Fans mit seinen technischen Gustostückerln erfreuen. Aber was sind seine Ziele: "Erfolg haben mit der Mannschaft gut spielen und weiter nach oben kommen." Wohin nach oben? "Ich will in die Bundesliga."

Wenn er so weitermacht und den FavAC im Spitzenspiel der dreizehnten Runde beim Nussdorfer AC zum Erfolg schießt, kommt er seinem Ziel wohl wieder einen kleinen Schritt näher. Der weite Weg des Dozghar Kadir nach oben ist jedenfalls noch nicht zu Ende. So wie es aussieht liegt das Beste noch vor ihm.


Benjamin Resetarits