Fußball.
Volkssport Nr. 1 in Deutschland, die schönste Nebensache der Welt. Fußball.
Aktuell DAS Thema schlechthin in allen Medien. Aufmacher in allen Zeitungen,
Sondersendungen, Talkshows, die sich stark auf den Fußball fokussieren, obwohl
die Bundesligasaison soeben vorbei ist. Was ist passiert? Glaubt man dem
medialen Sturm der Empörung, könnte man meinen wir stünden kurz vor der
Destabilisierung des Landes durch Fußballfans.
Nun wollen wir als Fandachverband ganz sicher nicht verharmlosen,
was in den letzten Wochen auf vielen Rängen und Spielfeldern passiert ist. Wir
wollen aber, dass das Geschehene sachlich und differenziert betrachtet und
aufgearbeitet wird. Denn genau das geschieht zur Zeit in den meisten Fällen
nicht. Mit einer Mischung aus Wut und Fassungslosigkeit verfolgen wir wie viele
andere leidenschaftliche Fußballfans die politischen Meinungsäußerungen und
medialen Berichterstattungen zu den Geschehnissen in Deutschlands Kurven der
letzten Wochen.
Eines möchten wir gleich zu Beginn klarstellen. Wir tolerieren und
entschuldigen in keinster Weise jegliche Ausschreitungen oder gewalttätige
Eskalationen in und außerhalb der Fußballstadien, wir distanzieren uns davon.
Gewalt gehört nach unserem Selbstverständnis weder in die Stadien, noch haben Ausschreitungen
auf den Wegen von und zu den Spielstätten etwas zu suchen. Und auch wenn es für
uns Fans nicht schön ist, Pyrotechnik ist verboten und wird es nach einem
verlogenen sogenannten Dialog mit DFB und DFL auch bleiben. Dies gilt es
zähneknirschend hinzunehmen, Beifall allerdings kann insbesondere nach der Art
und Weise des Zustandeskommens dieser Entscheidung niemand ernsthaft erwarten.
Absolut nicht hinnehmbar ist jedoch, was sich seit den
Geschehnissen beim Relegationsspiel in Düsseldorf in der deutschen –
insbesondere der medialen - Öffentlichkeit abspielt.
Was ist in Düsseldorf geschehen? Aus dem Fanblock von Hertha BSC
Berlin wurden bengalische Fackeln auf das Spielfeld geworfen, später wurden
Böller gezündet und ebenfalls über andere Fans hinweg auf das Feld geworfen.
Bengalische Fackeln brannten auch im Fanblock von Fortuna Düsseldorf. Kurz vor
dem regulären Ende des Spieles interpretierten Fans von Fortuna Düsseldorf
einen Pfiff des Schiedsrichters als vermeintlichen Abpfiff des Spiels und rannten
voller Freude und Emotionen auf das Feld im Glauben, das Spiel sei vorbei.
Zweifelsohne, es war dumm und unüberlegt, auf den Platz zu rennen. Aber war es
auch gefährlich? Waren es gar „Ausschreitungen“, von denen landauf landab nun
gesprochen wird? Völlig undifferenziert werden jedoch von den allermeisten
„Experten“, die sich seitdem gefragt oder ungefragt zu den Ereignissen äußern,
der vollkommen friedliche Strom der Düsseldorfer Fans auf den Platz mit den in
der Tat gefährlichen Würfen der bengalischen Fackeln u.a. in einen Topf
geworfen. Die Welle der Empörung im Land ist riesig. Vorurteile und Klischees
greifen um sich wie ein ansteckender Virus.
Themen, die sicherlich zu diskutieren sind über die Ereignisse der
gesamten letzten Saison, gefährliche Vorfälle wie die Ausschreitungen beim
Pokalspiel zwischen Dynamo Berlin und Kaiserslautern oder beim Relegationsspiel
Karlsruhe-Regensburg werden auf die gleiche Stufe gestellt wie der Platzsturm
in Düsseldorf. Differenzierung? Fehlanzeige. Frage nach den Motiven? Den
möglichen Folgen? Fehlanzeige. Pauschal werden alle Geschehnisse in einen Topf
geworfen und verurteilt. Dies nicht nur von uninformierten, der Fußballkultur
fernen Menschen, nicht nur vom Boulevard, nein, auch von scheinbar seriösen
Medien und öffentlich-rechtlichen Anstalten, denen man mehr als die billige
Jagd nach Schlagzeilen und populistisches Heischen nach Aufmerksamkeit und
Quote zugetraut hätte.
Da gibt es zunächst Sondersendungen wie ZDF-Spezial und einen
Brennpunkt, die früher einmal dann angesetzt wurden, wenn wirklich dramatische
Ereignisse geschehen waren. Da folgt Talkshow auf Talkshow über die Thematik
der Fußballfans und schon die Titel der Talkshows lassen eine Tendenz erahnen.
An seriöser Aufarbeitung der Geschehnisse scheint man nicht interessiert.
Stattdessen werden schlagzeilenträchtig und bildgewaltig Dinge miteinander
vermischt, die nicht miteinander vermischt gehören.
Ultras werden pauschal als Hooligans verurteilt, Frau Maischberger
diffamiert diese gleich als „Taliban des Fußballs“. Choreos und Fahnenschwenken
werden als „mystische Rituale und “faschistoides Gemache“ betitelt. Nicht
hinterfragt, in völliger Unkenntnis der Tatsachen, undifferenziert und
unwidersprochen. Stimmen, die versuchen, hier Einspruch zu erheben, werden
nicht gehört oder nicht für voll genommen. Doch Herr Kerner, Herr Bierholz hat
vollkommen Recht: es gibt nicht nur auf Seiten der Fußballfans Chaoten und
Gewalttäter, es gibt auch Polizisten, die sich aggressiv und erlebnisorientiert
verhalten. Es ist korrekt, auch hier darf nicht pauschalisiert und die ganze
Polizei kriminalisiert werden. Es handelt sich dabei um Einzelfälle. Selbst
diese aber werden als nicht existent abqualifiziert, Herr Bierholz als
unglaubwürdig bezeichnet. Immerhin ist Herr Bierholz offiziell im Auftrag des
Düsseldorfer Fanprojektes tätig, u.E. also jemand, der sich mit der Materie
auskennt. Deutlich mehr als die Herren Kerner, Pocher und Schneyder, die
Fankurven wohl eher vom Hörensagen kennen und sie eher von ihren VIP-Plätzen beobachten,
denn sich ernsthaft mit ihnen auseinanderzusetzen – so sie das überhaupt
wollen.
Genauso wenig wie man die Einzelfälle auf Seiten der Polizei
verallgemeinern kann und darf erwarten wir Fußballfans aber auch, dass auf
Seiten der Fans von wenigen Chaoten auf die Allgemeinheit geschlossen wird.
Natürlich ist es in keiner Weise tolerabel, wenn Fanbusse von anderen
Fangruppierungen angegriffen werden, natürlich ist es inakzeptabel, wenn auf
welche Art und Weise auch immer Gewalt gegen andere ausgeübt wird. Wenn beim
Spiel Karlsruhe-Regensburg über 70 Personen verletzt werden, dann ist das
schockierend. Es ist aber auch inakzeptabel, wenn nun alle Fans über einen Kamm
geschoren werden und dabei alle Ereignisse in einen Topf fließen. Der
Platzsturm in Düsseldorf war eine vollkommen anders zu bewertende Situation als
jener in Karlsruhe. Findet sich ein solcher Hinweis in den Medienberichten und
Diskussionssendungen? Selbst mit der Lupe nur äußerst schwer, wenn überhaupt.
Stattdessen beginnt ein Überbietungswettbewerb, in dem Politiker,
Verbands- und Vereinsoffizielle, Kommentatoren und Comedians sich gegenseitig
mit Forderungen übertrumpfen, wie nun zu reagieren sei. Mehr Strafen, härtere
Strafen. Sind das Hochfahren von Zäunen und das Eintreiben von Geldstrafen bei
den Verursachern noch ein vergleichsweise harmloses Mittel, so treffen andere
Vorschläge mehrheitlich die falschen. Unter der Abschaffung von Stehplätzen
würden tausende vollkommen unbeteiligte Fans leiden, die als Mittel bezeichnete
Einführung eines Nacktscanners die Persönlichkeitsrechte tausender
Unbeteiligter Fans verletzen, ganz davon abgesehen, dass Sie in der
Europäischen Union zum Einsatz nicht bzw. nur testweise unter schärfsten
Auflagen freigegeben sind.
Natürlich ist klar, dass man sich Gedanken macht, wie man auf die Geschehnisse speziell zum Ende der letzten Saison reagiert, wie man zukünftig verhindert kann, dass sich bestimmte Dinge wiederholen. Aber es gilt dabei zum einen Ruhe zu bewahren und zum anderen den Überblick, was denn nun eigentlich passiert ist. Vor allem aber gilt es, und hier können wir immer wieder nur auf die positiven Erfahrungen vor Ort in Leverkusen verweisen, miteinander zu reden und nicht übereinander. Volker Lange, Leiter der Polizeiinspektion Köln-West und zuständig für die Fußballeinsätze hat kürzlich in einem Radiointerview betont, wie wichtig der Dialog ist und das dieser keinesfalls fallen gelassen werden darf. Dies können wir nur unterstreichen.
Natürlich ist klar, dass man sich Gedanken macht, wie man auf die Geschehnisse speziell zum Ende der letzten Saison reagiert, wie man zukünftig verhindert kann, dass sich bestimmte Dinge wiederholen. Aber es gilt dabei zum einen Ruhe zu bewahren und zum anderen den Überblick, was denn nun eigentlich passiert ist. Vor allem aber gilt es, und hier können wir immer wieder nur auf die positiven Erfahrungen vor Ort in Leverkusen verweisen, miteinander zu reden und nicht übereinander. Volker Lange, Leiter der Polizeiinspektion Köln-West und zuständig für die Fußballeinsätze hat kürzlich in einem Radiointerview betont, wie wichtig der Dialog ist und das dieser keinesfalls fallen gelassen werden darf. Dies können wir nur unterstreichen.
Wenn allerdings ein solcher Dialog in und von manchen Medien nur
belächelt und abqualifiziert wird, dann werden alle ernsthaften Bemühungen der
deutlichen Mehrheit der Fußballfans konterkariert.
Erschreckend ist dabei die Rolle, die viele Medien spielen. Quote
scheint über Qualität zu stehen, Schnelligkeit über Recherche, Platitüde über
Hintergrund. Dabei wäre es gerade die Aufgabe von Journalisten, insbesondere
auch Moderatoren in Diskussionen, sich zum einen vernünftig vorzubereiten, zum
anderen aber auch ihrer Aufgabe der Moderation nachzukommen und nicht niveauloser
Stichwortgeber für den Boulevard zu sein. Darüber hinaus sind viele Medien hier
scheinheilig. Wird Pyrotechnik in Deutschland immerfort als gefährlich und Werk
von Chaoten, Hirnverbrannten und Verbrechern bezeichnet, so wird bei
Spielberichten aus südlichen Ländern über exakt die gleiche Pyrotechnik immer
nur von „südländischer Begeisterung“ gesprochen, von Flair und Atmosphäre, die
das den Spielen gebe. Kann, wer so arbeitet, ernst genommen werden? Als
seriöser Mediator gelten? Offenbar geht es darum vielfach leider nicht mehr. Es
zählt wie im Sport auch nur noch der schnelle Erfolg. Was im Bundesligaspiel
drei Punkte sind, ist in vielen Medien nur noch die Quote und Auflage.
Natürlich kann man auch auf Seiten der Medien nicht
pauschalisieren und alle Journalisten in einen Topf werfen. Wir bedanken uns
daher bei denjenigen, die sich die Mühe gemacht haben, hinter die Vorhänge der
Bühne zu sehen, über die sie berichten. Die hinterfragen und differenzieren und
nicht pauschal alle und alles über einen Kamm scheren. Bei denjenigen aber, die
in den letzten Tagen sensationsheischende Aufmacher und Schlagzeilen produziert
haben, können wir uns nicht bedanken.
Wir als NK12 sehen diese Entwicklung der Berichterstattung über
den Fußball und seine Fankultur sehr kritisch. Wir wünschen uns, dass es ein
Umdenken der entsprechenden Medien geben und deutlich mehr Recherche betrieben
und differenzierter über unsere Kultur berichtet wird. Feiernde Fans und
Randalierer dürfen nicht mehr in einen Topf geworfen werden!
Wir wünschen uns, dass die mediale Panikmache nicht dazu führt,
dass darunter die Kommunikation zwischen Fans, Vereinen und Sicherheitsorganen
leidet. Denn Kommunikation ist nach wie vor der erste und wichtigste Schritt im
Kampf gegen mögliche Gewalt rund um den Fußball!