Montag, 11. Juni 2012

Der GAK und die verdammte Relegation

Der Grazer AK ist einer der ältesten noch existierenden Vereine in Österreich. Gegründet wurde er offiziell am 18. August 1902 (vermutlich reichen seine Wurzeln aber weiter zurück), obwohl das erste offizielle Fussballspiel nach den geltenden Regeln bereits im März 1894 im Grazer Stadtpark stattfand – es war damit das erste Fussballspiel auf dem Boden des heutigen Österreichs. Ein Student namens Georg August Wagner brachte das Spiel im Jahre 1893 von Prag nach Graz. Gemeinsam mit den Wiener Vereinen ist der GAK daher mit Fug und Recht einer der Gründer des Fussballs in Österreich. Dieser GAK hat in seiner weit als hundertjährigen Geschichte schon viel erlebt und viele Auf- und Abstiege verzeichnet. Nicht nur dass er sein Heimstadion nach 103 Jahren aufgeben musste (eine Schande für den österreichischen Fussball wie ich meine), nein er wurde so nach und nach vom Stadtrivalen Sturm Graz verdrängt und musste – nachdem er im 102. Bestandsjahr 2004 endlich österreichischer Meister (und Cupsieger) wurde – auch zwangsweise absteigen, finanzielle Probleme waren die Folge (der Stadtrivale ist zwar genauso pleite gewesen konnte sich aber aufgrund der besseren Kontakte der steirischen Politik halten). Die Erfolge der Rotjacken sind nicht zu verachten: 1 x gesamtösterreichischer Meister, 4 x gesamtösterreichischer Cupsieger, 2 x Supercupsieger, 10 x steirischer Meister, 3 x österreichischer Amateurmeister. 1 x (inoffizieller) steirischer Landescupsieger – nicht schlecht wie ich meine. Nun hatte dieser GAK heuer endlich die Regionalliga Mitte gewonnen und war damit berechtigt, gegen den Vorletzten der 1. Liga (in diesem Fall Hartberg weil der LASK lizenzlos absteigen musste) um den Aufstieg zu spielen. Nun ist das aber so ein Problem mit dem Aufstieg: Du hast zwar drei Meister der Regionalligen, die sportlich den ersten Tabellenplatz belegen und damit die Meisterschaft holen, sie dürfen aber nicht automatisch aufsteigen. Irre Sache eigentlich, weil die Meister aller anderen Leistungsstufen automatisch für die nächsthöhere qualifiziert sind. Gut. Ist aber so in Österreich, damit muss man leben, zumal die Bundesligavereine gar kein Interesse haben dies zu ändern. Bananenrepublik eben, kurzsichtig bis zum Geht-nicht-mehr ! Wir haben also die beiden Spiele gegen Hartberg. Zuhause kommt der GAK über ein 0-0 nicht hinaus ( das Liebenauer Stadion war dafür ausverkauft) und so musste das zweite Spiel die Entscheidung bringen. Tat es logischerweise auch und Hartberg setzte sich klar mit 3-0 durch, was den harten Kern der GAKler dazu veranlasste, den Rasen zu stürmen. Same Situation as in May 2011 in Vienna. Sollte man meinen. Gut die Jungs stürmten, die Cops riegelten ab, drängten sie zurück und dann – dann als alles eigentlich in Ordnung war fühlten sich die steirischen Exekutivbeamten bemüssigt, ihre Tränengaskartuschen auszuprobieren und sprühten fleissig in die Tribüne hinein. Der Rest ist von den Print- und sonstigen Medien ja schon „gut“ aufgearbeitet worden und wird für den GAK noch weitreichende Konsequenzen haben, zumal Bundesligasekretär Pangl samt 7jährigen Sohn dem Spiel beiwohnte. Also ähnlich wie im Hanappi damals, die versammelte Promi(ll)nenz vor Ort und nach Rache geifernd. Sie, die sie lieber Retortenvereine a la Red Bull, Pasching, Grödig, St. Andrä haben als Traditionsvereine mit einem grossen, treuen (manchmal ZU treuen) Anhang, werden es sich nicht nehmen lassen, diesen „Elfmeter“ den ihnen die Fans im Eifer des Gefechts vorgelegt haben, zu verwandeln. Er heisst ja Pangl und nicht Robben. Und einen weiteren unbequemen Verein zu zerstören. Das ist Fussballösterreich im Jahr 2012. Keine Frage, dass der Platzsturm und die darauffolgenden Ereignisse dumm und entbehrlich waren aber mit ein bischen Hirn und Willen hätte man diese Situation bereits im Vorfeld verhindern bzw. es gar nicht dazu kommen lassen können. Polizei war ja genug vor Ort. Vor allem stellt sich mir die Frage, WIE ein Verein, der auswärts antritt eine solche Situation verhindern kann. Schliesslich verkauft der Heimverein die Karten, ist für die Sicherheit zuständig und lässt die Leute hinen (oder auch nicht). Und die sogenannten SKBs (SzeneUNkundige Beamte) - was haben die getan ? Der  08/15 Helmi am Feld hat keine andere Möglichkeit/Wahl als einzuschreiten, nur wozu gibts dann Sicherheitsbesprechungen, SKBs und andere Massnahmen im Vorfeld ? Oder saufen sich die dort nur die Hucke voll und planen, wie sie möglichst viel Wirbel veranstalten können ? Fans können und müssen nicht immer geplant und mit Hirn agieren, die Träger der staatlichen Ordnung aber schon. Sonst würden wir sie ja nicht brauchen.