Mittwoch, 6. Juni 2012

D-Day und seine Folgen

Der 6. Juni 1944 ist ein historisches Datum. Heute vor 68 Jahren begann der Sturm auf Europa durch die westalliierten Truppen auf die Festung Europa. In der Normandie begann bereits wenige Minuten nach Mitternacht die militärische Operation des Festlandes mit der Erstürmung der Ornebrücken durch Major Howells Landesegleraktion. Ihm folgten dann die Pfadfinder von drei Fallschirmjägerdivisonen, der 6. Britischen Airborne sowie der 82. Und 101. Amerikanischen Airborne. Sie sollten beide Flanken des zu schaffenden Brückenkopfes sichern, die Amerikaner zur Halbinsel Cotentin hin, die Briten gegen Le Havre und der Orne hin. Insgesamt sprangen über 18.000 Fallschirmjäger in die Nacht, oftmals weit verstreut aber dennoch effektiv genug, um die deutschen Kommandostellen nachhaltig zu verwirren und zu lähmen. Gemeinsam mit ihnen agierten auch französische Partisanen, die die Kommunikationswege kappten. Sie wurden durch den französischen Sender der BBC gelenkt, der unentwegt kurze verschlüsselte Nachrichten aussandte, die nur für die einzelnen Gruppen Sinn ergaben. Ein Verlaine-Gedicht war der Start für alle Aktionen in genau dem Gebiet. Bis gegen 6.30 Uhr waren die Kämpfer der Ressistance sowie der drei Fallschirmjägerdivisionen die einzigen bewaffneten allierten Kräfte, dann begann der Sturm von See her. Über 900 Kriegsschiffe und etwa 5.000 Transport- und Landungsschiffe, abgeschirmt von tausenden Jagdflugzeugen überquerten den Kanal auf fünf „Wasserstrassen“ um zu den Landeabschnitten zu gelangen. Die Briten und Kanadier hatten „Gold“, „Juno“ und „Sword“, die Amerikaner „Utah“ und „Omaha“ als Ziele zugewiesen bekommen. 125.000 Mann waren in der ersten Angriffswelle, insgesamt 3 Millionen standen in England bereit, den Kampf nach erfolgreicher Landung weiterzuführen. Während die Aktionen in der Nacht – trotz hoher Ausfälle – mehr oder weniger ausgeführt werden konnten, entwickelten sich die Landungen problematischer. Die drei britsch-kanadischen Abschnitte wurden plangemäss erstürmt, lediglich einige deutsche Batterien und befestigte Abschnitte leisteten punktuell Widerstand. Auch zwei Jagdflugzeuge der Luftwaffe erschienen – es sollte der einzige Angriff der deutschen Luftwaffe an diesem Tag werden. Bei den amerikanischen Landungen verhielt es sich anders: vor allem der Abschnitt „Omaha“ verzeichnete blutige Verluste, dort verloren die Amerikaner am ersten Tag über 10.000 Mann (davon etwa 2.000 Tote) und konnten erst sehr spät die von den Deutschen hartnäckig verteidigten Strandstellungen überwinden, am Abend standen sie nur 1,5 Kilometer tief in Frankreich. Bei „Utah“ passierte eine andere Panne: die Absetzboote wurden abgetrieben und gingen woanders an Land, sodass der ganze Brückenkopf kilometerweit verschoben wurden. Zwar gab es dort bei der Landung selber nur 4 Tote, die Verbindung zu den anderen Brückenköpfen konnte erst nach einigen Tagen hergestellt werden. Die deutschen Befehlshaber wiederum mussten mit dem Problem kämpfen, kaum Verbindung zueinander zu haben und nicht alle verfügbaren Kräfte einsetzen zu können. Zwar hatte der legendäre Wüstenfuchs Erwin Rommel bereits im März 44 vorausgesagt, dass die Landung nur am Strand und unter Einsatz aller verfügbaren Panzerdivisionen zerschlagen werden könne (von ihm stammte auch der Ausdruck „Längster Tag“) doch Hitler selber behielt sich vor, den Einsatz zu genehmigen, da er – wie auch alle Generäle in seinem Hauptquartier – daran glaubte, die Landung würde am Pas de Calais stattfinden. Die Alliierten nährten durch falschen Funkverkehr und Panzerattrappen diesen Irrglauben auch erfolgreich. So waren am 6. Juni die schlagkräftigen Panzerdivisionen über 100 Kilometer vom Strand entfernt und konnten durch die alliierte Luftüberlegenheit (es wurden fast 12.000 Einsätze geflogen) nicht herangebracht werden. Erst nach Tagen erreichten sie zu spät den Kampfplatz. Da war aber schon über eine halbe Million Soldaten mit 50.000 Fahrzeugen gelandet und die deutschen Divisionen führten einen verzweifelten Abwehrkampf um den Landkopf zu erhalten und einen alliierten Durchbruch zu verhindern.  Dies alles wusste der alliierte Oberbefehlshaber (und späterer amerikanischer Präsident) Dwight D. Eisenhower aber alles noch nicht als er den Angriffsbefehl gab, auf den die freie Welt so lange gewartet hatte. Vom 6. Juni 1944 an sollte der Krieg zwar nichteinmal mehr ein Jahr lang dauern aber von diesem Datum weg bis Kriegsende kamen mehr Menschen bei Kampfhandlungen ums Leben als in den vorangegangen fünf Jahren zusammen. Am Ende stand ein zerstrümmertes Deutschland, zerstörte Städte in Europa und der Eiserne Vorhang der erst 1989 wieder geöffnet werden konnte. Diesmal allerdings friedlich. Mit dem „Paneuropäischen Picknick" vom 19. August 1989 in der Nähe von Sopron gelang dies, im November desselben Jahres fiel dann die Berliner Mauer und in Rumänien wurde das Ceausescuregime gestürzt.