KHG und die Fußball-Fördermillion
Nach monatelangen Ermittlungen ist bewiesen, dass Fußballvereine und
Steuerzahler um eine Million gebracht wurden.
Letztes Update am 14.04.2012, 19:40
Österreichische Korruptionsermittler haben in Zeiten wie
diesen alle Hände voll zu tun. Selbst im Sport müssen die personell
unterbesetzten Aufklärer im öffentlichen Auftrag am Ball bleiben. Vor 15
Monaten hatte der KURIER die Hintergründe einer dubiosen Millionenförderung an
die Bundesliga enthüllt. Nach darauf folgenden Hausdurchsuchungen und
Vernehmungen durch die Staatsanwaltschaft ist offenkundig: Die Affäre geht noch
viel tiefer; sie stellt Integrität und Professionalität des österreichischen
Fußballs infrage. Die Vorgeschichte: In den Jahren 2003 und 2004 war die
Fußball-Bundesliga mit einer Millionenforderung der Finanz konfrontiert – eine
Altlast aus dem Konkursverfahren von Altmeister FC Tirol. Die Finanznot machte
erfinderisch: Eine Förderung der öffentlichen Hand sollte Abhilfe schaffen, als
Vehikel der Österreichische Fußball-Bund (ÖFB) dienen. Offiziell war die
Million eine edle Spende für den Nachwuchs. Das Problem ist nur: Die
Steuermillion ist nie bei den Vereinen, geschweige denn bei den kickenden
Talenten gelandet – die Steuermillion wurde missbräuchlich zur Tilgung der
Steuerschuld verwendet.
Einvernahme
Die
Affäre hat alle Zutaten, die ein veritabler Skandal hierzulande scheinbar
braucht – selbst Karl-Heinz Grasser, damals nicht unpopulärer Finanzminister
der Republik, mischt mit. Am 5. Mai 2011 sollte KHG von zwei Staatsanwälten und
Fahndern des Bundesamts für Korruptionsbekämpfung als Zeuge unter
Wahrheitspflicht einvernommen werden. Die simple Frage hätte gelautet: Hatte
Grasser als Finanzminister Kenntnis davon, dass die Million, die mit seinem
Budgetgesetz beschlossen wurde, zur Zahlung einer Finanzschuld geplant war? Grasser
hätte den Kriminalisten nur ein paar Sätze diktieren müssen. Hätte sagen
können, dass aus seiner Sicht alles super, alles sauber gelaufen sei. Hätte
anmerken können, dass – wenn überhaupt – auch er getäuscht worden sein müsse. Hätte.
Tatsächlich hat Grasser zu Protokoll gegeben: "Ich berufe mich auf
mein Aussageverweigerungsrecht". Das bedeutet: Grasser verweigerte
die Aussage mit dem Hinweis darauf, dass er sich im Falle einer
wahrheitsgemäßen Aussage selbst belasten könnte. Warum hat Grasser so
gehandelt? Sein Anwalt Manfred Ainedter erklärt: Man sei bereits ein wenig
grantig gewesen auf die Ermittler, weil sein Mandant in anderen Causen ohnehin
stundenlang zur Verfügung gestanden wäre. Ainedter: "Grasser hat mit der Geschichte
nichts zu tun."
Schutzbehauptung
Wie dem auch sei: Operativ waren mit der delikaten
Geschichte zahlreiche Spitzenfunktionäre des Fußballs befasst. Diese hatten bis
dato betont, dass die Förderung ordnungsgemäß über die Bühne gegangen sei. Eine
reine Schutzbehauptung. Der Strafakt beweist Gegenteiliges, die Urkundenlage
ist erdrückend. Tatsache ist, dass die Bundesliga mit dem Dachverband ÖFB nur
einen Scheinvertrag abgeschlossen hat, um die als Jugendförderung getarnte
Million zum Begleichen der Altlasten an Bord zu holen. Dem KURIER liegt ein
internes Mail vor, in dem die oberste Buchhalterin der Bundesliga den wahren
Verwendungszweck des dunklen Geldgeschäftes enttarnt. Sie berichtet im Mai 2004
an die Chefetage: "Der erste Teilbetrag von 500.000 Euro ist im März
vom ÖFB an die Bundesliga gezahlt und von dieser vereinbarungsgemäß im April
(...) an die Republik Österreich überwiesen worden." An die Republik also. Zur Tilgung der Finanzschuld.
Von einer Zahlung an die Vereine keine Spur. In ihrer Einvernahme als Zeugin
unter Wahrheitspflicht bestätigt die Buchhalterin: Die Klubs sind um dieses
Geld, das für den Nachwuchs zweckgewidmet war, betrogen worden.
http://kurier.at/sport/fussball/4492354-khg-und-die-fussball-foerdermillion.php
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