Samstag, 11. Juni 2011

Weitere Begriffserklärungen der FEDAJIN

Force 17 ist eine bewaffnete Elitetruppe und Leibwächtereinheit der Palästinensischen Autonomiebehörde, die unmittelbar deren Präsidenten untersteht. Ursprünglich war sie eine Organisation der Fatah. Die Force 17 entstand in den frühen 1970er Jahren auf Initiative des Fatah-Funktionärs Ali Hassan Salameh (Abu Hassan). Wichtigste Aufgabe war der persönliche Schutz des PLO-Sprechers Jassir Arafat, dessen Stellvertreter und anderer Top-Funktionäre der PLO. 1974 eskortierten Force 17-Angehörige Arafat während seines Auftritts vor der UNO-Vollversammlung in New York. Nicht verhindern konnte die Force 17 den Mord an ihrem Gründer Salameh, der 1979 gemeinsam mit einigen Leibwächtern einem Anschlag in Beirut zum Opfer fiel. Mit Bildung der Palästinensischen Autonomiebehörde 1993 wurde die Force 17 zu einer quasi-staatlichen Sicherheitstruppe umgewandelt.
Die Fatah ([ˈfataħ], eigentlich jedoch korrekt [fatħ] – arabisch ‏فتح‎, DMG fatḥ ‚Eroberung, Sieg‘) ist eine politische Partei in den Palästinensischen Autonomiegebieten. Der Name ist ein Akronym und Ananym von ‏حركة التحرير الوطني الفلسطيني‎ arakat at-Taḥrīr al-waṭanī al-Filasṭīnī, ‚Bewegung zur nationalen Befreiung Palästinas‘. Diese Anfangsbuchstaben zusammengesetzt und rückwärts gelesen ergeben das Wort für „Öffnung, Eröffnung, Befreien; (Hindernisse wegschaffen)“, vgl. futuh. Die Organisation verfolgte laut ihrer Verfassung von 1964 als Ziele die „komplette Befreiung Palästinas“, die „Gründung eines unabhängigen demokratischen Staates mit vollständiger Souveränität über die palästinensischen Gebiete und Jerusalem als Hauptstadt“ sowie die „Ausrottung der ökonomischen, politischen, militärischen und kulturellen Existenz des Zionismus“. In der gleichen Verfassung betrachtete sie die „israelische Existenz in Palästina“ als „zionistische Invasion mit kolonialer Expansionsbasis“. Die Fatah bediente sich in der Vergangenheit auch terroristischer Mittel, um diese Ziele zu erreichen. Im Rahmen des Oslo-Friedensprozesses erkannte die Fatah 1993 unter ihrem Vorsitzenden Jassir Arafat das Existenzrecht Israels an, bekannte sich zum Friedensprozess und schwor dem Terrorismus als politischem Mittel ab. Die Fatah ist heute die stärkste Fraktion innerhalb der Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO). Im politischen Spektrum nimmt sie den Platz einer eher konservativen Partei ein, die sich sowohl vom Islamismus der Hamas als auch vom Sozialismus der Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) abgrenzt. Dennoch ist die Fatah beratendes Mitglied in der sozialdemokratischen Sozialistischen Internationalen. Anfang Mai 2011 unterschrieb die Fatah gemeinsam mit der Hamas ein Versöhnungsabkommen, demzufolge beide planen, eine gemeinsame Übergangsregierung zu bilden.
Am 10. Oktober 1959 wurde die Fatah als Guerillaorganisation von Jassir Arafat zusammen mit Salah Chalaf, Chalil al-Wazir und Faruq Qaddumit in Kuwait gegründet. Sie sah im bewaffneten Kampf ein geeignetes Mittel, um die palästinensische Unabhängigkeit zu erreichen. Ende 1964 verübten Fatah-Kommandos erste Anschläge in Israel. In den Folgejahren operierten die Freischärler hauptsächlich von Jordanien aus, verübten Bombenattentate und legten Hinterhalte. Die israelische Regierung reagierte mit der Sprengung von Häusern, die Fatah-Kämpfer beherbergten, und der Ausweisung von Unterstützern. Zwischen Juni 1967 und Dezember 1968 kamen dabei über 600 Palästinenser, über 200 israelische Soldaten und 47 israelische Zivilisten ums Leben. Einen Wendepunkt in der weiteren Entwicklung stellte die Schlacht von Karame dar. Die israelische Strafexpedition nach Karame (Jordanien) kostete zwar 124 Freischärlern, davon 91 Angehörigen der Fatah, das Leben, aber die Verluste auf israelischer Seite waren ebenfalls hoch. In der arabischen Welt wurde die Schlacht als großer Sieg gefeiert, der die, seit der Niederlage im Sechstagekrieg angeschlagene, arabische Ehre wiederherstellte. Die Schlacht bestätigte Fatah in ihrem eingeschlagenen Weg und leitete die Machtübernahme in der PLO ein. Im Juni 1968 wurden die Mandate der PLO neu verteilt, wobei nun die verschiedenen Widerstandsbewegungen die große Mehrheit bildeten. Die Fatah avancierte zur stärksten Fraktion der PLO, und im Februar 1969 wurde der Fatah-Chef Arafat zum Vorsitzenden der Organisation gewählt. Die PLO war damit von einer unter der Ägide Nassers gegründeten Organisation zum Forum der palästinensischen Nationalbewegung geworden. Dennoch wurde sie, wie auch die Sache der Palästinenser im Allgemeinen, weiter von den arabischen Staaten für ihre Zwecke instrumentalisiert.
Jassir Arafat (* 24. August 1929 in Kairo, Ägypten; † 11. November 2004 in Clamart, Département Hauts-de-Seine, Frankreich), arabisch ‏ياسر عرفات‎, DMG Yāsir ʿArafāt, ursprünglich ‏محمد عبد الرحمن عبد الرؤوف عرفات القدوة الحسيني‎ / Muḥammad ʿAbd ar-Rahmān ʿAbd ar-Raʾūf ʿArafāt al-Qudwa al-Ḥusainī, Kunya: ‏أبو عمّار‎ / Abū ʿAmmār, war ein palästinensischer Freiheitskämpfer, Terrorist,  Guerillakämpfer, Politiker und Staatsmann und vom 12. Februar 1996 bis zu seinem Tod am 11. November 2004 Präsident der palästinensischen Autonomiegebiete. 1957 war er Mitbegründer und später Anführer der palästinensischen Fatah, die jahrzehntelang terroristische Anschläge und Bombenattentate auf israelische, jordanische und libanesische Ziele verübte. 1993 führte Arafat im Namen der PLO Friedensverhandlungen mit Israel, die zur gegenseitigen Anerkennung führten. 1994 erhielt er dafür gemeinsam mit Shimon Peres und Jitzhak Rabin den Friedensnobelpreis. Im Jahr 2000 verhandelte Arafat mit Israels damaligem Regierungschef Ehud Barak und dem damaligen Präsidenten der USA, Bill Clinton, erfolglos über die Gründung eines unabhängigen, palästinensischen Staates. Nach dem Scheitern von Camp David II unterstützte Arafat die Zweite Intifada, wodurch er in seinen letzten Lebensjahren vor allem außenpolitisch an Einfluss verlor. Jassir Arafat wurde übereinstimmenden Erkenntnissen verschiedener seiner Biographen zufolge in der ägyptischen Hauptstadt Kairo geboren. Arafat hingegen behauptete häufig, in Palästina geboren worden zu sein, wobei er im Laufe der Zeit widersprüchliche Angaben machte. Mal behauptete er, in der Altstadt Jerusalems geboren worden zu sein, mal im Gazastreifen. Sicher ist, dass sein Vater aus Gaza und seine Mutter aus einer angesehenen Jerusalemer Familie stammte. Sie hatten in den 1920er Jahren geheiratet und waren nach Kairo ausgewandert. Jassir war das sechste von sieben Kindern. Als er etwa vier Jahre alt war, starb seine Mutter. Um den Vater mit den sechs Kindern zu entlasten, nahm der Bruder der Mutter, Salim Abu Saud, Jassir und seinen jüngeren Bruder zu sich nach Jerusalem, das damals zum britischen Mandatsgebiet Palästina gehörte. Er lebte dort vier Jahre. Als er nach der erneuten Heirat seines Vaters nach Kairo zurückkehrte, besuchte er die Schule und später die Universität, an der er Elektrotechnik studierte. Eine Zeit lang beschäftigte er sich mit der jüdischen Kultur, hatte jüdische Bekannte und las zionistische Werke z. B. von Theodor Herzl. 1946 soll Arafat intensiven Kontakt mit Mohammed Amin al-Husseini, dem mit den deutschen Nationalsozialisten kollaborierenden Mufti von Jerusalem, gehabt haben, der in Ägypten Asyl gefunden hatte. Al-Husseini war ein entfernter Verwandter Arafats. Dass er jedoch der Onkel Arafats gewesen sei, ist eine Legende. Arafat engagierte sich nun aktiv für das palästinensische Recht auf Selbstbestimmung, je nach Standpunkt als Freiheitskampf oder Nationalismus bezeichnet. Zu dieser Zeit war er ein Befürworter der militärischen Konfrontation und beschaffte Waffen, die nach Palästina geschmuggelt wurden. In Kairo hatte sich Jassir Arafat mit Abd al-Qadir al-Husseini angefreundet, der die Einheiten palästinensischer Araber in der Region Jerusalem anführte. Als Arafat von Abdel Khader al-Husseinis Tod im Kampf am Kastel-Berg im April 1948 hörte, brach er sein Studium in Kairo ab und nahm aktiv am Krieg in Palästina teil. Arafat trat der Moslem-Bruderschaft bei, die im Gazastreifen und in der Schlacht bei Kfar Darom kämpfte. Als die ägyptische Armee am 15. Mai 1948 in den Palästinakrieg eingriff, wurde Arafat und seiner Einheit befohlen, abzuziehen. Dies war für ihn ein prägendes Erlebnis. Er beschuldigte später die arabischen Staaten des Verrates, weil sie den Palästinensern nicht geholfen hätten, die Schlacht zu gewinnen und ihnen nicht erlaubt hätten, zu kämpfen. Die palästinensischen Araber erlitten eine militärische Niederlage gegen Israel. Etwa 750.000 Palästinenser wurden staatenlos und der bis heute andauernde Konflikt um die Selbstbestimmung der Palästinenser wurde zementiert. In den 1950er-Jahren studierte Arafat an der Universität Kairo. 1952 gründete er die Generalunion Palästinensischer Studenten (GUPS), der er bis 1957 vorstand. Ende 1952 wurde er kurzzeitig nach einem gescheiterten Attentat auf den ägyptischen Präsidenten Gamal Abdel Nasser verhaftet. 1956 absolvierte er die Universität als Ingenieur und gründete die Union der Palästinensischen Hochschulabsolventen. Danach meldete er sich freiwillig zur ägyptischen Armee und kämpfte im Sueskrieg 1956 gegen Frankreich, Großbritannien und Israel. Er galt als Sprengstoffexperte und war Leutnant in der ägyptischen Armee. Danach ging er im selben Jahr nach Kuwait, wo er als Ingenieur arbeitete und ein erfolgreicher Bauunternehmer wurde. 1957 gründete er in Kuwait zusammen mit Chalil al-Wazir (Abu Dschihad) die erste Zelle der Bewegung zur Befreiung Palästinas (al-Fatah), aus der 1959 die gleichnamige politische Partei hervorging. Ab 1958 war Arafat Vorstandsmitglied und ab 1968 Vorsitzender der Fatah. Durch seine aktive Teilnahme an der Schlacht von Karame 1968 begründete er seinen Heldenmythos und war ab 1969 Vorsitzender der PLO, die 1964 durch die Arabische Liga ins Leben gerufen wurde.

Der Ausdruck Fedajin (von arabisch ‏الفدائي‎ al-fidāʾī ‚der sich Opfernde‘, Plural ‏الفدائيون‎ al-fidāʾiyyūn bzw. ‏الفدائيين‎ al-fidāʾiyyīn) bezeichnet Angehörige religiöser oder politischer Gruppierungen, die bereit sind, ihr Leben für einander oder ihre Sache zu opfern.  Das Wort wurde in seiner ursprünglichen Form von den Assassinen geprägt, welche bei ihren Mordanschlägen den eigenen Tod meist billigend in Kauf nahmen. Nach dem Sechstagekrieg wurden die teils paramilitärisch, teils terroristisch agierenden Kämpfer der von Jassir Arafat gegründeten und angeführten Fatah Fedajin genannt. Sie wurden von vielen linken Gruppen im Westen als Vorkämpfer der Weltrevolution angesehen und entsprechend idealisiert. Die große Zahl freiwilliger Kämpfer wurde schon bald nicht nur für Israel, sondern auch für die arabischen Staaten eine Bedrohung, in denen sich die PLO, die Dachorganisation der palästinensischen Nationalbewegungen, niederließ. Während des Schwarzen Septembers 1970 wurde die PLO aus Jordanien vertrieben, worauf viele der Fedajin in den Libanon gingen. Dort brachten sie das ohnehin wacklige Kräftegleichgewicht des multiethnischen Landes aus den Fugen und waren deshalb maßgeblicher Auslöser des libanesischen Bürgerkriegs. Daneben nannte auch Saddam Hussein seine Leibgarden Fedajin (siehe auch: Saddam-Fedajin). Die Fedajin-e Islam, der iranische Ableger der Fedajin, waren seit ihrer Gründung im Jahre 1948 durch Ayatollah Abol-Ghasem Kashani in verschiedene Attentate verwickelt, so z.B. gegen Premierminister Haj Ali Razmara und Premierminister Hossein Ala. Während der islamischen Revolution wurde diese „inoffizielle“ Organisation zeitweise von Ayatollah Sadegh Khalkali geführt.

Die aus einem Streit um die Erbberechtigung zweier ismailitischer Prinzen hervorgegangenen Assassinen (über den umgangssprachlichen Plural ḥašīšiyyīn von arabisch haschisch / ‏حشيش‎ / ḥašīš /‚Kräuter, Gräser, Hanf‘ (Cannabis sativa)) waren eine legendenumwobene militante ismailitische Sekte des orientalischen Mittelalters, die durch Berichte von Kreuzfahrern und später durch Reisende wie Marco Polo in Europa bekannt wurde. Dieser schildert sie als Sekte, die Haschisch konsumiert, orgiastische Feste feiert und Dolch- und Giftmorde an hochgestellten Persönlichkeiten verübt. Polo hielt sich jedoch mit den Quellen vage und gab nach heutiger wissenschaftlicher Einschätzung überwiegend seinerseits gehörte Erzählungen wieder. Die Zeit des Wirkens der Assassinen wurde in der Folgezeit auf die Jahre zwischen 1080 und 1270 eingegrenzt. Der Name Assassine geht vermutlich auf den der Sekte zugeschriebenen, jedoch nicht nachgewiesenen, regelmäßigen Konsum von Haschisch nach Kreuzzügen zurück. Es ist aber auch möglich, dass das Wort ein in der damaligen Zeit in Syrien gebräuchlicher herabwürdigender Begriff war oder dass es als allgemeine Bezeichnung für „Entrückte“ stand. Ursprünglich wurden nur die in Syrien ansässigen Angehörigen der sufischen Sekte der Asasin ("Die Menschen der Grundfeste, die Fundamentalen") und erst später alle Angehörigen der Religionsgemeinschaft so genannt. Dschingis Khans Enkel Hülägü rottet in Feldzügen von 1255 bis 1258, mit denen er das gesamte iranische Hochland erobert, die Assassinen aus. Marco Polo berichtet über Hasan-i Sabbah (auch "Großer Assassin" oder "Alter Mann vom Berg", vermutlich eine fehlerhafte Übersetzung seines usurpierten Titels Schich El-Jabal = Meister der Berge), der im elften Jahrhundert einen der Zweige der Asasin übernommen hatte, dass er junge Männer mit Opium betäubte und dann in eine an die Burg Alamut angeschlossene Gartenanlage brachte. Dort, bei guter Bewirtung und Betreuung durch Frauen, erging es ihnen wie im vom Propheten Mohammed versprochenen Paradies. Schließlich wurden sie wiederum betäubt und zum Burgherrn Sabbah gebracht, der sie zu Fida'i ausbilden ließ. Nur durch ihren heldenhaften Tod, so die Erzählung, sollten sie zurück ins Paradies kommen. Das Englische und verschiedene romanische Sprachen haben das Verb für den Meuchelmord aus dem Vorgehen der Assassinen abgeleitet: englisch „to assassinate“, italienisch „assassinare“, französisch „assassiner“, spanisch „asesinar“, portugiesisch „assassinar“, katalanisch „assessinar". Nach dem Tod des Propheten Mohammed 632, der weder einen Nachfolger benannt noch eine Prozedur zu dessen Bestimmung hinterlassen hatte, wurden seine Nachfolger willkürlich durch islamische Interessengruppen bestimmt und erhielten den Titel Kalif (Chalifa = Nachfolger). Der erste Kalif wurde Abu Bakr. Ein Teil der Gläubigen hielt allerdings den Schwiegersohn Mohammeds, Ali, für seinen rechtmäßigen Nachfolger. Aus dieser Gruppe, der Partei Alis (Schiatu Ali), entstanden die Schiiten, die bis heute existieren. Die in viele verschiedene Sekten zersplitterten Schiiten kämpften für einen idealen Staat, in dem Staat und Religion eine Einheit bilden sollten. In den Kämpfen um die Herrschaft in den folgenden Jahrhunderten bestimmten zwei zentrale Figuren die schiitische Sekte:
  • Der Imam, der Führer und Lehrer, zudem direkter Vermittler zwischen Allah und der Gemeinde, durch göttliche Einwirkung vor Sündhaftigkeit und Irrtümern bewahrt. Nach schiitischer Auffassung ist es seine Bestimmung, die Tyrannen zu stürzen und einen gerechten Gottesstaat einzurichten. Einige Abspaltungen innerhalb der Schia setzten das verklärte Imamat der Wiederkehr des Mahdi, eines apokalyptischen Messias, gleich, der die Endzeit verkünden und die Armen und Unterdrückten erlösen werde.
  • Zum anderen der Dai, ein Propagandist, der die Botschaft des Imam verkündet, das unterdrückte Volk um diesen sammelt und die Bewegung organisiert.
Die Rolle des Imams und dessen direkte Abstammung von Mohammed erlangten für die Schiiten immer größere Bedeutung. Als Ismail nach dem Tod seines Vaters, des 6. Imams, enterbt wurde, spalteten sich um 770 dessen Anhänger von den Schiiten ab und nannten sich fortan Ismailiten. Ihr radikalster Teil wurden die Assassinen.
Allmählich entstand so eine Sekte, die sich durch strenge Organisation und starken inneren Zusammenhalt auszeichnete. Geistiger Führer dieser Gemeinschaft war ein Imam. Die Ismailiten arbeiteten im Verborgenen, und sahen neben der wörtlichen Botschaft des Koran eine tiefere, verborgene Botschaft, die durch Gelehrte den einfachen Menschen offenbart werden sollte. So entstand gerade in den Anfängen der Glaubensgemeinschaft eine scholastische Verbindung von griechischer Philosophie und islamischer Mystik (Sufismus). Zudem verbreiteten sich in ihr mit der Zeit einige charidschitische Elemente. Ein Großteil der Bewegung hielt jeden moralisch und religiös tadellosen Gläubigen, gleich welchen Standes, selbst einen Sklaven, für berechtigt, das Amt des Imams auszuüben. Sie glaubten, dass dieser demokratisch von allen Gläubigen bestimmt werden sollte. So rekrutierte sich die Sekte zum einen aus den gebildeten Schichten, zum anderen aus den städtischen Handwerkern und Arbeitern. Je schwächer das Kalifat wurde, desto mehr erstarkten die Ismailiten. Dies führte schließlich zu der Entstehung eines ismailitischen Reiches in Nordafrika im 10. Jahrhundert, dem Fatimidenreich. Es hielt sich knapp 200 Jahre, bis 1171. Bereits um 1100 war der Kalif ohnehin nur noch eine Marionette der jeweiligen despotischen Herrscher geworden.



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