Samstag, 20. Dezember 2014

Arreviderci HSV

Der HSV hat sich bei seiner Finanzplanung auf den Einstieg von Investor Klaus-Michael Kühne verlassen, doch der Milliardär will keine Anteile an der Fußball-AG haben - sondern offenbar sein Geld zurück. Für den Verein kann das zur Katastrophe werden.
 
Der Milliardär Klaus-Michael Kühne hat dieser Tage der "Zeit" ein Interview gegeben. Darin hat er sehr viel auf Fahrradwege geschimpft - und auf den Hamburger SV. Er habe schon "viel zu viel Geld" in diesen Verein investiert, sagte der 77-Jährige. Und überhaupt "ärgere ich mich, wenn Geld umsonst ausgegeben wird". Das scheint er jetzt ändern zu wollen. Kühnes Ärger könnte den HSV in seine schwerste finanzielle Krise stürzen.
Der Investor, der dem Verein gut 25 Millionen Euro als Darlehen vorgestreckt und sich damit auch das Recht zu erkaufen geglaubt hat, immer wieder in sportliche Dinge hineinzureden, will sein Geld jetzt offenbar zurückhaben. Jedenfalls verzichtet Kühne auf die Option, das Darlehen wie vom HSV erhofft in Anteile an der AG umzuwandeln. Damit bricht ein Grundpfeiler des Gesamtkonzeptes weg, mit dem sich der Klub im Mai die Ausgliederung der Profi-Abteilung von den Mitgliedern hatte genehmigen lassen. Schließlich war Kühnes Einstieg fest eingeplant.
"Herr Kühne wird sein Optionsrecht nicht wahrnehmen", verkündet der neue HSV-Finanzvorstand Frank Wettstein in dürren Worten. Für den Verein eine finanzielle Katastrophe. Der HSV hat ohnehin schon gut 100 Millionen Euro an Verbindlichkeiten, er hat sich auf das Kühne-Geld verlassen. Mit dem Aufsichtsratschef Karl Gernandt hat man einen Mann an die Spitze des Gremiums gehievt, der bei Kühne als Generalbevollmächtigter angestellt ist. Der Verein hat sich weitgehend in die Hände eines 77-jährigen Geldgebers begeben - der jetzt zum Geldnehmer zu werden droht.
Wer investiert in ein Schlusslicht?
Mit dem Konzept HSV plus aus dem Mai hatte man in Hamburg gehofft, Investoren anzulocken, die Anteile an dem Verein erwerben. Kühne sollte der Türöffner für weitere solvente Partner werden. Ein halbes Jahr später ist davon nichts zu sehen und zu hören. Außer Kühne hat niemand sein gesteigertes Interesse angemeldet. Und jetzt steht der einzige, der bisher Geld in den Klub gesteckt hat, auch noch vor dem Abgang.
Das Problem: Ein Klub, der in den Niederungen der Tabelle herumdümpelt, ist alles andere als attraktiv, um sein Geld in ihn zu stecken. Ein sportlicher Aufwärtstrend ist nicht in Sicht, auch der neue Coach Josef Zinnbauer, ein akribischer, ernsthaft arbeitender Mann, hat die Wende zum Positiven bisher nicht geschafft.
Stattdessen wird dem Team vom Schweizer Neuzugang Valon Behrami attestiert, ihm fehle es an Charakter, an Mentalität. Das sagt ein Spieler, der gerade fünf Monate dem Klub angehört - und bislang auch nicht unbedingt durch überragende Leistungen auffiel. Von Kühne ist Behrami für dessen Kritik gelobt worden.

Von jenem Kühne, der mal öffentlich die Entlassung von Trainer Mirko Slomka gefordert hatte, der Felix Magath nach Hamburg zurückholen wollte, der eine Verpflichtung von Nationalspieler Max Kruse verlangte.
Wenn der HSV am Wochenende auf Schalke verliert und es auch in den anderen Partien schlecht für die Hamburger läuft, überwintert der Klub auf einem Abstiegsplatz. Wer investiert in ein Schlusslicht?
Fan-Anleihe wurde zum Stopfen von Löchern genutzt
Reserven hat der Verein so gut wie keine mehr. Die 17,5 Millionen Euro, die als Fan-Anleihe an sich für den Bau des HSV-Nachwuchscampus gedacht waren, sind zum Stopfen finanzieller Löcher genutzt worden. Zudem wurden die Gehaltskosten nicht wie geplant auf 38 Millionen Euro gesenkt sondern stiegen auf rund 50 Millionen Euro.
Die Geschäftsführung um den neuen Vorstandschef Dietmar Beiersdorfer und den neuen Sportdirektor Peter Knäbel hat zwar jahrelang vermisste Seriosität in die Führung einziehen lassen, aber das ist mutmaßlich zu spät passiert. Beiersdorfer und Knäbel werden zu Mangelverwaltern. Ihr Handlungsspielraum ist denkbar gering.
Um sich die Sache schönzureden, hoffen jetzt manche im Verein, ein Rückzug des Querulanten Kühne könnte den Weg für andere Investoren frei machen. Kühne hat jedenfalls die Lust an dem verloren, was er "mein Hobby" nennt: dem Hamburger SV. Der Milliardär hat derweil sein nächstes Prestigeobjekt im Auge. An der Alster lässt er ein Luxushotel erstehen. Es soll laut Kühne "eines der besten Hotels in Europa" werden. So wie der Hamburger SV mal einer der besten Klubs in Europa werden sollte.
Das "Hamburger Abendblatt" ist dem HSV grundsätzlich wohlgesonnen, man hat über Jahrzehnte mit dem Verein mitgejubelt und mitgelitten. Dieser Tage fiel der Zeitung als Überschrift zum HSV auch nichts anders mehr ein als: "Es wird immer schlimmer".







Der finanziell und sportlich angeschlagene Hamburger SV muss um den Erhalt der Lizenz für die kommende Saison bangen.
Grund für die neuen Sorgen bei den Hanseaten ist der bevorstehende Rückzug von Unternehmer Klaus-Michael Kühne, der sein Darlehen in Höhe von 25 Millionen Euro nicht wie ursprünglich geplant in Anteile der HSV AG umwandeln will und auf eine Rückzahlung besteht.Dies bestätigte Frank Wettstein dem "Hamburger Abendblatt".

"Herr Kühne wird sein bis Ende dieses Jahres vereinbartes Optionsrecht nicht wahrnehmen, und bis zum Ende des Jahres werden wir mit Sicherheit keine Kapitalerhöhung verkünden", erklärte der Finanzvorstand des Bundesliga-Dinos.Der Verein sieht sich daher gezwungen, schon 2015 den ersten Ratensatz von zwei Millionen Euro an Kühne zu überweisen.Bis 2016 ist eine Zahlung von weiteren sechs Millionen Euro fällig, die restlichen 17 Millionen müssen dem Unternehmer bis 2017 erstattet werden.Weitere Rückforderungen stehen dem Traditionsverein bis 2019 ins Haus, der HSV hatte via Fananleihe 17, 5 Millionen Euro für den Bau eines Nachwuchszentrums "HSV-Campus" eingesammelt.

Schon beim Lizenzierungsverfahren für die Saison 2015/16 könnten daher Probleme auf den HSV zukommen, die Lizenz für die laufende Spielzeit ist laut Wettstein jedoch nicht in Gefahr: "Für die Zeit danach gilt, dass die Rückzahlung von Verbindlichkeiten refinanziert werden muss, wenn die Ertragslage nicht deutlich verbessert werden kann."Die Deutsche Fußball Liga (DFL) fällt die Lizenz-Entscheidung im Frühjahr kommenden Jahres.Schon jetzt bedeute der Absprung Kühnes für Hamburg einen erhöhten Sparzwang.

"Grundsätzlich müssen wir die Kostenstrukturen überprüfen und dort, wo es Sinn macht, auch die Kosten deutlich reduzieren. Diese Möglichkeiten sind indes während einer Spielzeit begrenzt und können in ihrer Breite erst in Folgejahren wirken", führte Wettstein aus.Eine Möglichkeit sei, Anteile an interessierte Investoren abzugeben.

http://www.sport1.de/de/fussball/fussba ... 98496.html