Sonntag, 27. Mai 2012

Sommerloch ?



Aus dem Kurier:





Rapid hat Mitte Dezember 2004 offensichtlich bereits ein zweites Mal den Versuch unternommen, Gelder von einem ausgewiesenen Eurofighter-Lobbyisten zu lukrieren, um ein Liquiditätsloch zu stopfen und die doppelten Gagen der Profis begleichen zu können. Ein Umstand, der aus mehreren Gründen äußerst bemerkenswert ist.



Eurofighter-Lobbyist finanzierte Rapid-Gagen

Neue Dokumente erhellen den Deal zwischen Rapid und der EADS: Wie dem Rekordmeister aus der Patsche geholfen wurde. Und was als Gegenleistung erwartet wurde.


Die Medien berichteten von einem "dramatischen Kampf bis zum Schluss". Rapid oder Austria – wer wird Winterkönig 2004? Am Ende schaffte es der Rekordmeister. Rapid. Mit Müh’ und Not und dank eines Treffers in der Nachspielzeit. "Dass sich das noch ausgegangen ist, grenzt an ein Wunder", notierten die Berichterstatter.
Tatsächlich grenzt es im Rückblick an ein Wunder, dass sich das noch ausgegangen ist. Nicht aus sportlicher, vielmehr aus finanzieller Sicht. Doch wie dramatisch es in diesen Dezembertagen des Jahres 2004 um die Finanzen des populärsten Fußballklubs des Landes stand, das war damals nur einer Handvoll Insider bekannt. Rapid Wien hatte in seinem einhundertfünften Bestandsjahr ein massives Liquiditätsproblem. Und jetzt, Mitte Dezember, waren die Weihnachtsgelder für die Profis der Kampfmannschaft fällig. Mehrere hunderttausend Euro. Auf einen Schlag. KURIER-Recherchen ergaben: Rapid hat damals, als der Verein auf dem schmalen Grat zwischen sportlichem Aufstieg und finanziellem Absturz wandelte, Kontakt zu einem Lobbyisten des Eurofighter-Herstellers EADS gesucht, um dieses Liquiditätsloch zu stopfen und die drohende Zahlungsunfähigkeit zu verhindern. Der Kontakt des Rapid-Managements lief pikanterweise über einen Politstrategen, wie vorliegende  

Bettelbrief

In dem Fax dieses Politberaters an den Eurofighter-Lobbyisten S. vom Dezember 2004 wird dieser geradezu flehentlich ersucht, dem klammen Sportverein aus der Patsche zu helfen. Aus"EADS-internen Gründen" sei eine Anweisung der nächsten Sponsorrate an Rapid "frühestens Ende Jänner zu erwarten", schreibt der Stratege. Rapid-Generalmanager Werner Kuhn "muss aber wiederum am Mittwoch bereits die Weihnachtsgehälter anweisen." Unmittelbar danach der Schlüsselsatz des Bettelbriefs aus der Feder des Strategen: Er habe mit Kuhn "vereinbart, Dich zu ersuchen (…), weil Du kommuniziert hast, unter bestimmten Voraussetzungen nochmals in Vorlage zu gehen. Die Voraussetzungen sind aus meiner und Kuhns Sicht gegeben." "Nochmals in Vorlage zu gehen" – das bedeutet schlichtweg: Rapid hat Mitte Dezember 2004 offensichtlich bereits ein zweites Mal den Versuch unternommen, Gelder von einem ausgewiesenen Eurofighter-Lobbyisten zu lukrieren, um ein Liquiditätsloch zu stopfen und die doppelten Gagen der Profis begleichen zu können. Ein Umstand, der aus mehreren Gründen äußerst bemerkenswert ist.