Dienstag, 10. Januar 2012

Schweinske Cup - der Spass geht weiter.....

http://videos.mopo.de/vsc_2668_548_1_vid_132690/St-Pauli-Pressekonferenz-zu-den-Ausschreitungen-beim-Schweinske-Cup.html

Stellungnahme des FC St. Pauli | fcstpauli.com
Nach den Vorkommnissen beim diesjährigen Schweinske-Cup nimmt der FC St. Pauli Stellung hierzu.
Eines vorweg: Der FC St. Pauli verurteilt jede Art von Gewalt. Von wem auch immer sie im Umfeld eines Fußballspiels ausgeübt wird. Gleichzeitig weisen wir darauf hin, dass die überwältigende Mehrheit von St. Pauli-Fans friedfertig ist und Gewalt verabscheut. Aber auch wir verschließen nicht die Augen davor, dass es im Umfeld des FC St. Pauli einige wenige Ausnahmen gibt.


Der FC St. Pauli nimmt hiermit Stellung zu den Ereignissen rund um den Schweinske-Cup am 06.01.2012. Wir schildern den Ablauf des Abends zunächst in chronologischer Reihenfolge, so wie ihn unsere Mitarbeiter oder Funktionsträger selbst erlebten. Zusätzlich liegen uns mittlerweile zahlreiche glaubwürdige Gedächtnisprotokolle von Besuchern des Turniers sowie Fotos und Videoaufnahmen vor. Wir stellen einige Fragen, die es zu stellen gilt, damit die Ereignisse gebührend aufgearbeitet werden können.

Der Fanmarsch vom Bahnhof Lattenkamp mit einigen hundert St. Pauli Fans wurde von starken Polizeikräften begleitet. Vor allem im hinteren Teil des Zuges kam es zum Einsatz von Pyrotechnik, der „Marsch“ wurde drei Mal von der Polizei gestoppt. Es folgten mehrfache Aufrufe von Fans per Megafon, „den Scheiß sein zu lassen“. Außer dem Abbrennen von Pyrotechnik gab es entgegen der polizeilichen Pressemitteilung vom 08.01.2012 keine für uns erkennbare Aggressivität oder Gewaltbereitschaft. Auch in Gesprächen mit den Fans wurde deutlich, dass sich alle wie in jedem Jahr auf ein spannendes und stimmungsvolles Turnier freuten. Etwaige Verabredungen zu Auseinandersetzungen mit Fans anderer Vereine hat es nach unseren Erkenntnissen im Vorfeld nicht gegeben.

Der Einlass in die Halle verlief störungsfrei.

Als aber ca. 120 vermeintliche Lübecker Fans zum ersten Mal auf die dem St. Pauli Block schräg gegenüber gelegenen Sitzplätze stürmten, wurde schnell klar, dass deren Fangruppe am Freitag durchsetzt war mit Leuten, die Auseinandersetzungen suchen. Die meisten trugen schwarze Shirts mit einem Aufdruck „Krawallbande“, „Krawallbrüder“ o.ä.. Es kam zu Schmährufen wie „Schwule, Schwule“, „Judenkinder“, „Zick Zack Zigeunerpack“ und Ähnliches. Ein Vorgehen seitens des Veranstalters oder der Polizei gegen diese Sprüche war nicht erkennbar. Auch hier müssen wir der o.g. Polizeimeldung widersprechen: Von Fans des FC St. Pauli wurde zu diesem Zeitpunkt keine Konfrontation mit den Lübecker Fans gesucht. Vielmehr hörten u.a. Journalisten auf der Westtribüne Gespräche Lübecker Fans mit, in denen diese sich gegenseitig darüber informierten, gar darüber lustig machten, wie einfach es sei, die Sperren zu umgehen und zu den St. Pauli-Fans zu gelangen. Diese Beobachtungen wurden der Polizei gemeldet, jedoch offensichtlich ohne einen erkennbaren Effekt.

Vor dem ersten Spiel bezog die Polizei unter lauten Unmutsäußerungen der St. Pauli-Fans Aufstellung in voller Montur mit Helm sowohl zwischen Fanblock und Spielfeld, als auch in einer Kette eine Treppe hoch zwischen zwei Zuschauerblöcken. Unverständlich, da zu beiden Seiten der Polizeikette St. Pauli-Fans saßen und standen.

Nach dem ersten Gruppenspiel unserer U23 gegen den VfB Lübeck strömten viele Fans wie zu erwarten in Richtung der im Untergeschoss hinter der Kopftribüne gelegenen WCs. Hier befindet sich immer eine Absperrung im Umlauf der WCs, so dass jede „Seite“ auf Toilette gehen kann, ohne auf die andere „Seite“ zu treffen. Leider bestand diese Sperre nur aus einem sogenannten „Hamburger Gitter“, von wenigen Ordnern verstärkt, so dass Sichtkontakt zwischen den Fans bestand. Warum wurde an dieser Stelle kein zusätzlicher Bauzaun mit Sichtblende installiert, um einen Sichtkontakt zu unterbinden? So wie es auch in Stadien oder anderen Hallen im Umlauf üblich ist.

Offensichtlich kam es dort an der Sperre zu verbalen Auseinandersetzungen zwischen Fans des Hamburger SV sowie des VfB Lübeck auf der einen und St. Paulianern auf der anderen Seite. Zu diesem Zeitpunkt stand die Polizei dort unten nur auf der Seite der St. Pauli-Fans, mit dem Gesicht zu eben diesen. Kurz darauf trieb die Polizei die St. Pauli-Fans die Treppe hoch in den Eingangsbereich der Halle. Hierbei wurde ein 20-jähriger, der zur Toilette wollte, von einem Beamten mittels Quarzhandschuh o.ä. bewusstlos geschlagen. Andere Fans trugen den Bewusstlosen zum Rettungsdienst, der ihn ins Krankenhaus einwies, in dem er bis zum späten Abend des Folgetages verbleiben musste. Vom Eingang her kamen noch mehr Polizisten und trieben die St. Pauli Fans in Richtung Ostflügel der Halle, hierbei wurden viel Pfefferspray/Gas und auch der Knüppel bzw. Tonfa eingesetzt. Der Sicherheitsbeauftragte des FC St. Pauli stand am Rande des Eingangsbereiches am oberen Ende der Treppe und beobachtete die Szenerie. Hierbei wurde auch er von einem Tonfa der Polizei am Arm getroffen und mit einem Reizstoff besprüht. Es gab in diesen Minuten keinerlei Informationen des Veranstalters oder der Polizei mit Aufforderungen oder Handlungsanweisungen.

Die Auseinandersetzungen verlagerten sich dann in den Umlauf des Ostflügels. Zu diesem Zeitpunkt muss parallel in der Halle der bekannte „Bannerklau“ stattgefunden haben: Lübecker Fans haben offensichtlich weitere Absperrungen/Ordnerpositionen überwunden, sind auf die Kopftribüne gelangt und haben dort drei St. Pauli Banner entwendet („Ramba Zamba“, „Hinchas“ und „Kein Mensch ist illegal“). Mehrere St. Pauli Fans sind daraufhin auf diese Tribüne geklettert und haben unter Einsatz von körperlicher Gewalt versucht, den Diebstahl zu verhindern und andere St. Pauli-Fans zu schützen. Die vor dem St. Pauli-Block stehende Polizei hat in dieser Situation ebenfalls erneut Gas eingesetzt und in den St. Pauli-Block gesprüht. Hierbei sind etliche vollkommen unbeteiligte Fans in Mitleidenschaft gezogen worden.

Ca. 25 St. Pauli-Fans haben dann in der Halle versucht, um das Spielfeld herum an die Lübecker Fans heran zu kommen. Wahrscheinlich, um die gestohlenen Banner wiederzubeschaffen. Dieser Vorstoß wurde an der Ecke Nord/Ost durch Polizei und Ordnungsdienst gestoppt.

Wir möchten an dieser Stelle festhalten: Der Aufenthaltsbereich der St. Pauli-Fans auf der Kopftribüne sowei im WC-Bereich ist zweimal von Lübeckern etc. angegriffen worden, woraufhin sich St. Pauli-Fans gewehrt haben. Es handelte sich hier mitnichten um eine „Fußball-Randale“, bei der zwei Gruppen nur die Auseinandersetzung im Sinn hatten. Die Lübecker Fans konnten sich nach der Aktion ungehindert in ihren Bereich auf der Westtribüne zurückziehen und feierten dort ihren zweifelhaften „Erfolg“, u.a. mit „Ramba Zamba“-Gesängen, offensichtlich eine Anspielung auf eins der entwendeten Transparente. Warum erfolgten hier keine uns bekannten Ingewahrsamnahmen, obwohl doch aus dieser Lübecker Gruppe für jeden ersichtlich Straftaten begangen wurden?

Die Situation im Umlauf sowie im Eingangsbereich und im Raucherbereich draußen wurde immer unübersichtlicher und chaotischer. Es lagen überall Verletzte auf dem Boden, es wurde nach Wasser gerufen, um Augen ausspülen zu können, viele Gruppen rannten hin und her, viele Menschen auch in Panik.

Die Möglichkeit des Ausweichens nach vorne aus der Halle raus war unserer Wahrnehmung nach meistens nicht gestattet, die Polizei hatte die Türen blockiert. Als ein sehr mitgenommener Fan nur noch hinaus wollte, wurde versucht, dies bei der Polizei zu ermöglichen. Dies wurde abgelehnt, man hätte eine solche Anweisung, hieß es. Dieser Fan wurde später noch ins Krankenhaus transportiert.

Derweil gab es an mehreren Orten weitergehende Auseinandersetzungen zwischen St. Pauli-Fans und der Polizei. Die Fans warfen teilweise mit Gegenständen (meistens Becher). Die Polizei trieb in Kettenformation die Fans von A nach B und dann wieder von B nach A. Wer sich nicht augenblicklich entfernte oder entfernen konnte, wurde mit Reizgas besprüht und/oder mit einem Schlagstock geschlagen. Eine Gruppe St. Pauli-Fans hat zu diesem Zeitpunkt zwischen der Alsterdorfer Sporthalle und der Leichtathletikhalle versucht, die Polizei anzugreifen. Als die Polizei diese Gruppe zurück auf den Balkon (den Raucherbereich neben der Halle) trieb, flüchteten viele der sich dort auf dem Balkon befindlichen Menschen wieder in den Umlauf der Halle. Als die Polizei dann diesen Umlauf betrat, flüchteten die Leute entweder in die Halle oder in den VIP-Bereich. Hier ist also festzuhalten, dass es sich bei dem in den Medien erwähnten und von Veranstalterseite beklagten „Sturm auf den VIP Bereich“ nicht um einen Versuch handelte, dort Straftaten zu begehen, sondern um eine Flucht vor der heranrückenden Polizei. Hierbei wurden auch Verletzte aus dem Hallenumlauf in Sicherheit gebracht, u.a. ein 72-Jähriger Mann, der durch Reizgas stark angegriffen war. In dieser Situation wurde auch ein Mitglied des Aufsichtsrats des FC St. Pauli von mehreren Knüppelschlägen getroffen. Zu keiner Zeit gab es im Umlauf irgendwelche Lautsprecherdurchsagen zur Information oder als Handlungsanweisung an die Zuschauer, weder durch die Veranstaltungsleitung über die Hallenanlage noch von der Polizei mit Megafonen.

Nach ca. 1 1/2 Stunden entschloss sich ein Großteil der St. Pauli-Fans, die Halle zu verlassen, was auch möglich war, jedoch nur durch eine Tür ganz links im Eingangsbereich, weil vor allen anderen Türen ein improvisiertes Lazarett des DRK aufgebaut war, wo Verletzte behandelt wurden. Nach Überqueren der Brücke liefen ca. 150 St. Pauli-Fans die Treppe rechts hinunter und über den Parkplatz in Richtung Hallen-Westseite. Dies wurde durch die Polizei verhindert. Auf dem Rückzug wurden ca. 70 St. Pauli-Fans eingekesselt und in Gewahrsam genommen. Der Rest, ca. 200 bis 300 Fans, wartete an der Straße, von Polizeiketten abgeschirmt, und wurde später von dieser in Richtung Bahnhof Lattenkamp abgedrängt.

Am Bahnsteig gab es erneut Auseinandersetzungen, es wurde Gas in mindestens einen vollbesetzten Waggon mit Fans gesprüht.

Soweit die Schilderung der Ereignisse in und an der Halle, so wie sie sich nach heutigem Kenntnisstand für den FC St. Pauli darstellen.

Es wird deutlich, dass sich der Gesamtablauf deutlich komplexer darstellt, als er kurz nach den Ereignissen in der Öffentlichkeit zusammengefasst wurde. Der FC St. Pauli ist der Ansicht, dass der Beginn der Auseinandersetzungen auch durch handwerkliche Fehler in Planung und Durchführung seitens des Veranstalters und der Polizei ermöglicht wurde. So hat man die verhältnismäßig kleine Lübecker Gruppe viel zu lange ungestört agieren lassen und diese sogar im Nachhinein unbehelligt wieder zum Hauptbahnhof gebracht. Hierfür fehlt uns jedes Verständnis.

Der Einsatz der Polizei in der Halle war nicht nur nach unserer, sondern auch nach der Überzeugung zahlreicher Augenzeugen und Unbeteiligter in Wahl und Einsatz der Mittel überzogen und hat etliche unbescholtene Fußballfans verletzt. Hiermit sind nicht nur körperliche Verletzungen gemeint.

Der FC St. Pauli stellt nicht in Abrede, dass ein Teil seiner Fans im späteren Verlauf der Auseinandersetzungen überreagiert hat und dass es hierbei zu Straftaten gekommen ist. Dies verurteilen wir in aller Deutlichkeit. Auch der FC St. Pauli hat eine (glücklicherweise relativ kleine) Zahl an Fans, die körperliche Auseinandersetzungen sucht. Mit dieser Tatsache gehen wir offen um und versuchen, in Zusammenarbeit mit dem Fanprojekt und den Fangremien dieses Problem so weit wie möglich in den Griff zu bekommen.

Was die Ereignisse in der Alsterdorfer Sporthalle betrifft, sind wir aber der festen Überzeugung, dass von dieser Klientel keine eigenständige Störung der Veranstaltung ausgegangen wäre. Es hat sich vielmehr eine Gewaltspirale in Gang gesetzt, die ihren Ausgang jedoch nicht im Verhalten der Fans des FC St. Pauli hatte. Wenn die Polizei ihrem Dienstauftrag nachgeht und Straftäter verfolgt, so hat dies für jeden nachvollziehbar und auf dem Boden der Rechtstaatlichkeit zu erfolgen. Eine Anwendung unmittelbaren Zwangs darf nie eine solche Zahl an unbeteiligten Opfern zur Folge haben!

Der FC St. Pauli hat am Turnier in der Alsterdorfer Sporthalle seit Jahrzehnten mit Freude teilgenommen und unsere Fans haben die Veranstaltung seit jeher bereichert. Wir weisen jedoch den Vorwurf zurück, unsere Fans seien nun maßgeblich verantwortlich dafür, wenn es dieses Turnier künftig nicht mehr geben sollte. Wenn es Fehlverhalten von Einzelnen oder Gruppen gibt, stehen wir dafür als Verein in der Mitverantwortung. Wir fordern die Öffentlichkeit jedoch auf, die Geschehnisse mit gebotener Sachlichkeit und Differenziertheit zu betrachten und von vorschnellen, verallgemeinernden Schlüssen Abstand zu nehmen.
Festzuhalten bleibt, dass alle Beteiligten nun gemeinsam die Vorfälle aufarbeiten sollten.
Polizisten jagten Fans quer durch die Sporthalle, insgesamt gab es 75 Verletzte: Nach der Gewaltorgie beim Hallenturnier in Hamburg sieht der FC St. Pauli eine Mitschuld beim Veranstalter und bei den Beamten. Die Schilderungen von Augenzeugen sind dramatisch, das Turnier steht vor dem Aus.
Sven Brux stand einfach nur da. Der Sicherheitsbeauftragte des FC St. Pauli beobachtete am vergangenen Freitag eine Auseinandersetzung zwischen Anhängern des VfB Lübeck und St. Pauli-Fans, als ihn plötzlich ein Polizeiknüppel am Arm traf. Anschließend wurde Brux Zeuge einer fast zweistündigen Gewaltorgie in und außerhalb der Sporthalle in Hamburg-Alsterdorf.
Die Darstellung des Clubs von der Krawallnacht liest sich teilweise erschreckend. Aus Sicht der Vereinsverantwortlichen gingen die Provokationen von gewaltbereiten Fans des VfB Lübeck aus. Diese hatten laut Zeugenberichten zunächst mit rechtsradikalen Gesängen wie "Zick-Zack, Zigeunerpack" die als politisch links bekannten St. Pauli-Anhänger provoziert.
In der Erklärung des Vereins heißt es zudem, dass "unter anderem Journalisten Gespräche Lübecker Fans" mitgehört hätten, "in denen diese sich gegenseitig darüber informierten, gar darüber lustig machten, wie einfach es sei, die Sperren zu umgehen und zu den St. Pauli-Fans zu gelangen". Diese Beobachtungen seien der Polizei gemeldet worden, "jedoch offensichtlich ohne einen erkennbaren Effekt".
Anschließend sollen die VfB-Anhänger auf einer Toilette Rangeleien mit St. Pauli-Fans angezettelt haben. In diesem Punkt richten sich die Vorwürfe des Clubs gegen den Veranstalter: "Leider bestand diese Sperre nur aus einem sogenannten 'Hamburger Gitter' (Anm. d. Redaktion: Absperrgitter auf Hüfthöhe), von wenigen Ordnern verstärkt, so dass Sichtkontakt zwischen den Fans bestand." Ein verhängnisvoller Fehler, wie sich kurze Zeit später zeigen sollte.
Banner-Diebstahl mündet in brutaler Selbstjustiz
Als nämlich die Polizei zum Ort des Geschehens ausrückte, nutzten andere Lübecker Anhänger die Situation, um mehrere Banner aus dem Tribünenbereich der Hamburger Fans zu klauen. Das kommt in Ultra-Kreisen etwa so gut an, als wenn man einem Polizisten den Streifenwagen vor der Nase entwendet, darf aber nicht als Entschuldigung für den anschließenden Gewaltexzess herhalten. So sieht es auch der Verein, der gerne in der Vergangenheit seine Anhänger als durchweg friedlich glorifiziert hat: "Der FC St. Pauli stellt nicht in Abrede, dass ein Teil seiner Fans im späteren Verlauf der Auseinandersetzungen überreagiert hat und dass es hierbei zu Straftaten gekommen ist."
Was sich in den folgenden knapp zwei Stunden in und um die Halle herum abspielte, waren chaotische Zustände mit 75 Verletzten. Gewaltbereite Anhänger des FC St. Pauli versuchten nun ihrerseits, den Banner-Diebstahl durch Selbstjustiz zu klären, während die 200 eingesetzten Polizisten die rivalisierenden Gruppen quer durch die Halle jagten. "Es gab in diesen Minuten keinerlei Informationen des Veranstalters oder der Polizei mit Aufforderungen oder Handlungsanweisungen", bemängelt der FC St. Pauli.
Zudem sprechen mehrere Augenzeugen von einem übertriebenen Polizeieinsatz und kritisierten, dass die Sicherheitskräfte Pfefferspray in der Halle einsetzten, gleichzeitig aber flüchtende Besucher am Ausgang behinderten. Laut Erklärung des FC St. Pauli sei beispielsweise ein 20-Jähriger, der zur Toilette wollte, "von einem Beamten mittels Quarzhandschuh o.ä. bewusstlos geschlagen" worden. In der "Hamburger Morgenpost" berichtete ein Fan, wie er von einem Polizeihund gebissen wurde. Anschließend habe man ihn mit Reizgas besprüht und mit einem Kabelbinder gefesselt. Erst nach 20 Minuten habe er den Biss im Oberschenkel von Sanitätern behandeln lassen dürfen.
Die Polizei rechtfertigte ihren Einsatz: "Wir haben die Situation gehabt, dass ein Großteil sehr aggressiver Fans des FC St. Pauli weiterhin Auseinandersetzungen gesucht hat, im gesamten Hallenbereich, auch mit der Polizei", sagte Einsatzleiter Robert Golz dem Sender Sky Sport News. Die Beamten setzten Schlagstöcke und Reizgas ein. "Dabei sind zum Teil auch Unbeteiligte durch Pfefferspray verletzt worden", räumte Golz ein.
"Handwerkliche Fehler in der Planung"
Am Ende war die Eskalation dermaßen heftig, dass die Veranstalter das Turnier abbrachen und den zweiten Spieltag ersatzlos strichen. "Der FC St. Pauli ist der Ansicht, dass der Beginn der Auseinandersetzungen auch durch handwerkliche Fehler in Planung und Durchführung seitens des Veranstalters und der Polizei ermöglicht wurde", heißt es in der Erklärung.
Davon will man beim Veranstalter nichts wissen. "Das war organisierte Kriminalität. Wir hatten im Vorfeld weder von der Polizei noch vom VfB Lübeck Informationen darüber, dass gewaltbereite Hooligans kommen würden", sagte Peter Sander, der für die Pressearbeit des Traditionsturnieres zuständig ist. Neben einem Imageschaden sind auch die wirtschaftlichen Folgen verheerend. Viele Fans verlangen ihr Eintrittsgeld zurück, zudem kommen Forderungen der Sponsoren.
Ein Szenario, das unter Umständen hätte verhindert werden können. Statt den verfeindeten VfB Lübeck einzuladen, hätte man das Turnier auch mit Teams auffüllen können, die mit dem FC St. Pauli befreundet sind, um derlei Konflikte zu vermeiden, hält ein Anhänger in seinem Blog dagegen. Der sportliche Wert des Turniers tendiert ohnehin gegen Null, seit der HSV nicht mehr regelmäßig an der Veranstaltung teilnimmt.
Schon zu Zeiten, als beide Hamburger Teams noch an der Veranstaltung teilgenommen haben, war es immer wieder zu Ausschreitungen gekommen. Einmal wurde sogar eine Leuchtrakete in der Halle abgefeuert. Damals sicherte eine weit größere Anzahl Polizisten das Turnier ab.
"Abgesehen vom wirtschaftlichen Schaden für die Veranstalter dieses Turniers wird es in Zukunft schwer, unter solchen Voraussetzungen Sponsoren für derartige Veranstaltungen zu gewinnen", sagte Dirk Fischer, Chef des Hamburger Fußball-Verbandes. Vieles spricht daher dafür, dass es der letzte Cup dieser Art in Hamburg war.
CDU fordert Geisterspiel für Pauli
Die große Frage: Wer hat die meiste Schuld? Pauli beschuldigt die Polizei, die Polizei beschuldigt Pauli.

Und jetzt mischt sich auch noch die Hamburger CDU ein. Ihr Vorschlag: Geisterspiel gegen Rostock!

Die Rostocker kommen am 22.4. ins Millerntor. Kai Voet van Vormizeele, innenpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion: „Hier muss geprüft werden, ob ein solches Spiel bei entsprechenden Gefährdungsprognosen unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden muss.“

Heute steigt im Rathaus die große „Randale-Runde“.

Innensenator Michael Neumann (SPD) hat Pauli, Lübeck, die Polizei, den Hamburger Sportbund und die Veranstalter eingeladen.

Auch der HSV schickt eine Abordnung, obwohl der Klub schon im Vorfeld des Turniers abgesagt hatte.

Es waren aber wohl auch HSV-Chaoten an den Schlägereien beteiligt.

Heute diskutieren die Beteiligten, derweil fordert Voet van Vormizeele auch das Aus des „Schweinske-Cups“ – und das „Aus“ von Sven Brux als Paulis Sicherheitschef: „Der Schweinske-Cup kann in dieser Form nicht wieder in dieser Halle stattfinden. (...) Ich erwarte, dass der FC St.Pauli seinen sogenannten Sicherheitsbeauftragten Herrn Brux umgehend ablöst. Wer wie er öffentlich Gewalt rechtfertigt, kann kein Gesprächspartner auf Augenhöhe sein.“

Zwei Anzeigen gibt‘s auch: Die Linken-Abgeordnete Christiane Schneider zeigte einen unbekannten Lübeck-Fan an, der einen Hitlergruß gemacht haben soll.

Der Zentralrat der Deutschen Sinti und Roma stellte bei der Hamburger Staatsanwaltschaft Strafantrag, weil VfB-Chaoten in Alsterdorf rechtsradikale Parolen wie „Zick Zack Zigeunerpack“ grölten.
http://www.bild.de/sport/fussball/st-pauli/cdu-fordert-nach-randalen-geisterspiel-22022086.bild.html